Die Mischung aus Angebotsverknappung, Hamsterkäufen, desperater Geldpolitik und explodierenden Haushaltsdefiziten wegen des Coronavirus kann die Preise sehr schnell ansteigen lassen – kann also schnell zu einer galoppierenden Inflation führen. Bei Waren, die gegen die ökonomischen Folgen des Coronavirus schützen sowie bei Gold- und Silbermünzen kommt es bereits jetzt zu spürbarer Mangelteuerung. Auch in Folge der Inflation der Notenbankgeldmengen.
Der Wechsel von Deflation zu Inflation wird durch unser Geldsystem beschleunigt
Im Juli des Jahres 1944 wurde im noblen Bezirk Bretton Woods der Stadt Carroll im Bundesstaat New Hampshire, USA eine neue Währungsordnung für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg unter den späteren Siegermächten ausgehandelt. Der US-Dollar stand dabei als Ankerwährung im Zentrum des Bretton-Woods-Abkommens und alle anderen Währungen (Satellitenwährungen) schwankten in einem definierten Band um die mit Gold gedeckte neue Weltleitwährung.
Fortan wurde von den nicht amerikanischen Notenbanken weltweit der US-Dollar als Reservewährung Nr. 1 gehalten. Ein Großteil der Goldreserven der Welt befand sich in den Tresoren in Manhattan und Fort Knox in den USA.
27 Jahre nach der Etablierung des Nachkriegs-Währungs-Regimes, im August 1971, hob der damalige 37. US-Präsident Richard Milhous Nixon die Bindung des US-Dollars an das Gold auf. Fortan war der Anker unseres heutigen Weltwährungssystem, ebenso wie alle Satellitenwährungen, frei von der Deckung durch Gold. In der Folge stieg die Inflation stark an, konnte aber aufgrund der damals noch deutlich geringeren Verschuldung durch massive Zinsanhebungen bekämpft werden.
Die im Dezember 1913 gegründete US-Notenbank Fed konnte nach der Schließung des Goldfensters im Sommer 1971 unbegrenzt US-Dollars produzieren. Im Zuge der Finanzkrise 2008 ff. wurde dieses Privileg dann erstmals genutzt, um Geld für notleidende Banken und die Finanzierung der Staatshaushalte im Rahmen der sogenannten QE-Programme direkt einzusetzen.
Bis zur Finanzkrise bauten die Notenbanken der Industriestaaten ihre Goldreserven permanent ab. Seitdem hat sich zwar diesbezüglich ein Sinneswandel vollzogen, aber unser heutiges Währungssystem bleibt ein in seiner Gesamtheit ein ungedecktes Fiat-Money-System, in dem die Zentralbanken theoretisch unendlich viel Geld aus dem Nichts schöpfen und zum Ankauf von Schuldpapieren und Vermögenswerten nutzen können. Dies führt automatisch zu Inflation (von lat. inflatio = Aufblähen der Geldmenge).
Da es dafür bereits einen Präzedenzfall gibt, nämlich die letzte Finanzkrise, kann man die Erfahrungen und geldpolitischen Instrumente nun sehr viel schneller und in ungleich größerer Dimension einsetzen, was das Risiko einer schnell eintretenden Inflation erhöht. Widerspruch aus der Politik oder aus der Bevölkerung ist nicht mehr zu erwarten, aufgrund des Gewöhnungseffekts.
Daher reagieren die Notenbanken momentan mit ihrer Geldpolitik in einem Tempo und mit einer Aggressivität in Sachen Geldschöpfung und Geldverbilligung (Zinssenkungen), die bislang beispiellos in der Weltgeschichte sind.
Das Mandat der Preisstabilität (Vermeidung von zu starker Inflation) wird nun der Erhaltung der Systemstabilität vollständig untergeordnet.
