Anleihen

Was ist an den Anleihemärkten los? Geld wird teurer!

An den Märkten für Staatsanleihen erleben wir derzeit Entwicklungen, die es in dieser Form seit Jahren nicht mehr gegeben hat! Und das betrifft uns alle!

Von Markus Fugmann

An den Märkten für Staatsanleihen erleben wir derzeit Entwicklungen, die es in dieser Form seit Jahren nicht mehr gegeben hat! Und das sollte auch jene interessieren, die sich nur an den Aktienmärkten tummeln – denn was an den Anleihemärkten passiert, beeinflußt stark auch die Entwicklung anderer Asset-Klassen. Schon alleine deshalb, weil an den Anleihemärkten das große Geld gedreht wird – alleine der Markt für amerikanische Staatsanleihen bringt 13,6 Billionen Dollar auf die Waage! Und auch deshalb, weil an den Anleihemärkten faktisch gehandelt wird, was Geld kostet!

Und derzeit geschieht Erstaunliches an den Anleihemärkten: die Zinskurve wird wieder tiefer. Und das nun schon seit neun Handelstagen in Folge – das gab es zuletzt im Jahr 2012 (damals verkauften viele Anleihebesitzer ihre länger laufenden Anleihen an die Fed im Rahmen von deren QE-Programm).

Was bedeutet: die Zinskurve wird wieder tiefer? Mit einem Wort: die Investoren verlangen wieder höhere Renditen (Zinsen), wenn sie länger laufende Anleihen kaufen. Mithin fallen also lang laufende Anleihen wie die 30-jährige US-Staatsanleihe im Kurs, während die Zinsen dafür steigen. Das aber ist bei kürzer laufenden Anleihen nicht so der Fall, sodass der Zinsabstand zwischen etwa einer 2-jährigen oder 5-jährigen Anleihe zu einer lang laufenden Anleihe wie der 30-jährigen US-Staatsanleihe steigt. Das gilt nicht nur für die USA, sondern auch etwa für Deutschland und Japan.

Was geht da vor sich? Erstens hat die EZB auf ihrer letzten Sitzung nicht geliefert – was die Märkte auf dem falschen Fuß erwischt hat. Zweitens hat sich der Markt verabschiedet von der Vorstellung, dass die Fed schon im September die Zinsen anheben wird – was Investments in kürzer laufende Anleihen sinnvoll macht (weil ein Stillhalten der Fed längerfristig eine höhere Inflation wahrscheinlicher macht). Und der dritte Grund ist der vielleicht wichtigste: die Notenbanken, alle voran die Bank of Japan, haben zuletzt signalisiert, dass sie die Zinskurve, die sich in den letzten Monaten und Jahren immer mehr verflacht hatte, wieder vertiefen wollen.

Warum? Es geht um die Banken. Denn das Geschäft der Banken läuft letztlich doch so: sie nehmen unsere Einlagen, die derzeit praktisch nicht verzinst sind, und verleihen das Geld langfristig für deutlich höhere Zinsen. Das geht aber nur, wenn die Zinskurve nicht zu flach ist: macht es etwa keinen Unterschied, ob man Geld für ein Jahr ausleiht oder für 30 Jahre, weil die zu bietenden Zinsen sich praktisch nicht unterscheiden, kann eine Bank kein Geld verdienen.

Und genau das ist der springende Punkt: den Notenbanken ist klar, dass sie die Stabilität des Finanzsystems mit Negativzinsen etc. gefährden, weil sie das Geschäftsmodell der Banken zerstören, das auf Zinsdifferenzen beruht. Nun lautet das neue Motto offenkundig: neue Stimulus-Maßnahmen sind erst einmal auf Eis gelegt (EZB), man gibt den Märkten vielmehr das Signal, dass sich die Zinskurve wieder vertiefen sollte (Bank of Japan) – aus diesem Grund sahen wir bei länger laufenden Staatsanleihen letzten Freitag und am Montag den größten sell-off seit einem Jahr.

Das alles bedeutet: Geld wird perspektivisch wieder teurer, die Zeiten stetig sinkender Zinsen sind Geschichte. Für Banken ist das eine gute Nachricht, für Kreditnehmer allerdings nicht..



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7 Kommentare

  1. Und ich dachte immer, das Geschäftsmodell der Banken sei Geldschöpfung aus dem Nichts und Erzeugung von Krediten, für die es keiner eigenen physischen Einlage über 1% bedarf. Das Geschäft mit der Zinsdifferenz ist gemessen an dem Geldschöpfungsmonopol doch eher klein?

    1. @Marten, das stimmt nicht! Das aus dem Nichts geschöpfte Geld wirft ja keinerlei Gewinn ab, wenn es keine Zinsen bringt!

      1. Die Geldschöpfung gehört natürlich zum Geschäftsmodell der Banken, bringt aber eben nur was, wenn damit auch was verdient werden kann und das geht bei den Zinsen eben nur schwer.

