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Was ist mit der Bundesbank los? Lautenschläger: Zinsen können weiter sinken..

FMW-Redaktion

Man hat sich daran ja gewöhnt: die EZB beschließt die nächste Senkung des Einlagezinses und die nächste Ausweitung des QE, beschließt darüber hinaus auch, Unternehmensanleihen zu kaufen im Rahmen ihres QE – und die Bundesbank ist dagegen. So auch bei der letzten EZB-Entscheidung, bei der Deutschland zwar turnusmäßig nicht stimmberechtigt war. Aber trotzdem dagegen gestimmt hätte – wenn man denn gedurft hätte. Das alles ist ein schönes Ritual, das uns immer wieder das Gefühl gibt, als gäbe es Dinge, die seien verläßlich: hier die böse EZB, dort die gute, aber weitgehend machtlose Bundesbank mit dem Ritter der traurigen Gestalt, Jens Weidmann, der erfolglos gegen Windmühlen kämpft wie einst Don Quichote.

Heute aber hat diese schöne Gewißheit einen erheblichen Knacks bekommen – und das in Gestalt der Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger. Frau Lautenschläger ist seit 2014 auch Mitglied im EZB-Direktorium und lag eigentlich immer auf der Linie Weidmanns, der sich in Interviews kürzlich erneut als Kritiker der EZB-Entscheidung erwiesen hatte. Nun aber das: Frau Lautenschläger ließ heute verlautbaren, dass die Einlagezinsen weiter sinken könnten:

„Man kann immer noch tiefer gehen“, so Frau Lautenschläger.

Hups – noch tiefer? Hatte nicht der Godfather der europäischen Geldpolitik himself, Mario Draghi, zuletzt nicht eher das Gegenteil angedeutet? Dass jetzt eher Schluß sei mit weiteren Zinssenkungen, und nur im Notfall noch einmal an der Zinsschraube gedreht werde? Und jetzt solche Töne einer Bundesbankerin?

Vielleicht ist das ja einach auch die Fortsetzung der grundsätzlichen Opposition gegen Draghi – einfach immer das Gegenteil dessen sagen, was Draghi sagt. Seltsam aber mutet der Ort an, an dem Lautenschläger diese Aussage machte: auf einer Pressekonferenz zum Thema Bankenaufsicht – da hält man sich normalerweise eher zurück mit Aussagen zur Geldpolitik, es geht vielmehr eben um Banken und sonst nichts.

Vielleicht aber ist auch das Teil einer Strategie: nachdem Draghi das Zinsende verkündet hatte, muß man nun ein wenig zurück rudern, damit der Euro nicht zu stark wird. Das hatte kürzlich schon EZB-Chefvolkswirt Praet kürzlich getan (Zinsen können weiter sinken), nun also auch Lautenschläger.

Vieles deutet daraufhin, dass Draghis Aussage mit dem G20-Treffen in Shanghai Ende Februar zu tun hat, als man offenkundig einen Deal geschlossen hat: die Fed redet den Dollar schwach, Draghi darf noch einmal die Bazooka auspacken und hält dann aber die Füße still (siehe dazu „Währungskrieg: Geschichte wiederholt sich – Shanghai und der „Plaza Accord“). Vermutlich wird Lautenschläger von dem Deal nichts wissen.

Aber dann sagte Lautenschläger doch noch etwas, was die Welt, wie wir sie kennen, wieder irgendwie herstellen könnte: sie selbst werde die erste sein, die für einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik stimmen werde, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben seien.

Geht doch, Sabine!



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6 Kommentare

  1. Alles in Ordnung: Frau Lautenschläger ist nicht mehr Vizepräsidentin der Buba, sie hat, wie richtig dargestellt, 2014 ins EZB-Direktorium gewechselt.

    1. @N.Ritter, das widerspricht sich nicht – sie ist Vizepräsidentin der Buba und im EZB-Direktorium..

      1. Herr Fugmann, doch ehrlich ;-). Buba-Vizepräsidentin ist seit 2014 Frau Prof. Buch.
        Beide Funktionen sind unvereinbar, nur im EZB-Rat sitzen außer den 6 Direktoren noch die Präsidenten der nationalen Zentralbanken

        1. @N.Ritter, Sie haben recht! Sorry, da muß ich mich korrigieren – danke für den Hinweis!

          Viele Grüsse!

  2. Hubba Bub(b)a Bubblegum.Ist Euch das ein Begriff?Wer braucht die Buba noch,wenn Sie eh nichts mehr zu sagen hat?In Bayern hat man vor einigen Jahren den Senat abgeschafft!Was gabs da für ein Gezeter!Und heute?Vermisst irgendjemand diese einst eminent wichtige Institution ausser den Senatoren?Natürlich nicht!Weg damit und den Buta gleich mit!Alle Macht der EZB!Da es sowieso schon so ist,sollten wir es zur Kenntnis nehmen&effizient danach handeln!

  3. „Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing.“

    Man ist heutzutage in der Führung nur noch von falschem Gesindel umgeben.

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