Ohne Reflation wäre unser heutiges Wirtschaftssystem am Ende
Bereits vor den wirtschaftlichen Belastungen durch die Corona-Krise befand sich die globale Verschuldung laut dem quartalsweisen Report des Institute of International Finance (IIF) vom 13. Januar mit 253 Billionen US-Dollar auf Rekordniveau. Diese Schuldensumme entspricht 322 Prozent des globalen BIP.
Das Institute erwartet nun eine signifikante Beschleunigung dieser Verschuldung sowie Verwerfungen am Markt für Unternehmensanleihen. Die hohe Schuldenlast vieler Wirtschaftssubjekte wird in der anstehenden sehr tiefen Rezession zum Problem und löst zunächst einen heftigen deflationären Schock aus, der ohne zeitnahe Reflation zum Zusammenbruch der Weltwirtschaft führen würde.
Da die Höhe der Schulden die weltweite Wirtschaftsleistung bereits um das dreifache übertrifft und die Zinskosten bereits historisch niedrig sind, bleibt nur noch das Anwerfen der Notenpresse, um mit dem neu geschöpften Geld die Konjunktur- und Rettungspakte der Staaten zu finanzieren sowie Schuldpapiere und Vermögenswerte aller Art aufzukaufen. Im Gegenzug blähen sich die Bilanzen der Notenbanken, auf denen die gekauften Assets landen, massiv auf.
Die Erfahrung aus der letzten Finanzkrise zeigt, dass ein Abbau der Bilanzen und eine Rückführung der neu geschaffenen Geldmenge nicht möglich ist. Der Versuch der US-Notenbank Fed, die Zinsen über die Teuerungsrate hinaus anzuheben (Zinsnormalisierung) und ihre Bilanz zu reduzieren, führte zum Einbruch der Aktienmärkte und zu einer signifikanten Konjunkturabkühlung im vierten Quartal 2018. Andere große Zentralbanken, wie die Bank of Japan oder die Europäische Zentralbank haben im Bewusstsein der Abhängigkeit der überschuldeten Weltwirtschaft von der ultra laxebn Geldpolitik derartige Experimente unterlassen.
Der Zinsspielraum, den die US-Notenbank sich mit ihren neun Zinsanhebungen in Trippelschritten, verteilt über 5 Jahre, mühsam erarbeitet hatte, wurde innerhalb eines dreiviertel Jahres komplett ausgeschöpft und verpuffte nahezu wirkungslos.
Inflation: Die Weichen sind bereits voll auf Geldentwertung gestellt – Coronavirus beschleunigt
In diesem Jahr haben die Notenbanken weltweit bereits 73 Mal die Zinsen gesenkt, allein 51 Mal im Monat März. Sollten die aktuell wegen des Coronavirus in den USA geplanten und in anderen Teilen der Welt bereits beschlossenen Maßnahmen umgesetzt werden, rollt eine Flut von 9,6 Billionen US-Dollar frisches Geld auf die Weltwirtschaft zu. Sollte mehr Geld notwendig sein, dann könnte diese Summe schnell und in beliebiger Höhe weiter aufgestockt werden.
Da diese Tatsache kein Geheimnis ist, hat der Run auf alternative Währungen bereits begonnen: Die Märkte für Gold- und Silbermünzen stehen wegen der enorm hohen Nachfrage bereits unter extremen Spannungen. Die Verfügbarkeit von Münzen ist bereits stark eingeschränkt, die Aufgelder zu den Spot-Preisen steigen deutlich an und die Lieferzeiten dehnen sich aus.
Fazit und Ausblick: Coronavirus und Inflation
Dieses Phänomen wird sich ab einer bestimmten Summe aus den Notenpressen zunächst stabilisierend und dann preistreibend auf alle Vermögenspreise auswirken und im Anschluss auf die Preise von Gütern, Waren und Dienstleistungen. Besonders in den Bereichen, in denen die Liquidität der Notenbanken, die über zins- und tilgungsfreie Direktzahlungen auch an Haushalte und Selbstständige verteilt wird (Helikoptergeld), auf ein knappes Angebot in Folge unterbrochener Lieferketten treffen.
