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Warum nimmt Amazon trotz riesigen Cash-Polsters Schulden auf?

Amazon nimmt Schulden auf - warum?

Der weltweit größte Online-Versandhändler und Cloud-Computing-Konzern Amazon sitzt aktuell auf 73 Milliarden US-Dollar Liquidität. Dennoch hat Amazon am Montag Anleihen über einen Gesamtwert von 18,5 Mrd. US-Dollar am Markt platziert. Der Großkonzern will Rekordsummen in Wachstum, Nachhaltigkeit und Aktienrückkäufe investieren. Damit wächst die Dominanz des Handelsgiganten weiter.

Amazon verdient mehr Geld als je zuvor

FMW berichtete bereits am 29. April über die Rekordzahlen des Tech-Konzerns mit Sitz in der Stadt Bellevue in der Metropolregion Seattle. Mit einem Umsatz von 108,52 Mrd. US-Dollar und einem Nettoertrag von 8,1 Mrd. US-Dollar konnte Amazon im ersten Quartal dieses Jahres seine Verkäufe um 44 Prozent steigern und den Gewinn pro Aktie mehr als verdreifachen.

Nach Schätzungen der IFH-Handelsforscher aus Köln beherrschte Amazon den deutschen Markt für Versandhandel im vergangenen Jahr mit einem Marktanteil von 53 Prozent. Im Jahr 2018 waren es noch 46 Prozent und 2019 bereits 48 Prozent. Das Corona-Jahr war das bisher beste Geschäftsjahr für den amerikanischen Mega-Konzern. Weit abgeschlagen mit nur ca. einem Drittel des Amazon-Umsatzes folgt in Deutschland die Otto Group und danach mit nur einem Siebentel der Umsatzerlöse der Amerikaner die Zalando SE.

Neben der Dominanz des Online-Handels in der westlichen Welt führt Amazon mittlerweile auch die Riege der weltweiten Cloud-Service Anbieter an. Der Markt für zentralisierte Speicher-Infrastruktur und Services hatte im vergangenen Jahr ein Volumen von 129 Milliarden US-Dollar. Die Konzerne Microsoft und Google folgten mit ihren Cloud-Sparten zum Jahresultimo 2020 auf den Plätzen zwei und drei. Die deutsche SAP rangierte abgeschlagen auf Platz acht.

Amazon - dominant im Cloud-Geschäft

Der Versandriese aus Bellevue hat allein mit seinem Cloud-Geschäft (Amazon Web Services) im ersten Quartal 2021 ein operatives Ergebnis von 4,163 Mrd. US-Dollar erzielt, was 35 Prozent über dem Niveau des Vorjahresquartals lag.

Rekordschuldenaufnahme trotz voller Taschen

Die liquiden Mittel des Konzerns, bestehend aus Barmitteln (33,8 Mrd. US-Dollar) und kurzfristigen Wertpapieren belaufen sich zusammen auf 73 Milliarden US-Dollar. Dabei hatte der Tech- und Logistikriese in den letzten vier Quartalen bis 31. März ganze 45 Milliarden US-Dollar in Sachanlagen wie Lagerhäuser und Cloud-Computing-Rechenzentren investiert. Das war mehr als doppelt so viel wie in den zwölf Monaten zuvor.
Am Montag unternahm die E-Commerce-Gruppe von Amazon mit einem Volumen von 18,5 Milliarden US-Dollar den bisher größten Anleiheverkauf in der Unternehmensgeschichte und die zweitgrößte Anleiheemission in diesem Jahr nach der 25-Milliarden US-Dollar Emission von Verizon Communications im März.

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4 Kommentare

  1. Um die Eingangsfrage zu beantworten braucht es keinen langen Artikel. Sind Zinsen extrem niedrig, dann ersetze ich Eigen- durch Fremdkapital. Einfacher kann man die Rendite gar nicht steigern.
    Die Kohle schütte ich dann entweder an die Eigner aus oder ich kaufe mir weitere Märkte zusammen. Dazu brauche ich weder Innovationen noch muss ich irgendwelche Risiken eingehen. Es gewinnt automatisch der mit dem größten Konto.

    Bei den Zinssäten entwerten sich die Schulden schon heute. Kommt es dann noch zu einer steigenden Inflation verschwinden sie ganz von alleine. In einer überschuldeten Welt ist das rationalste Verhalten (Geld)vermögen abzubauen (sprich in Assets zu tauschen) und die Schulden möglichst stark zu erhöhen (und davon auch Assets zu kaufen).

    Die Aussage, das man keine Schulden machen soll, die gerne von so Typen wie z.B. Marc Friedrich herausposaunt werden, ist Unfug. Man muss sie nur „richtig“ machen. Das bedeutet z.B. mit festen Zinssätzen, ohne Nachschussverpflichtungen und ähnlichem.
    Immer nach der alten Weisheit: Hast du 100.000€ Schulden, hast du ein Problem, hast du 2 Mrd. € Schulden hat deine Bank ein Problem.

    Bei 0 Zinsen ist die rationalste Entscheidung, die Schulden möglichst hoch zu treiben. Ein Interview mit einem „einfachen“ Amerikaner in der letzten Finanzkrise hat das mal auf den Punkt gebracht (aus dem Gedächtnis):

    Frage: „Sie verlieren jetzt ihr Haus weil sie ihre Schulden nicht zurückzahlen können.“
    Antwort: „Ja“
    Frage: „War ihnen den gar nicht bewusst, das sie eventuell die Schulden nicht zurückzahlen können?“
    Antwort: „Doch“
    Frage: „Wäre es dann nicht besser gewesen das teure Haus nicht zu kaufen?“
    Antwort: „Nein. Ich hätte mir nämlich nie so ein Haus leisten können. Aber so habe ich 10 Jahre in einem tollen Haus gewohnt. Jetzt ziehe ich zwar wieder in eine abgeranzte Unterkunft, aber da hätte ich sonst mein ganzes Leben hausen müssen.“

    Da hat jemand ohne „Wirtschafts- und Finanzwissen“ mehr von Wirtschaft und Finanzen verstanden als die ganzen hochbezahlten aber ahnungslosen „Experten“. Es gilt halt weiterhin, das die Schlauen von den Dummen leben und die von der Arbeit. Und daran wird sich auch niemals etwas ändern.

    1. Das ist aber eine riskante Taktik sich zu verschulden und dann zu hoffen dass die Inflation das Problem erledigt. Welche Bank bietet einem heute feste Zinsen über mehr als 3 oder vielleicht 5 Jahre an? Eine jede Bank wäre mehr als dumm wenn sie das machen würde.

  2. …und genau so machen es auch gerade viele Staaten…die Höhe der Schulden ist unwichtig…Schulden zurückzahlen ebenfalls…die Inflation wird es schon richten bzw. die erdrückende Macht mit dem vielen Geld Dinge zu bewegen, die auf Jahrzehnte wirken werden

  3. Pingback: Tesla hat seinen Wert mehr als verfünffacht

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