Warum steigt Gold?
Gold ist in den letzten Tagen bekanntlich deutlich gestiegen – die Frage ist nur: warum? Ist es wirklich so, wie es in Agenturberichten meist begründet wird, wegen geopolitischer Unsicherheiten? Nun – die geopolitischen Unsicherheiten waren in den letzten Jahren sicher nicht kleiner als derzeit, also überzeugt das Argument nicht wirklich. Dazu kommt, dass der Goldpreis in den letzten Jahren regelmäßig vor dem chinesischen Neujahresfest nach unten ging – und nach dem Neujahrsfest dann wieder nach oben (viele Chinesen verkaufen Gold, weil sie für die Reise in die Heimat Liquidität brauchen und kehren dann mit Geld-Geschenken zurück, das sie dann z.B. in Goldschmuck investieren, so eine mögliche Erklärung).
In diesem Jahr ist es jedoch anders. Vielleicht ist eine der Ursachen des steigenden Goldpreises auch die Wette des Markets (ausgelöst durch einen Bericht im „Wall Street Journal“) auf eine entspanntere Gangart der Fed in Sachen Bilanzreduzierung: denn die Reduzierung der Fed-Bilanz (seit Oktober 2018 mit monatlich 50 Milliarden Dollar – das ist kein Pappenstiel!) entzieht den Märkten Dollar-Liquidität und ist daher gewissermaßen als Angebots-Verknappung tendentiell Dollar-bullisch – und damit eher bärisch für Gold. Setzt die Fed aber die Bilanzreduzierung aus oder mindert zumindest das Tempo dieser Reduzierung, dann wäre das Dollar-negativ – und Gold-positiv.
Wir werden heute Abend sicherlich schlauer sein, wenn nicht nur die Fed ihr Statement veröffentlicht, sondern vor allem Jerome Powell seine Pressekonferenz hält. Kürzlich noch jedenfalls hat Powell klar gemacht, dass er die Fed-Bilanz für deutlich zu groß hält – sein Begriff „Autopilot“ im Hinblick auf die Bilanzreduzierung hatte die Aktienmärkte unter Streß gesetzt.
Insofern also wäre es eigentlich verwunderlich, wenn Powell sich nun auch von dieser Position zurück zieht (nachdem er seine Zuversicht in Sachen weiterer Zinsanhebungen rückgängig gemacht hatte und eine „flexible“ Haltung der Fed betonte) – die US-Konjunkturdaten jedenfalls gegen das eher (noch!) nicht her, sie sind derzeit deutlich robuster als etwa die Zahlen aus Europa. Aber der Markt – und auch die Gold-Trader – scheinen genau darauf zu wetten!
Gold und Goldminen-Aktien jetzt an entscheidendem Widerstand
Und diese Wette steht nun vor einem sehr erntshaften Test! Denn die Charts von Gold wie auch von Goldminen-Aktien, die naturgemäß mit dem steigenden Gold-Preis zuletzt stark zulegen konnten, stehen nun vor extrem wichtigen Hürden!
So etwa Gold:
(Chart: kimberleysolutions.com; durch anklicken vergrößern)
Wie in dem Chart sichtbar, hat Gold in den letzten acht Jahren eine Serie von niedrigeren Hochs produziert (Linie A) produziert. Seit ca. vier Monaten aber steigt der Goldpreis wieder an und testet nun die zuvor gebrochene kurzfristigere Aufwärtstrendlinie (Linie B).
Auch Goldminen-Aktien stehen nun charttechnisch an einem entscheidenden Punkt! So ist etwa die ratio (das Verhältnis) zwischen kleineren und mittleren Goldminen-Werten (handelbar im ETF GDXJ – hier dazu mehr) zu dem liquidesten „Dickschiff-ETF“ für Goldminen-Aktien (GDX – hier dazu mehr) in der Vergangenheit stets ein guter Indikator für die weitere Entwicklung des Goldpreis gewesen – wenn der GDXJ stärker performt als der viel Markt-schwerere GDX, so die Überlegung dahinter, ist das ein Zeichen, dass Investoren bei Gold bereit sind größere Risiken einzugehen. eben weil sie optimistisch sind für den Goldpreis und daher auch in Kauf nehmen, dass die kleineren Goldminen-Aktien mehr Risiken beinhalten:
(Chart: kimberleysolutions.com; durch anklicken vergrößern)
All das deutet an, dass die Dinge nun „spitz auf Knopf“ stehen. Und vielleicht werden wir heute Abend auch schon wissen, ob die Haltung der Fed der entscheidende Treiber war für die Gold-Rally – oder eben doch etwas anders dahiner steckt!
Foto: Gold&Co, Goldankauf Wien CC BY-SA 4.0
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Vielleicht setzt sich erst jetzt langsam die Erkenntnis durch, daß die Zinsen nie mehr steigen werden und daß wir aus dem Schulden-Geld-Druck-Schlamassel nicht mehr heil rauskommen. Ein steigender Goldpreis ist meist ein schlechtes Omen.
Ich würde es nicht ganz so fatalistisch formulieren, aber letztlich sehe ich es auch so: Der Goldpreis war von den Höchstständen 2011/12 gefallen, weil die Zinsen nicht noch weiter sinken konnten und weil die Krise mehr oder weniger überstanden war. Nun zeichnet sich immer mehr ab, dass die Zinsen nicht nur nie wieder auf 5% oder 6% steigen werden, sondern dass sie bis auf Weiteres überhaupt nicht mehr steigen werden.
Das ist aber keine Folge vom „Schulden-Geld-Druck-Schlamassel“, sondern Ergebnis der Secular Stagnation, die wiederum m.E. verschiedene Ursachen hat.
Über 1360 würde ich ihre Aussage unterstützen. Darunter der regelmäßige Aufwärtstrent.
Sehr guter Artikel. Vielen Dank!
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Ich bin mir so ziemlich sicher, dass wir heute betreffend FED nicht schlauer sind. Das Ping Pong Spiel wird weiter gehen.
Powell hatte bereits vor ein paar Tagen seine Aussagen relativiert und den Autopiloten als „nicht in Stein gemeisselt“ in Frage gestellt. Meine Quelle dazu: Letzter „Inside Guide“
https://m.youtube.com/watch?v=MBNAW2HKxPA