Der Einwand einiger Ökonomen, das verteilte Geld würde lediglich die Sparquote erhöhen, ist unzulässig, da die verantwortlichen Notenbanker bereits über das Helikoptergeld hinaus an Geld mit eingebauten zeitlichem Verfallsdatum denken (Schwundgeld). So soll das Horten der Geldgeschenke vermieden und die Geldumlaufgeschwindigkeit erhöht werden, damit das neu geschöpfte Fiat-Money auch garantiert nachfragewirksam wird und so Inflation erzeugt.
Erstmals in der Geschichte können und dürfen Notenbanken global konzertiert so viel Geld produzieren, wie sie und ihre Kollegen aus der Fiskalpolitik es für die Aufrechterhaltung eines ohnehin überschuldeten Wirtschaftssystems zentralplanerisch für nötig erachten. Schon aus diesem Grund ist eine gesunde Skepsis gegenüber dem Kaufkrafterhalt der ungedeckten Währungen angebracht.
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Seit wieviel Jahren wird nun die große Inflation angekündigt? Die verfügbaren Einkommen sinken gerade dramatisch, die private Nachfrage kollabiert, die Investitionsnachfrage der Unternehmen ist gleich Null. Aber klar, wir bekommen Inflation….Im Optimalfall vermeiden wir eine deflationäre Depression. Aber gut, die Inflationspropheten liegen seit Jahrezehnten daneben und werden dennoch nicht müde.
@TM
Ich verstehe auch nicht, warum jetzt Inflation kommen soll.
In und nach der Coronakrise haben die Menschen weniger Geld, sie werden noch mehr sparen. Auch wenn Banken und Unternehmen gerettet werden und es von ein paar Helikoptern einige wenige Scheine regnet, reich werden die Leute davon nicht. Sie werden sich nichts leisten wollen und können. Ich sehe ebenfalls eher ein länger dauerndes, gefährliches Deflationszenario, aber ich verstehe zu wenig davon.
Auch wenn es abgedroschen klingt, die Inflation ist da, und zwar bei allen Vermögenswerten, außer Gold. Lebensmittel und Dinge des Alltags werden langsam teurer. Beim Öl wird eine Ausdünnung der Anbieter irgendwann dafür sorgen, dass der Preis steigt.
Öl braucht man immer, ohne Öl kein Krieg. Wenn die alltäglichen Konsumgüter rasch im Preis steigen, und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigt(Umschichtung in Nützliche Dinge) dann sind wir mMn bei der für den Normalbürger schlimmen Inflation angekommen.
Die Nullzinspolitik hat uns einen Bärendienst erwiesen. Ob sich Staaten angesichts der Gigantischen Schuldenberge trotz Nullzins und mit Inflation im heutigen Umfeld erfolgreich ich will nicht sagen entschulden, aber zu mindest auf ein Niveau von 60% des BIPs wie im (lach) Maastrichtvertrag vorgesehen, jemals wieder bewegen werden, ist doch sehr ungewiss…….
Jepp, ein Großteil der gigantischen globalen Schulden auf allen Ebenen müsste zunächst definitiv ausgebucht werden, bevor die zusätzlich geschöpften Geldmengen (aus dem Nichts) real wirksam würden. Auch die großen Kapitalinjektionen seit 2008 haben real nichts bewirkt, da sie größtenteils in den Bilanzen und Posten der weniger sichtbaren Geldssystembereiche hängen geblieben, teils Vermögenswerte aufgebläht, aber eben nicht in die Realwirtschaft geflossen sind. Genau dort hätten sie aber inflationär wirken müssen. Da sich womöglich aber Geschichte wieder reimt und dieses Finanzsystem „so wie früher“ unter allen Umständen erhalten werden soll (also ohne die große Ausbuchung, dafür beispiellosen Interventionen), wird es dieses Mal wohl kaum anders kommen…
P.S.: Die 1.200 Dollar, die Mom and Dad pro Kopf in den USA per Helikopter bekommen sollen oder die 5.000-9.000 Euro pro Kleinunternehmen in Deutschland können noch nicht einmal ansatzweise die aktuellen Verdienstausfälle ausgleichen. Außerdem herrscht nirgendwo ein Mangel an Warenangebot, sondern „lediglich“ ein (zudem) vorübergehendes Nachfrageproblem. Wo soll da bitteschön langfristig Inflation entstehen?
