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Was stimmt da nicht? Japans Währungskrieger Abe mutiert vom Saulus zum Paulus..

FMW-Redaktion

Es gibt Dinge, die sind seltsam. Und es gibt Dinge, die sind so richtig seltsam. So etwa die Aussage des japanischen Ministerpräsidenten Abe, dass ein Wettbewerb um die Abwertung der eigenen Währung vermieden werden sollte. Wie bitte? Und das aus dem Munde des wohl größten Währungskriegers dieser Welt?

Im Jahr 2012, im frühen Herbst, wurde bekannt, dass es in Japan zu Neuwahlen kommen würde. Was dann passierte, zeigt der Chart des Dollar-Yen:

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Eines war klar: Abe würde, das zeigten die Umfragen damals, die Wahlen klar gewinnen. Und dann an der Macht schließlich sein Wirtschaftsprogramm umsetzen, das nur ein Ziel hatte: Bekämpfung der jahrelangen Deflation in Japan durch eine ultraexpansive Geldpolitik. Und so kam es dann auch. Japan druckte und druckt Geld wie kein anderes Land der Welt (vielleicht mit Ausnahme Simbabwes) – nur geholfen hat es wenig.

Nun aber wertet der Yen seit Wochen stark auf. Gestern fiel Dollar-Yen unter die psychologisch wichtige 110er-Marke. Und prompt meldete sich ein Notenbanker der Bank of Japan mit der Aussage, dass man bei einer weiteren Aufwertung des Yen (der den Exporten des Landes schadet) nicht tatenlos bleiben würde. Sprich: es drohen Interventionen, wie die Bank of Japan dies vor einigen Wochen schon einmal getan hatte.

Nun aber die Absage an solche Interventionen durch Abe, der in seiner Eigenschaft als Ministerpräsident Japans faktisch gegenüber der Notenbank weisungsbefugt ist, gewissermaßen ihr eigentlicher Chef ist. Der darüber hinaus willige Vollstrecker seiner Ideen in der Notenbank platziert hat, der die Abwertung des Yen wollte – und nun so tut, als wolle er das doch nicht?

Abe
Wandelt sich in seiner Währungspolitik vom Saulus zum Paulus: Japans Ministerpräsident Abe
Foto: Chuck Hagel, https://www.flickr.com/photos/secdef/13649632865/

Was ist da los? Faktisch gibt es dafür nur eine mögliche Erklärung: Abe hat bei dem G20-Treffen dem Shanghai-Accord zugestimmt, der faktisch den Währungskrieg ausbalancieren soll durch Eintritt der Supermacht USA in eben diesen Währungskrieg. Die Fed soll die Füsse still halten – und damit zum Wohle der Welt den Dollar schwächen. Für Japan hat das zur Folge, dass der Dollar zum Yen stärker abwertet – aber Abe ist an diese Vereinbarung gebunden und wurde daher vom Saulus zum Paulus. Daher muß er gegen direkte Interventionen sein – daher wird er seine Notenbanker zurück pfeifen.

Und das dürfte Folgen haben: wertet der Yen weiter auf, wird der Schmerz der Carry-Trader immer größer, zeigt das Risikobarometer Dollar-Yen für die globalen Märkte immer mehr auf rot..



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