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Warum Facebook den Datenskandal überstehen und weiter wachsen wird

In einem Aufschrei der Empörung verkündeten Promis in den letzten Wochen, dass sie sich diesen Missbrauch ihrer Daten nicht mehr gefallen lassen wollen. Man müsse nun ein Zeichen setzen, und daher kündige man sein Facebook-Konto, so verkündeten es stolz viele Promis. Gesagt, getan. Und was kommt nach dem Aufschrei?

Der folgende Artikel spiegelt nur meine persönliche Meinung wieder. Am Ende kann natürlich alles auch ganz anders kommen! Der Datenskandal rund um Facebook hat die Medienwelt erschüttert. Zahlreiche Prominente haben ihren Facebook-Accounts gelöscht. Darunter auch eine Tech-Ikone wie Steve Wozniak, der neben Steve Jobs das technische Gehirn bei Apple war.

Die Masse wird Facebook weiter nutzen

In einem Aufschrei der Empörung verkündeten Promis in den letzten Wochen, dass sie sich diesen Missbrauch ihrer Daten nicht mehr gefallen lassen wollen. Man müsse nun ein Zeichen setzen, und daher kündige man sein Nutzerkonto, so verkündeten es stolz viele Promis. Gesagt, getan. Und was kommt nach dem Aufschrei? Entscheidend ist, was die große Masse der Nutzer macht.

Seien Sie bitte mal ehrlich zu sich selbst. Seit einigen Tagen zeigen Facebook und Instagram beim Öffnen der App große Hinweise zum nun verschärften Datenschutz. Man kann sie entweder lesen oder wegklicken. Haben Sie diese Hinweise gelesen, oder haben sie sie weggedrückt? Ich vermute mal, dass mindestens 95 von 100 Nutzern den Hinweis schnell weggeklickt haben, weil sie einfach nur schnell, oberflächlich und ohne tiefgründige Gedanken die Posts ihrer Freunde und lustige Videos auf Facebook im Modus des ständigen Runter-Scrollens konsumieren wollen.

Die Masse der Nutzer hat sich schon nach dem NSA-Skandal unterbewusst daran gewöhnt, dass man ja eh datenmäßig abgschöpft und überwacht wird. Der Gewöhnungseffekt ist längst eingetreten. Es mag wie gesagt eine kleine Gruppe von Intellektuellen, Netzaktivisten, Promis und Journalisten geben, die das Thema voller Empörung an die große Glocke hängen. Der normale Nutzer nimmt den Skandal rund um „Cambridge Analytica“ zwar auch mit Empörung zur Kenntnis, aber eben nur einen kurzen Augenblick lang.

Danach sagt man sich „was soll´s“, und surft weiter. Dass die persönlichen Daten abgesaugt, weiter verarbeitet und weitergereicht werden, ist den meisten Nutzern klar, und vielen wohl letztlich egal. Es geht ihnen nur um ein einfaches und oberflächliches Herum-Surfen auf Facebook, was auch vollkommen in Ordnung ist. Der Analyst, der nun glaubt durch diesen Datenskandal könnte für Facebook die große Wende eintreten und die Nutzerzahlen würden einbrechen – der könnte sich irren! Hinzu kommt: Facebook wird vermutlich alles dafür tun vor allem in Emerging Markets weiter massiv zu wachsen, weil irgendwann das Nutzerwachstum in westlichen Industriestaaten erschöpft sein wird – weil fast jeder schon dort Mitglied ist. Genug Potenzial für neue Nutzer ist also global gesehen immer noch vorhanden!

Mangelnde Alternative

Erst gestern berichteten wir über eine mögliche Alternative zu Facebook, nämlich „Telegram“. Vielleicht wird Telegram in den nächsten Jahren eine Alternative im Messenger-Bereich, und kann auch mit anderen Funktionen ein Konkurrent werden. Aber kann sich Telegram zu einer vollwertigen Alternative entwickeln? Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Aber auf einen Zeithorizont von vielleicht fünf Jahren scheint das doch unwahrscheinlich.

Der entscheidende Vorteil von Facebook ist, dass man als vollwertiges Soziales Netzwerk der erste Anbieter am Markt war. Alle die dieses neue Tool des Sozialen Netzwerks nutzen wollten, haben daher ein Facebook-Konto eingrichtet, weil es einfach der erste vollwertige Anbieter war. Dementsprechend haben es Konkurrenten schwer. Denn selbst wenn ein Nutzer bei einem Konkurrenten jetzt einen Account einrichtet – alle seine Freunde sind noch bei Facebook, und am Konkurrenz-Angebot könnte er daher mangels vorhandener Masse schnell das Interesse verlieren.

