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Warum Insider in Rekordhöhe Aktien abstoßen

Die sogenannten Insider stoßen am US-Markt derzeit in Rekordhöhe Aktien ab. Warum das gerade jetzt geschieht, erläutern wir hier im Detail.

Das Gebäude der New York Stock Exchange

Der Kauf und Verkauf von Aktien durch Führungskräfte aus Unternehmen wird von den übrigen Marktteilnehmern sehr genau beobachtet. Denjenigen, die in den Aktiengesellschaften direkt an den Informationsquellen sitzen, unterstellt man einen Wissensvorsprung. Doch auch saisonale Faktoren spielen eine Rolle bei den Kauf- und Verkaufsentscheidungen. Was aber treibt die Aktien-Insider gerade jetzt zu rekordhohen Verkäufen?

Das Verhältnis von Verkäufen zu Käufen bei Aktien durch Insider steigt auf Rekordniveau

Generell werden Insider von Unternehmen aufgrund ihrer Kenntnisse von Firmeninterna mit zum Kreis des „Klugen Geldes“ gezählt („Smart Money“). Auch wenn diese Pauschalisierung der Realität nicht immer standhält, lohnt sich bei sehr ausgeprägtem Marktverhalten dieser Anlegergruppe ein genauer Blick auf die Kauf- bzw. Verkaufmotive. Wenn Insider kaufen, wird dies i. d. R. als positiv für das Unternehmen und in der Breite für den Aktienmarkt interpretiert. Starke Insider-Verkäufe hingegen verunsichern den Markt nach dem Motto: „Was wissen die, was wir nicht wissen“.

So wundert es kaum, dass derzeit die Blicke wieder auf die Unternehmensinsider, also das Management im Besitz der Aktien des eigenen Unternehmens gerichtet sind. Der abgebildete Indikator von SentimenTrader misst die Nettozahl von Insidern unter den Unternehmen des S&P 500, die abzüglich gekaufter Anteile an ihren eigenen Unternehmen Aktien verkauft haben (Nettobetrachtung). Der zuletzt ermittelte Wert von 10,42 zeigt den pessimistischsten Wert seit dem Beginn der Erfassung der Daten im August 1997:

Grafik zeigt Verhältnis von Aktien-Insider-Käufen zu Verkäufen beim S&P 500

Woher kommt der Pessimismus der Insider?

Seit Ende März letzten Jahres hat der heimliche Weltleitindex Standard and Poor´s 500 knapp 112 Prozent zugelegt. Für viele Insider geht das weit über das tatsächliche Niveau der Erholung der Wirtschaft im Allgemeinen und der Verbesserung ihrer unternehmensspezifischen Lage hinaus. Die Indikatoren, die eine Blase am Aktienmarkt ankündigen, mehren sich, und so ist es nur verständlich, dass die Manager, deren bedeutender Teil der Vergütung in Form von Aktien erfolgt, ihr Klumpenrisiko reduzieren. Denn einerseits hängt ihr laufendes Einkommen am Wohl und Wehe ihres Arbeitgebers und zum anderen ein wesentlicher Teil ihres Vermögens (Mitarbeiteraktien und Optionen).

Kürzlich erreichte das Verhältnis von Insider-Verkäufen zu Käufen gemäß SentimenTrader den Stand von 143. Das bedeutet, dass 143 Verkäufen nur ein Aktienkauf gegenüberstand. Dieser Wert ist fast doppelt so hoch wie der vorherige Höchststand aus dem Jahr 2014. Was den Insidern besonders Sorgen macht, sind die hohen Fremdkapitalhebel, mit denen derzeit in Aktien spekuliert wird. Dabei leihen sich momentan v. a. Privatanleger, aber auch Hedgefonds massiv Kredite gegen ihre bestehenden Aktienbestände aus (siehe auch: „Hebeln bis zum Crash – die Spitze des Eisbergs“). Diese Hebel-Dynamik hat dazu geführt, dass die ausstehenden Margenschulden gegenüber dem Vorjahr um 72 Prozent gestiegen sind. Das ist der vierthöchste Anstieg seit fast 65 Jahren.

Grafik zeigt das Margin Debt

Je höher die Kredithebelung von Aktienpositionen ist, umso anfälliger ist der Markt für Korrekturen, da Anleger bei sinkenden Notierungen schnell gezwungen sind, zusätzliches Bargeld zur Besicherung ihrer auf Kredit gekauften Aktien zu beschaffen oder aber ihr Portfolio zwangsweise zu verkleinern, was eine Kettenreaktion in Gang setzen kann. Die Tatsache, dass nach den bereits umgesetzten und angekündigten Stimulusprogrammen der US-Regierung die Staatsverschuldung der USA auf Rekordniveau in Friedenszeiten angestiegen ist, lässt zudem viele Insider zweifeln, wo der nächste Unterstützungsschub herkommen soll. Zumal die US-Notenbank (Fed) momentan als Cheerleader der Wall Street ausfällt und eher auf die Euphoriebremse tritt.

Fazit und Ausblick

Der Risikohunger, gemessen am „Global Risk Appetite Index“ von Credit Suisse/First Boston hat sich jüngst den Höchstständen der New-Economy-Blase wieder angenähert. Gleichzeitig sind laut der Investmentbank Goldman Sachs die Wetten auf sinkende Kurse im S&P 500 (Short Interest) auf das niedrigste Niveau seit 2004 gefallen. Interessant ist auch der Kontrast zwischen dem Vertrauen in weiter steigende Kurse zwischen dem „Smart Money“, zu denen auch die Insider gehören, und dem sogenannten „Dumb Money“: Nur noch 19 Prozent der „Smart Money“-Investoren ist optimistisch für den weiteren Verlauf des S&P 500. Vor genau einem Jahr, am 21. April 2020, waren dies laut SentimenTrader bei einem Punktestand des Aktien-Index bei 2.737 noch über drei Viertel (77 Prozent). Das Lager des „Dumb Money“ ist hingegen bei einem aktuellen Index-Stand des S&P 500 von 4.150 zu 78 Prozent optimistisch. Werte über 70 Prozent gelten als extrem und mahnen zumindest zur Vorsicht.



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1 Kommentar

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