@Hinterfrager, 3000 EUR pro Monat können nicht die Ausgaben für einen Solo-Selbständigen ausgleichen? Für Kleinunternehmer mit Angestellten sind es deutlich mehr.
1200 Dollar in USA kompensieren vermutlich einen 3-4-Job-Status in der dekadelangen Wunder-Statistik in den USA.
Es wird spannend zu sehen, ob weiterhin die idiotischen Börsen überleben, oder der Realwirtschaft erste neue Chancen geboten werden.
@ Michael Bitte zu Ende denken! Über wie viele Monate insgesamt sprechen wir hier eigentlich? Drei, vier oder sechs?
Wenn die Schulden so einfach ausgebucht werden, geht eines verloren: Vertrauen.
Zumindestens bei den Corporate Bonds.
Und wenn ein Staat die Rückzahlung verweigert, Argentinien, Never ending Story.
Warum soll es ein zweites Mal wieder funktionieren?
Ok, sagt der eine oder andere jetzt, des Klappt schon wieder.
Aber jetzt ist das Experiment noch größer, das Drumherum (Derivate) noch gewaltiger.
Ich sag Stagflation.
@Markus
Ich sag Neustart, denn die Fakten, in Form eines prinzipiell (noch relativ) harmlosen RNA-Stranges, eines vom Krankheitsverlauf und den Symptomen harmlosen, aber unbekannten und zurecht furchteinflößenden Virus lassen sich nicht weiter mit 1.000.000.000.000.000.000.000 bullisch wegpumpen.
Das Virus des Wahnsinns, der in Wirtschaft und an den Börsen seit Dekaden wütet, hat sich in einfachster symbolischer Form als Warnschuss vor den Bug manifestiert. Was an wahren Gefahren im Klimawandel schlummert, in den auftauenden Permafrostböden, in tauenden Eismassen, wird die Menschheit wirklich erschüttern.
Was an der bewusst übertriebenen Zahl auffällt, sind die willkürlich vielen Nullen. Das entspricht leider irgendwie symbolisch der traurigen virtuellen Realität. Bei Problemen hängen wir eine Dreiergruppe an Nullen hintenan. Nullen überall, was all die tolle Zahl noch rettet, ist die Eins am Anfang. Mit ihr steht und fällt die Realitätsblase, fällt sie weg oder verschiebt sie sich nach hinten, holt uns zusehends die wahre Welt ein. Die letzten drei Nullen symbolisieren 90% und mehr der Menschheit. Die ganze schöne Zahl x 0 = 0.
Es gibt die Inflation schon real, dafür muss man nur in die Supermärkte gehen. Zwar sind die Preise für die Produkte nicht erhöht worden, aber bei der Bückware sind die Regale oftmals leer. So gesehen sind die Preise für Mehl von 50 Cent auf 1,50 € gestiegen, und selbst dann darf man nicht in beliebiger Menge kaufen, sondern nur ein oder zwei Pakete. Vieles ist ständig ausverkauft.
Und für alle die nicht an Inflation glauben, sollen einmal die Krankenkassen u.Sozialkosten in Betracht ziehen. Sind in Amerika die Krankenprämien schon letztes Jahr OHNE CORONAVIRUS stark gestiegen, müsste das einen Riesenkostenschub geben. Bisher wurden diese Kosten als einzig steigende Kostenklasse im GDP nur positiv gesehen. Ohne die stark steigenden Gesundheits- u, Sozialkosten wäre das GDP schon länger negativ.
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