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Warum der Ölpreis jetzt noch kräftiger ansteigt – Huthis mit Attacke

Öl-Bohrinsel

Der Ölpreis steigt jetzt noch kräftiger an. Mit heute früh 85,71 Dollar im Hoch erreicht WTI-Öl den höchsten Stand seit dem Jahr 2014! Seit gestern Abend ist es nochmal ein Anstieg von 1,40 Dollar, und in den letzten zehn Tagen war es ein Plus von mehr als 8 Dollar. Das europäische Brent-Öl erreicht mit 87,74 Dollar ebenfalls den höchsten Stand seit 7 Jahren. Nachdem wir gestern schon einige Gründe für die gute Laune im steigenden Ölpreis angesprochen hatten, kommen nun neue wichtige Umstände hinzu.

Huthis sorgen für Unruhe auf der arabischen Halbinsel – Ölpreis steigt

Omikron ist harmloser als gedacht, und die OPEC fördert wohl weniger Öl als offiziell verkündet. Dazu die globale Knappheit bei Gas, was Öl als Ersatz-Brennstoff noch gefragter macht. Oben drauf noch die geopolitische Unsicherheit rund um die Ukraine. Das sind Themen, die schon seit Tagen den Ölpreis antreiben. Aber gestern kamen die Huthi-Rebellen aus dem Jemen zurück auf die Weltbühne. Sie griffen mit Abu Dhabi die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate an (siebtgrößter Ölproduzent der Welt) – offenbar gab es mehrere Ziele. Laut Berichten soll es drei Tote gegeben haben. In der Nähe einer Öl-Anlage gingen Tanklaster in Flammen auf, und in der Nähe des internationalen Flughafens von Abu Dhabi brach ein Feuer aus. Mutmaßlich war es ein Drohnenangriff.

Natürlich hat so ein Angriff noch keine ernsthafte Auswirkung auf die Öl-Versorgung des Weltmarkts mit Öl aus der Region. Aber wie immer bei solchen Auseinandersetzungen wächst die Angst vor einer Eskalation, die dann womöglich doch zu einer ernsthaften Beeinflussung der Ölversorgung führen könnte. In der Regel passiert so etwas nicht, aber die Angst ist immer schnell da. Der eh schon kräftig ansteigende Ölpreis wird also kurzfristig noch befeuert durch so eine Nachricht.

Experten-Kommentare

Die Experten der Commerzbank haben vor wenigen Augenblicken ihren Ölmarkt-Kommentar für den heutigen Dienstag veröffentlicht. Sie erwähnen als wichtiges Ereignis für den steigenden Ölpreis ebenfalls den Huthi-Angriff. Hier auszugsweise im Wortlaut: Gestern reagierten die Preise allerdings noch nicht auf diese Nachricht. Zudem gibt es weitere Indikatoren, die auf eine Unterversorgung hindeuten. Auf die sich verstärkende Backwardation in den Terminkurven hatten wir bereits in den vergangenen Tagen hingewiesen. Auch am physischen Markt weiten sich die Preisaufschläge für kurzfristige Öllieferungen aus. Für russisches Öl der Marke Sokol mit Lieferung im März müssen 40 US-Cent je Barrel mehr gezahlt werden als zuvor. Der Preisaufschlag für ESPO, das vor allem von chinesischen Raffinerien bevorzugt wird, ist Händlern zufolge auf das höchste Niveau seit November gestiegen. Das Energieberatungsunternehmen FGE verweist zudem auf zusätzlichen Rückenwind für den physischen Markt durch die hohen Raffineriemargen. All dies deutet auf eine robuste Nachfrage hin.

Ipek Ozkardeskaya von Swissquote sagt aktuell, dass Versorgungsengpässe in einigen wichtigen Ölförderländern wie Angola, Nigeria und Libyen in Verbindung mit außergewöhnlich hohen Erdgaspreisen den Ölpreis weiter nach oben drücken. Die Tatsache, dass die Covid-19-Pandemie nun als „endemisch“ eingestuft wird, werfe ein Licht auf das Ende des Tunnels und gebe den Anlegern Hoffnung, dass die Beschränkungen bald aufgehoben werden, so dass die Weltwirtschaft noch viel Spielraum für eine Erholung habe.

Naeem Aslam von Avatrade sagt in seinem heute früh veröffentlichten Kommentar über den Ölmarkt, dass der Ölpreis weiter ansteigt aufgrund von Versorgungsausfällen. Und Händler würden glauben, dass Omikron nicht so störend sein wird, wie es früher angenommen wurde. Andererseits nehme die OPEC+ keine Rücksicht auf die Ölpreise, da sie der Meinung sei, dass Angebot und Nachfrage relativ ausgeglichen sind und eine Erhöhung des Ölangebots durch Ausnutzung ihrer Überkapazitäten dem Ölpreis nur schaden würde. Die OPEC+ würde glauben, dass der richtige Ansatz darin besteht, das Ölangebot schrittweise zu erhöhen – so wie man es bisher getan habe. Darüber hinaus beobachten die Händler laut Naeem Aslam auch die zunehmenden geopolitischen Spannungen zwischen den USA, China und Russland genau. Die jüngste Erklärung von US-Beamten, in der Bedenken geäußert wurden, dass Russland einen Angriff auf die Ukraine vorbereiten könnte, lasse bei den Händlern die Alarmglocken schrillen, da sie dieses Ereignis als Störung der Ölversorgung ansehen.

Chart zeigt WTI-Ölpreis im Verlauf der letzten zehn Jahre WTI-Ölpreis im Verlauf der letzten zehn Jahre.



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