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Warum ETF derzeit ihre größten Mängel offenbaren

Ursächlich dafür sind mehrere Effekte. Börsenhandel findet zwar in Echtzeit statt, doch die Lieferung und Bezahlung gehandelte Fondsanteile erfolgt erst mit ein bis zwei Tagen Zeitverzug. Die als Market Maker fungierenden institutionellen Marktteilnehmer, die Fondsanteile erzeugen und zurücknehmen, müssen also in Vorleistung gehen. Gerade in Zeiten, in denen Cash King ist, können die dafür berechneten Kosten hoch sein. Zudem muss sich der Market Maker natürlich gegen die Kursrisiken absichern, indem er zum Beispiel Futures auf den Basiswert verkauft bzw. kauft. Normalerweise weichen die Future-Preise vom Kassa-Preis des Basiswerts nur um die Zinskosten ab. Doch während der volatilen Phase der vergangenen Woche galt auch das nicht mehr. Die teils hohen Abweichungen zwischen Kassa- und Futurepreisen verteuerten die Absicherungsgeschäfte. Teurere Absicherung, mutmaßlich teurere Vorfinanzierung und gleichzeitig stark steigender Bedarf an Markteingriffen durch die Market Maker haben zu teils erheblichen Tracking Errors geführt.

ETF sind inzwischen der Markt und suggerieren nicht vorhandene Liquidität

Ein weiteres Problem ergibt sich daraus, dass ETFs inzwischen bei manchen Anlageklassen einen beträchtlichen Teil des Marktes ausmachen. Wenn ETF-Anleger die Fondsanteile verkaufen, werden die Market Maker die Basiswerte verkaufen und die Fondsanteile kaufen. Da ETFs jedoch den Großteil des Marktes ausmachen, können die verbliebenen Käufer die von den Market Makern auf den Markt geworfenen Wertpapiere in der Menge gar nicht aufnehmen. Die Folge ist, dass die ETFs ihren eigenen Markt crashen, was wiederrum dazu führt, dass weitere Fondsanleger die vermeintlich liquiden Fondsanteile verkaufen wollen, was zu abermals nachgebenden Kursen der Basiswerte führt.

Wenn der Kapitalmarkt etwas aus dieser Krise lernen sollte, dann wahrscheinlich den Fakt, dass börsengehandelte Fonds eine Liquidität suggerieren, die gerade dann nicht vorhanden ist, wenn sie am stärksten nachgefragt wird. Viele börsengehandelte Fonds dürften in den kommenden Monaten und Jahren vom Markt verschwinden – angefangen bei den illiquidesten Basiswerten. Das hieße aber auch, dass der Trend zum passiven Investment sich wieder umkehrt und in Zukunft wieder verstärkt aktives Management nachgefragt werden müsste. Andernfalls würde sich die Nachfrage nur auf andere, derzeit noch liquide Märkte verlagern und den Marktanteil der ETFs an diesen Märkten weiter erhöhen. In der Folge wären in der kommenden Krise dann auch diese jetzt noch liquiden Märkte erstaunlich illiquide.

Eine Folge wäre auch, dass die illiquiden Märkte wieder größere Renditen anbieten müssten, um das mit der Illiquidität einhergehende höhere Risiko zu kompensieren. Dazu müssten die Zentralbanken sich aber endlich wieder aus den Märkten heraushalten und nicht mit ihren Wertpapierkäufen die Preise verzerren.



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2 Kommentare

  1. also Aktien ETF waren jedenfalls nicht das Problem.
    Wenn überhaupt, dann kann man sich freuen, daß Aktien wie Amazon auch in den ETF stark gewichtet sind und dadurch etwas mehr verloren haben als sinnvoll ist.
    Im Grunde hat der Absturz gezeigt, daß das Aktien ETF Bashing eine komplette Luftnummer der aktiven Fondsmanager war.
    Du konntest alle wichtigen ETF zu JEDEM Zeitpunkt mit erstaunlich geringen Spreads durchhandeln.

  2. Die Überlegung, ob ETF´s ungefährlich sind, ist schon irrwitzig. Das ist genauso naiv und dämlich, wie der Glaube an das Bestehen und die Leistungen der Lebensversicherungen in 20 Jahren.
    Lemminge ihr sterbt nie aus!

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