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Was die Deutschbanker während der Finanzkrise machten, war so halbwegs in Ordnung…

LIBOR-Skandal, US-Hypothekenskandale und und und. Jahrelang brachten immer neue Skandale Milliardenkosten für die Deutsche Bank, und verursachten dadurch offensichtlich massive Schäden für die Aktionäre und für die Bank selbst. Schließlich musste die...

FMW-Redaktion

LIBOR-Skandal, US-Hypothekenskandale und und und. Jahrelang brachten immer neue Skandale Milliardenkosten für die Deutsche Bank, und verursachten dadurch offensichtlich massive Schäden für die Aktionäre und für die Bank selbst. Schließlich musste die Deutsche Bank durch Kapitalerhöhungen frisches Geld reinholen um Strafen in den USA zahlen zu können. Aber gab es seitens der verantwortlichen Vorstände in dieser Zeit Fehlververhalten oder sogar noch Schlimmeres? Anhand der aktuellsten Aussagen des Aufsichtsrats der Deutschen Bank anscheinend nicht. Die Verhaltensweisen der Vorstände zu jener Zeit waren anscheinend „irgendwie halbwegs in Ordnung“, so möchten wir es mal frei formuliert ausdrücken. Die Deutsche Bank drückt es so aus Zitat:

„Nach den Ergebnissen dieser Untersuchungen besteht für durchsetzbare Ersatzansprüche gegen damals amtierende Vorstandsmitglieder keine ausreichende faktische und rechtliche Grundlage.“


Die Deutsche Bank-Zentrale in Frankfurt. Foto: Nordenfan/Wikipedia (CC-BY-SA 4.0)

Was damit gemeint ist? Nun, gestern veröffentlichte die Deutsche Bank einen Text des Aufsichtsrates. Der hatte zu prüfen, ob die Bank von den damaligen Vorständen Gehalts- und Bonuszahlungen zurückfordern kann oder sogar muss, und ob noch auszuzahlende Boni einbehalten werden, aufgrund von möglichem Fehlverhalten der Vorstände während und nach der Finanzkrise. Als „schillerndstens“ Beispiel sollte hier der angeblich so hoch angesehene Investmentbanker Anshu Jain genannt werden, der es damals (wie auch immer) zum Co-Vorstandsvorsitzenden schaffte.

Der Aufsichtsrat schreibt zur Prüfung der möglichen Ansprüche gegen die Ex-Vorstände, dass man sich auf Grundlage „umfangreicher Untersuchungen mehrerer führender Anwaltskanzleien und forensischer Berater sowie unter Berücksichtigung der Feststellungen von Regulierungs- und Aufsichtsbehörden“ gegen eine persönliche Inanspruchnahme von Vorstandsmitgliedern entschieden habe. Damit kann ja nur gemeint sein, dass anscheinend diverse Experten der Meinung sind, dass kein ernsthaftes Fehlverhalten vorlag.

Man trifft sich quasi in der Mitte. 11 Ex-Vorstände der Deutschen Bank, die während der Finanzkrise und danach im Amt waren, hätten laut Bank freiwillig auf einen großen Teil ihrer noch nicht ausbezahlten Vergütung verzichtet. Im Zuge einer Vereinbarung mit dem Aufsichtsrat seien sie damit einverstanden, dass von 69,8 Millionen Euro, die ihnen die Bank noch schuldet, lediglich 31,4 Millionen Euro ausbezahlt werden. Frage: Wenn die Bank offiziell verkündet, dass gegen die Ex-Vorstände keine ausreichende faktische und rechtliche Grundlage für durchsetzbare Ersatzansprüche besteht, warum bestehen die Ex-Vorstände dann nicht auf ihre gesamten Boni?

Die Vermutung: Man will beiderseits keinen Staub der Vergangenheit aufwirbeln. Die Ex-Vorstände verzichten auf einen Teil ihrer Forderungen, damit die Bank in der Öffentlichkeit gut da steht und zeigen kann, dass die Ex-Vorstände für ihre damalige Verantwortlichkeit nun ganz schlimm büßen. Die Deutsche Bank schreibt dazu offiziell Zitat:

Obgleich die Vorstandsmitglieder der Auffassung sind, dass sie ihr Amt stets mit der erforderlichen Sorgfalt ausgeübt haben und ihnen keine Pflichtverletzungen vorzuwerfen sind, verzichten sie als Ausdruck der Verbundenheit mit der Deutschen Bank freiwillig auf insgesamt 38,4 Millionen Euro. Die Deutsche Bank erkennt diese freiwillige Leistung der Vorstände zusätzlich zu früheren Bonusverzichten als weiteren Beitrag an, um die aus der Vergangenheit resultierenden Probleme zu überwinden. „Der Aufsichtsrat begrüßt es, dass die damaligen Vorstandsmitglieder mit dem zusätzlichen Bonusverzicht einen weiteren persönlichen Beitrag leisten, um dieses Kapitel abzuschließen“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner. „Das hilft uns, den Blick wieder nach vorn zu wenden.“

Auf wie viel ihrer Boni einzelne Ex-Vorstände wie Ackermann oder Jain verzichten, bleibt unklar. Das Fazit lautet: Alles halb so schlimm. Vielleicht war ihr Verhalten während der Finanzkrise maximal unglücklich. Vielleicht war auch ein wenig Unbeholfenheit dabei? Gut, man könnte es auch Inkompetenz nennen, aber was soll´s. Damit ist die Finanzkrise für die Deutsche Bank abgeschlossen. Es sei denn es tauchen plötzlich neue Rechtsstreitigkeiten auf, die sich auf die Finanzkrise beziehen. Das soll ja vorkommen.



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2 Kommentare

  1. »…Anshu Jain genannt werden, der es damals (wie auch immer) zum Co-Vorstandsvorsitzenden schaffte.«

    ist doch eindeutig: die waren unsicher :-D

  2. »Es sei denn es tauchen plötzlich neue Rechtsstreitigkeiten auf, die sich auf die Finanzkrise beziehen.«

    Währung wird aus dem Nichts erschaffen – einem „Nichts“ kann kein Schaden zugeordnet werden, folglich kein Schadenersatz zu leisten. Fall erledigt.

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