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Was kommt nach der EZB-Entscheidung?

FMW-Redaktion

Was wird nach der EZB-Entscheidung morgen passieren? Kommt der große Befreiungsschlag? Nicht ausgeschlossen, aber doch eher unwahrscheinlich, dass die Aktienmärkte eine länger anhaltende Rally auf´s Parket zaubern werden.

Das zeigt schon ein Blick in die Vergangenheit: so fiel der Eurostoox 50 seit Einführung des QE durch die EZB im April 2015 um17%, die Volatilität ist so hoch wie seit dem Jahr 2008 nicht mehr. Bis auf einen einzigen Monat hat der Index seit Einführung des QE alle Monate mit Verlust abgeschlossen. Das zeigt: die Märkte haben ihren Glauben an die Wunderkräfte der EZB, ja der Notenbanken insgesamt verloren.

Weder das Wachstum noch die Entwicklung der Inflation haben dabei die Erwartungen der Märkte erfüllt. Gleiches gilt im Übrigen für die Gewinne der Unternehmen, die eher abwärts gerichtet sind. So haben Analysten ihre Gewinnschätzungen für Europas Unternehmen so stark gesenkt wie seit dem Jahr 2007 nicht mehr, derzeit fließen in erheblichen Umfang Gelder ab von ausländischen Investoren aus Europas Aktienmärkten. Was eben diese Aktienmärkte also bräuchten, wäre mehr reales Wachstum und steigende Gewinne der Unternehmen. Weil weder das eine noch das andere der Fall ist, kommen die Aktienmärkte nicht wirklich „aus dem Quark“.

Seit Beginn des QE hat die EZB nun 720 Milliarden Euro in die Märkte gepumpt. Was ist das Resultat? Das produzierende Gewerbe mit Daten so schwach wie seit 2013 nicht mehr, die Inflation negativ (nicht nur wegen des Ölpreises!), das Verbrauchervertrauen schwach in der Eurozone. Nicht gerade eine strahlende Erfolgsilanz – da hilft auch das gerne verwendete Totschlag-Argument nicht weiter: was wäre denn passiert, wenn die EZB nichts gemacht hätte? Antwort: wahrscheinlich nichts anderes, nur hätte man eben nicht die 720 Milliarden sinnlos verbraten. Das Geld hätte man etwa den Bürgern der EU schenken können – die Effekte für das Wachstum wären sicher größer gewesen!

Was derzeit zu beobachten ist, ist eine Art Desillusionierungsprozeß der Märkte über die Notenbanken. Man erkennt, dass eine EZB eben auch nicht das Wachstum in China ankurbeln oder andere Wunderdinge vollbringen kann. Und so sind die Erwartungen einiger Banken an die Reaktionen des Marktes morgen gedämpft.

Etwa die Deutsche Bank, die sagt, das Risiko bestehe eher darin, dass die EZB die hohen Erwartungen nicht erfülle. JPMorgan empfiehlt seinen Kunden, mögliche Rallys nach der EZB-Entscheidung zum Ausstieg zu nutzen. Gespeist wird die Sorge auch durch den möglichen Brexit: sollte es dazu kommen, müsste die EZB dann heftig intervenieren, daher wolle sie ihr Pulver nicht vorzeitig verschießen.

Andere hingegen sind optimistisch: der Eurostoxx etwa sei günstig bewertet derzeit mit einem durchschnittlichen KGC von 13 – daher würden die Aktienmärkte früher oder später steigen. Vielleicht ja eher später als früher..



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1 Kommentar

  1. Hallo liebe FMW-Redaktion,

    „Das Geld hätte man etwa den Bürgern der EU schenken können – die Effekte für das Wachstum wären sicher größer gewesen!“

    Da habt ihr den Nagel auf den Kopf getroffen!!! Warum man das wohl nicht macht??? Weil das Geldschöpfungsmonopol sowohl der Zentralbanken, als auch der privaten Geschäftsbanken niemals zu Gunsten des Souveräns, also des Bürgers, angewendet werden wird.

    Ich würde mich freuen, wenn die FMW-Redaktion sich einmal mit der Frage beschäftigt, warum dieser Unfug der indirekten Staatsfinanzierung so hartnäckig am Leben gehalten wird. Und zwar zu unser aller Schaden!!!

    Viele Grüße

    GN

    Ps: Wenn’s weiter laufen wir, wird Riße zum „Finazmarktgenie“ des Jahres gekürt….

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