Wie wir alle lesen konnten, hat sich der Notenbankchef Mario Draghi auf der Konferenz in Sintra/Portugal sehr „dovish“ zur künftigen Politik der EZB geäußert und weitere geldpolitische Maßnahmen in Aussicht gestellt, trotz Null- und Negativzinsen. Hat er nichts aus der bisherigen eingeschränkten Wirkung seiner Geldpolitik gelernt oder was könnte sein Motiv sein?
Mario Draghis Karriere
Man ist schnell bei der Hand, die Aktionen des mächtigen Notenbankers mit dumm oder ideologisch zu bezeichnen. Dagegen spricht seine Ausbildung, seine Karriere und sein Beraterstab von Hunderten promovierten Volkswirten. Draghi hat am bekannten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Wirtschaftswissenschaften promoviert mit der Thematik der theoretischen Grundlagen von Währungsabwertungen sowie mit dem Verhältnis von kurzfristiger Stabilisierungspolitik und langfristigen Planungszielen.
Er war jahrelang Dozent der Wirtschaftswissenschaften an verschiedenen Universitäten, er hatte den Vorsitz des Wirtschafts- und Finanzausschusses der Europäischen Union inne und wurde im Jahre 2002 Managing Director und Vizepräsident der Investmentbank Goldman Sachs in London, bis 2005. Ab dem Jahr 2006, für ingesamt fünf Jahre, wurde Mario Draghi der Notenbankchef Italiens und er kennt daher die finanziellen Gegebenheiten seines Heimatlandes aus dem Effeff. Bereits während seiner Amtszeit forderte er vergeblich die Politik zu durchgreifenden Strukturreformen auf, wie etwa einer Anhebung der Lebensarbeitszeit. Und anschließend wurde er nun schon für acht Jahre EZB-Chef, also von Unwissenheit kann keine Rede sein, er dürfte sich in der Geldpolitik besser auskennen, als jeder von uns in diesem Forum.
Warum beharrt Mario Draghi auf seiner Geldpolitik?
Hier ist man natürlich auf das Spekulieren angewiesen. Mario Draghi ist in erster Linie Notenbanker und zwar derjenige, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, die Eurozone zusammenzuhalten, „whatever it takes “. Was bleibt ihm daher anderes übrig, als die Zinsen unten zu lassen, zumal die Verhältnisse in der italienischen Politik ein Auseinanderbrechen des Euroraumes immer wahrscheinlicher machen. Wenn die Fed jetzt die Zinsen senkt und der Dollar an Anziehung verlöre, wäre ein Erstarken des Euro die Folge und ein weiterer Schlag gegen Europas rezessionsgefährdeter Exportindustrie. Trumps Zollpolitik und ein starker Euro wären der sichere Schritt in eine Rezession der Eurozone. Eventuell will er auch Zeit gewinnen, bis sich die Eurozone, durch Betreiben Frankreichs, auf eine Vergemeinschaftung der europäischen Schulden durchringt. Ihm ist sicher bewusst, dass Italien von seinen Schulden (132% zum BIP), nicht herunterkommen kann.
Draghi hat als EZB-Chef die Wahl zwischen Pest und Cholera. Reagiert er nicht auf Zinssenkungen der Amerikaner kommt die Rezession. Senkt er das Geld weiter ins Minus, gefährdet er das europäische Bankensystem. Warum betet er die Banken so gesund und „die würden durch die Fristentransformation gar nicht so leiden.“ Ich bin mir sicher, wenn es weiter brenzlig wird, kommt es zum gestaffelten Einlagesatz für die Banken, es ist nur derzeit der Politik nicht zu vermitteln. Warum rettet man italienische Banken und lässt die systemrelevanten nördlichen Institute straucheln? Wohl eher nicht. Mario Draghi ist in zweiter Linie Italiener, in Rom lebend und mit einer Familie im Lande. Er wird vor seinem Ruhestand sicher nichts tun, um sein Heimatland zu gefährden.
Fazit
Klar sind meine Aussagen spekulativ. Aber der EZB-Chef sitzt einem Direktorium (sechs Mitglieder) vor, zusätzlich gibt es die Präsidenten der 19 Mitgliedsstaaten, die in einem rollierenden System ihre Stimmen zu Zinsentscheidungen abgeben. Notenbankpolitik ist keine „One Man Show“. Aus einem Zinswettlauf ist parallel ein Währungswettlauf geworden und das ist nicht zu unterschätzen. Ich will Draghi hier nicht verteidigen, die Nullzinspolitik ist für unsere Vorsorgesysteme und die künftige Generation (weiter sollte man nicht spekulieren) desaströs. Aber bleibt der EZB derzeit etwas anderes übrig? Man stelle sich den Effekt der Ankündigung einer Zinssteigerung in Europa vor!
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Die Ausbildung vom Mr. Draghi ist ehe kein Diskussionspunkt – diese ist vermutlich das beste was ein Schulungssystem leisten kann. Viel interessanter ist für mich sein Arbeitsweg und Stationen wie Goldman Sachs, Italienische Nationalbank usw. Am Ende steht für mich die Frage welche Interessen er vertritt oder grade aus für wenn er wirklich arbeitet.
@forexmonky
„für wen er wirklich arbeitet“
Das wissen wir „Wissende“ hier doch alle! Für diese geheimen, verborgenen Eliten natürlich, für wen denn sonst?
