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Warum Öl-Tanker-Unternehmen jetzt das Geschäft ihres Lebens machen!

Beispiebild für einen Öl-Tanker

Am 28. Februar schaute ich mir bereits einmal die Aktien großer Öltanker-Reedereien an. Seitdem gab es einen veritablen Crash bei Öl, gefolgt von weiter massiv nachgebenden und anschließend sich schnell erholenden Aktienkursen. Wie schlugen sich seitdem die Aktien der Tanker-Flottenbetreiber? Können sie von niedrigen Ölpreisen profitieren? Auf jeden Fall! Die Aktien entwickelten sich deutlich besser als der Gesamtmarkt!

In der Wirtschaft gilt normalerweise, dass ein Produkt umso häufiger nachgefragt wird, je günstiger es ist. Das gilt natürlich auch für Rohöl. Wenn das Barrel Rohöl nur noch 20 statt 130 US-Dollar kostet, wird weniger auf den Benzinverbrauch geachtet. Der Heizöltank wird eher gefüllt als üblich, die Industrie investiert weniger in Energiesparmaßnahmen und auch das eine oder andere mit Öl arbeitende Spitzenlastkraftwerk dürfte künftig öfter angeworfen werden als zu Zeiten deutlich höherer Ölpreise. Zu guter letzt gibt es auch noch die Ölbroker, die bei ausreichend niedrigem Preis für sofort zu lieferndes und ausreichend hohen Preisen für in der Zukunft zu lieferndes Öl jetzt Rohöl kaufen, in Tanker füllen und warten, bis der verkaufte Future-Kontrakt fällig wird. Denkbar ist auch, dass Vielverbraucher von Öl jetzt zugreifen und das Öl für späteren Verbrauch lagern. Wo mehr verbraucht und mehr Rohöl gelagert wird, steigt natürlich auch die Nachfrage nach Öltankern. Darüber berichtete ich bereits gestern.

Öl-Tanker werden jetzt für Lagerung und Transport nachgefragt

Weiterhin kann es zu Preisunterschieden zwischen einzelnen Lieferanten kommen. Wenn saudisches Öl inklusive Transport günstiger ist als russisches, dann werden europäische Kunden eher zu saudischem Öl greifen. Ein heißer Kandidat dafür ist derzeit Belarus, die sich schon seit geraumer Zeit mit Russland in einem Ölpreisstreit befinden und in den vergangenen Monaten Öl aus Norwegen und Kasachstan einführten, statt es aus der durch das Land führenden Rohölpipeline zwischen Russland und Westeuropa zu entnehmen. Trotz einer vermeintlichen Einigung mit Russland bekommt das Land immer noch nicht das gewünschte Öl aus Putins Reich. Nun ist Belarus mit 10 Millionen Einwohnern kein Abnehmerland, das zu größeren Nachfragesprüngen bei großen Tankerflotten führen wird. Aber US-amerikanische, asiatische und westeuropäische Abnehmer werden sich künftig genau überlegen, ob sie regional verfügbares Öl kaufen oder ob das derzeit von Saudi-Arabien mit Billigpreisen in den Markt gedrückte Öl nicht trotz der aufwendigen Anlieferung letztendlich günstiger ist.

Öltanker-Reedereien zählen zu den klaren Outperformern im März

Tatsächlich haben sich die Aktien vieler Reedereien seit dem 28. Februar nicht nur deutlich besser entwickelt als der S&P 500, sondern auch noch teils zweistellige Gewinne eingefahren in einer Phase, in der der S&P 500. Von fünf untersuchten Tanker-Betreibern schnitt lediglich das Unternehmen Teekay genauso schlecht ab wie der S&P 500. Die vier anderen Unternehmen (DHT Holdings, Frontline, Nordic American Tankers, Tsakos Energy Navigation) erzielten Gewinne zwischen 25% und mehr als 40%.

Nehmen wir als Beispiel Frontline, die 21 Öltanker der VLCC-Klasse besitzen. Pro Tanker kann Frontline derzeit an die 220.000 US-Dollar berechnen – pro Tag. Macht in einem halben Jahr 830 Millionen US-Dollar Umsatz. Dazu kommen 28 Schiffe der Suezmax-Klasse sowie 20 der Aframax-Klasse. Die 20 Schiffe der Aframax-Klasse bringen weitere 225 Millionen ein, die 28 Suezmax-Schiffe 330 Millionen. Zusammen also 1,385 Milliarden US-Dollar Umsatz in einem halben Jahr. In der Realität wird es komplexer, da Frontline einige Tanker längerfristig bereits vermietete. Bei einem Teil dieser vermieteten Tanker gibt es jedoch Profitshare-Abkommen. Zudem ist unklar, wie lange Frontline seine Tanker zu den aktuell sehr hohen Preisen vermietet bekommt.

Gelänge es, die Tanker für ein halbes Jahr zu diesen Preisen zu vermieten, hätte Frontline bereits 40% mehr Umsatz gemacht als im gesamten vorherigen Jahr. Und eine Mietzeit von einem halben Jahr erscheint nicht unrealistisch, werden doch die Tanker derzeit hauptsächlich zum längerfristigen Einlagern des derzeit sehr günstigen Öls gebraucht. Allein durch dieses halbe Jahr mit deutlich gestiegenen Umsätzen könnte Frontline den Vorjahresgewinn glatt vervierfachen. An der Börse bewertet wird der Konzern übrigens mit 1,8 Milliarden US-Dollar. Bei einer Gewinn-Vervierfachung entspräche das einem KGV von weniger als fünf.



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1 Kommentar

  1. Ich finde es super interessant wie die Lage noch vor drei Jahren ausgesehen hat. Damals war alles ganz anders. Wo stehen in Deutschland eigentlich die großen Tankanlagen für Heizöl?

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