        1. OK Leute ;-) Vielleicht kapier ich es ja auch nicht aber ich versuche es (plakativ und ohne Finanzverwaltungsdetails): Also ich spiel jetzt mal Bank. Ich habe 1 Euro echtes Geld Eigenkapital ( physisch Papier bzw. sogar Gold hinterlegt also nicht elektronisch bzw. giral). Nun darf ich als „System“-Bank mit euch einen Vertrag aufsetzen ( Darlehensvertrag), durch den ich euch z.B. 100 Euro „vermieten“ darf auf eine Sicht von 10 Jahren und wegen mir 0,0001 Prozent Zinsen, also fast Null wie aktuell. Je nach Art des Darlehens ist die Tilgung ja unterschiedlich aber selbst wenn ihr mir den Kredit nur 2 Jahre bedienen könnt, mit Tilgung 10 % pro Jahr und ( vernachlässigbarem) Zins, dann habe ich 16 echte Euro in der Tasche ( im Safe) was nun MEINEM neuen EigenKAPITAL entspricht. Wenn das kein Geschäft ist! Nun vergebe ich gesetzlich erlaubt mit 1 Prozent Eigenkapitalreserve schon 1700 Euro Kredit usw. usw.usw.usw…… Dagegen ist der Josephpfenning doch ein Witz. Wer jetzt einwirft, dass ich mir das Geld ja auch irgendwo „mieten“ muss, z.B. bei der nächst „höheren“ Bank der sollte das Speil mal weiter denken bis zur EZB bzw. Notenbank. Die „mieten“ sich garantiert kein Geld.

          Dass, dies nicht unbegrenzt geht ist auch klar, daher bricht ja auch regelmäßig das Geldsystem zusammen ( wenn auch mittlerweile geschickt gestaffelt durch Schuldanschnitte, Währungsreformen, Opferbanken bzw. BADbanks etc. )Früher hat es gedauert bis sich der Zinseszinseffekt ausgewirkt hat und dann alles kollabierte, da die Geldmenge noch am physischen Gold gekoppelt war. Heute erhöht sich die Geldmenge seit der Entkopplung vom Gold ( gemessen in Schulden bzw. Besitz an Schulden) deutlich schneller. Ich bin noch keine 50 Jahre alt ( deutlich jünger) und habe schon 2 mal die Entwertung des Papiers in meiner Geldbörse , also einen echten Kaufkraftverlust bzw. angeordnete Kaufkraftanpassung erlebt. Die Großeltern vieler schon 3 mal , da sie die große Inflation mitmachten.

          Vielleicht kann mir ja hier noch einer erklären wo die Werte in der Realwirtschaft sind, die hinter der „Geldschöpfung“ bzw. den aktuellen Geldmengen stehen wenn die Notenbanken Geld erzeugen? Aber bitte keine Schulbucherklärungen, ich habe die Schulbücher 2er Staatsysteme lesen müssen ( dürfen?) . Logische Erklärungen für die Befugnis der PrivatNotenBanken habe ich in keinem gefunden. Der einzige Unterschied war, dass bei den Kommunisten bzw. Sozialisten die Wirtschaft natürlich nicht so schnell gewachsen ist, aber auch die Verschuldung nicht ;-)

          Die DDR hatte sich glaub ich Anfang der 80 Jahre 5 Mrd. DM von der BRD „geborgt“ . Die waren nach Angaben einen renommierten TV Senders bis zur Wende noch nicht aufgebraucht. Das schafft die BRD glaube ich an einem Tag ;-) Das soll keine Wertung der System sein, zeigt aber den Zusammenhang zwischen Wachstum und Verschuldung schön auf.

          1. @Marten: Was du beschreibst ist idealisiert, bedenke bitte das du nicht von jedem Kreditnehmer dein Geld zurück bekommst. Das heißt du musst das ganze nicht nur für den Einzelfall betrachten, sondern für 100, 1000,… Fälle.
            Sagen wir mal du nimmst bei dem schlechten Zinsumfeld 2,5% Zinsen, aber von deinen 1000 Krediten fallen jedes Jahr 30 aus, dann hast du trotz Geldschöpfung aus dem nichts -0,5% Zinsen auf alle Kredite. Jetzt musst du das ganze noch bearbeiten, sprich du brauchst Personal und Infrastruktur, das geht da auch noch weg. Zu guter letzt musst du für das 1% Einlage/Sicherheit ja auch noch eine Verzinsung erwirtschaften. Auf deutsch du machst Verlust! Ich hoffe die Erklärung hilft dir weiter und war verständlich?
            p.s. Die kommen noch ganz andere Dinge dazu, die ich jetzt mal vernachlässigt habe.

  2. Ui, wenn das erstmal die Aktionäre der Commerzbank u. Co. spitz kriegen – und vor allem die, die mal Aktionär werden
    wollen – dann geht da die Post aber ab.

    In den letzten Tagen gings aber mit den Kursen zunächst noch bergab, stärker sogar als bei den Nicht-Bankaktien.
    Und die letzteren fielen ja angeblich aus A n g s t vor einem Zinsanstieg. Paradox, zumindest Bankaktien hätten steigen sollen müssen.

  3. Das würde ja bedeuten, dass die Notenbanken endlich erkennen, dass sie so nicht weiter machen können.
    Ehrlich gesagt glaube ich nicht daran, dass da mal eine Einsicht einkehrt.

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