Schön, einen so diffrerenzierten Beitrag zu dem Thema zu lesen.
„Hat in Marxismus-Leninismus an der Lomonossow Universität in Moskau promoviert und war an zahlreichen Hochschulen der Sowjetunion und des Warschauer Pakts tätig.“ Danach fiel die Sowjetunion in sich zusammen. Bravo.
Was für ein völliger Unsinn, von der Ausbildung auf die Befähigung zu schließen. Es zeigt lediglich, dass Mario Draghi ganz tief im Sumpf einer In-Group steckt, der er Gefälligkeiten erweisen muss, um sich für seinen eigenen Lebensweg zu bedanken. Wer heutige Elitehochschulen noch mit Bildung assoziiert und nicht als Zuchtbeckecken einer ideologischen Kaste erkennt, dem ist nicht mehr zu helfen.
Draghis In-Group handelt schlicht parasitär, bis zu dem Punkt an dem sie das gesamte System und damit ihre eigene privilegierte Stellung zu Fall bringt.
Schlicht, Handeln im Interesse der Hochfinanz. Umverteilung von unten nach oben, sowie die Wahrung des status quo. Das ist das einzige Motiv.
Da hilft auch ein aufgeblähter Beraterstab von Gelehrten der Wirtschafstastrologie aus selbiger In-Group nicht weiter.
@Wirtschaftsnostradamus, wovon lallen und fantasieren Sie, hat sich russischer Wodka Ihrer paar letzten Gehirnzellen bemächtigt? Was zitieren Sie hier, das anderen Lesern verborgen bleibt?
„Hat in Marxismus-Leninismus an der Lomonossow Universität in Moskau promoviert und war an zahlreichen Hochschulen der Sowjetunion und des Warschauer Pakts tätig.“
Gegenüberstellung und Vergleich sind in einer Gesellschaft, die jegliche Fähigkeit zur Selbstreflexion verloren hat, leider keine Fertigkeiten mehr, die man voraussetzen kann. Da mache ich Ihnen gar keinen Vorwurf, obgleich Ihrer Gossenrhetorik.
Nun noch einmal für die etwas langsameren Denker: Es gab einmal eine Zeit, in der es einen riesigen „Wissenschaft“sapparat des sog. „wissenschaftlichen“ Marxismus-Leninismus gab. Wo sind die ganzen Gelehrten hin, fragt man sich? Haben sie ihr Gesellschaftssystem überlebt? Diese Top-Ausgebildeten des Ost-Blocks. Was ist mit den Alchemisten und Astrologen jener Zeit, bilden Ihre Erkenntnisse heute noch die Grundlage unseres Wissens. Was denken Sie, werden die Hohepriester der unsichtbaren Hand für die Menschheit in 100 oder gar 20 Jahren noch bedeuten?
Wenn Sie einen Satz in Anführungszeichen schreiben, geht der durchschnittliche und zur Selbstreflexion nicht mehr fähige Leser von einem Zitat aus, liest sich den gesamten Text nochmals durch und wundert sich, was da wohl zitiert worden sein mag. Ich frage mich, ob Sie hier nicht Selbstreflexion mit Augurentum verwechseln?!
Wen genau Sie nun gegenüberstellen und vergleichen, hat sich mir noch nicht erschlossen. Michail Sergejewitsch Gorbatschow kann es nicht sein, denn der studierte Jura. Bitte klären Sie mich dahingehend auf, damit auch ich den gedanklichen Bogen hin zu Mario Draghi schlagen kann.
Wobei wir bei dem Thema wären, dass Herr Wolfgang Müller in seinem Artikel gar nicht von der Ausbildung auf die Befähigung schließt. Er argumentiert eher in die Richtung, dass es Supermario eigentlich aufgrund seiner Ausbildung und vor allem wegen seiner beruflichen Karriere und Erfahrung besser wissen müsste: also von Unwissenheit kann keine Rede sein, er dürfte sich in der Geldpolitik besser auskennen, als jeder von uns in diesem Forum.
Und es besteht ein enormer Unterschied zwischen Handeln wider besseres Wissens und Befähigung. Die Befähigung, diesen Unterschied zu erkennen, sollte man zumindest voraussetzen dürfen.
Mario Draghi und seine Ausbildung zeigen wieder sehr schön, wie wenig sie gebracht hat. Jedes Kleinkind weiss, dass die endlose Anhäufung von Schulden zur Rettung von Zombikapitalisten und die Enteignung von Millionen von Menschen als Mittel der Wahl, mit Sicherheit zu keinem vernünftigen Resultat führen kann. All die Kriege und das Elend auf dieser Welt sind schon immer von Abgänger von Eliteschulen verursacht worden und es wird auch diesmal wieder so sein.
Das einzig Richtige was nun sich ausbreitet ist, dass man wieder zum Tauschhandel übergeht um dem wertlosen Papiergeld zu entgehen. Es werden keine wichtigen Verträge mehr auf Papiergeld von Draghi und seinen Kumpanen abgeschlossen, sondern nur noch auf Verbrijefungen auf echte Sachwerte wie Grund und Boden etc. Es ist Zeit geworden, dass diese unfähigen Titelsammler in der Realität ankommen und begreifen, dass ihre Ziele schon längstens ausser Reichweite gerückt sind.