Google+ ist ein totes Vehikel, Snapchat eine Spielerei für Jugendliche, Instagram ein Fotoalbum mit Kommentarfunktion, YouTube eine Videoplattform mit Kommentarfunktion. Twitter ist und bleibt keine vollwertige Alternative zu Facebook, sondern ein tolles Spezial-Tool für eine kleinere und speziellere Gruppe von Internet-Usern. Zu Facebook gibt es derzeit und wohl auch auf absehbare Zeit keine vollwertige (!) Alternative. Also, wohin sollte die Masse der Nutzer wechseln, selbst wenn sie wollte?

Ein Konkurrent müsste erstmal eine gigantische kritische Mindestmasse an Userkonten und Inhalten erreichen, um gegen Facebook antreten zu können. Dieser erste Schritt ist extrem schwer. Selbst wenn es diesen Konkurrenten gäbe, würde es Jahre dauern ihn groß genug werden zu lassen. Auf absehbare Zeit wird man als Anbieter in diesem Angebotsumfang alternativlos bleiben, und die Masse der Leute wird weiterhin lustige Videos konsumieren, Fotos aus ihrem Urlaub hochladen, und Fotos von Freunden kommentieren. Wer den Niedergang von Facebook freudig erwartet, könnte sich gewaltig irren.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg
Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Foto: Friesehamburg / Wikipedia (CC BY-SA 4.0)



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2 Kommentare

  1. Hauptsache, dass Millionen, wenn nicht Milliarden anderer Websitebetreiber nun den Anforderungen der neuen Datenschutz-Grundverordnung nachkommen und ihre Websites ändern müssen.
    Keiner weiß, was genau zu tun ist, weil der Text in der Verordnung wie immer abstrakt, allgemein und wenig bis gar nicht rechtsverbindlich formuliert ist.
    Hunderte bis Tausende Zeilen von Text werden derzeit von Anwälten verfasst, die auch nicht wissen, was konkret rechtsverbindlich ist.
    Hunderte und Tausende von Abmahnprofis stehen geleichzeitig Gewehr bei Fuß, um ab 25. Mai das Web zu durchforsten und zahlreiche kleine wehrlose Unternehmen und Selbständige in den Ruin zu treiben.

    Soll doch jedes Gewohnheitstier seine Aktivitäten weiterhin bei Facebook, Google, Instagram etc. der ganzen Welt freiwillig zur Verfügung stellen, wenn das so wichtig und für deren Leben so unabdingbar ist. Und sollen sie den amerikanischen Stalker und Studienabbrecher im Melange-T-Shirt noch ein paar Milliarden reicher machen.

    Nur ohne diese seltsame Aktion zum 25. Mai, die derzeit die halbe Wirtschaft lahmlegt, während sich die grundsätzlich Verantwortlichen dieser Misere bereits in neuen Hochs suhlen.

  2. Hallo Herr Kummerfeld, Zu Facebook gibt es sehr wohl gleichwertige Alternativen, die praktisch den gleichen Funktionsumfang haben, jedoch durch dezentrale Datenhaltung eine höhere Datensicherheit bieten. Beispiel: Diaspora. Aber bei ihr greift natürlich Ihr Argument mit der Nutzerzahlhürde.

    Ich finde übrigens, dass die Datenklau-Diskussion meistens stark am eigentlichen Thema vorbeigeführt wird. Alle regen sich auf, dass ihre Daten missbraucht wurden… Allerdings ist der entstandene Schaden bei den Meisten geringer als derjenige, den sie sich selbst durch falsche Einstellungen für die Sichtbarkeit und unüberlegte Veröffentlichung von Inhalten täglich hinzufügen.

    Das eigentliche Verbrechen von Facebook & Co. sind die rechtlichen Konsequenzen, die alle anderen wegen ein paar schwarzer Schaafe tragen müssen. Beispiel: DSGVO. Dieses wirre „Regelwerk“ erfordert erkleckliche Investitionen, die Facebook kaum wehtun, aber ganz viele andere Unternehmen schwächen, darunter auch potentielle Konkurrenten für Facebook. Es kann also durchaus sein, dass der vermeintliche Schutz vor Verbrechern ihre Position sogar stärkt.

    Aber sowas ist halt typisch für den nebulösen, hoffnungslos inkompetenten Korruptionssumpf namens EU, in dem die helle und unbefleckte Friedensidee EU erstickt.

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