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Was verschweigt die EZB?

Von Markus Fugmann

Die EZB hat heute im Rahmen einer außerordentlichen Sitzung die Notkredite (ELA) für Griechenland erhöht, nachdem – wie Insider berichten – seit Beginn der Woche pro Tag eine Milliarde Euro von Konten griechischer Banken abgeflossen sind. Die Information, dass die EZB die ELA erhöht hat, stammt vom spanischen Wirtschaftsminister Manuel de Guindos.

Normalerweise wird der Beschluß der EZB immer am Mittwoch beim Non Governing Council Meeting (sprich nicht auf EZB-Sitzungen, bei der es um Fragen wie Zinsanhebung- oder Senkung geht mit anschließender Pressekonferenz Draghis) verkündet. In der Regel ist es jedoch so gewesen in letzter Zeit, dass bereits am Dienstag konkrete Zahlen durchsickerten, ob die europäische Notenbank die ELA erhöht oder nicht. Und wenn ja, in welchem Umfang. Immer aber wird eine konkrete Zahl genannt, wie zuletzt eben am Mittwoch, als die EZB bekannt gab, die ELA um 1,1 Milliarden Euro zu erhöhen.

Warum aber nennt die EZB diesmal keine konkrete Zahl? Ok, es war heute eine außerplanmäßige Telefonkonferenz, gewissermaßen eine Notsitzung ausserhalb der regulären EZB-Termine. Aber auffällig ist es allemal, dass sonst bereits am Vortag genaue Zahlen durchsickern, und diesmal eben gar keine Zahl genannt wird.

Über das „warum“ kann man nur spekulieren, aber es drängt sich ein Verdacht auf. Möglicherweise ist nämlich die Summe sehr hoch – und wenn das der Fall wäre, könnte man problemlos darauf schließen, wie dramatisch die Lage der hellenischen Banken wirklich ist. Mit anderen Worten: wüssten die Griechen, dass die Banken ihres Landes bereits jetzt liquiditätsmäßig auf dem Trockenen sitzen und kippen, würde das den ohnnehin heftigen bank run noch dynamisieren.

Am Montag nun will die EZB noch einmal zu einer ausserplanmäßigen Sitzung zusammen kommen. Das zeigt, wie ernst die Lage der Banken Griechenlands ist. Denn am Montag wird sie dann erneut neue Notkredite bewilligen müssen. Hätte die EZB heute nicht gehandelt, wären aller Wahrscheinlichkeit nach die Banken Griechenlands über das Wochenende gekippt. Die Wahrscheinlichkeit nimmt stark zu, dass über das Wochenende Kapitalkontrollen eingeführt werden!



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8 Kommentare

  1. Nach Informationen der Financial Times waren es aber weniger als die von Athen beantragten 3 Milliarden Euro.

  2. Soeben meldet die griechischen Nachrichtenagentur ANA-MPA: die Summe der ELA-Erhöhung betrage 3,3 Milliarden Euro – die Zahl ist allerdings bisher nicht bestätigt..

  3. Meine persönliche Spekulation, warum die EZB die Summe der heute aufgestockten ELA´s verschweigt:

    Die Griechen drucken unkontrolliert EURO´s. Sowas darf es natürlich lt. Statuten nicht geben, wenn sowas bekannt würde….kaufen wir alle Gold oder…

    Da die Abhebungen in Griechenland von Tag zu Tag exzessiver werden, laufen die Druckerpressen heiss…keiner weiss wieviel noch gebraucht wird…um den „Status Quo“ aufrechtzuerhalten…und keiner der Verantwortlichen will es wirklich wissen…um den „Status Quo“ aufrecht erhalten zu können.

    Schöne heile Welt!

    1. Während ich das letzte Kommentar geschrieben habe, hat Gold innerhalb von 5 Minuten massiv verloren – anscheinend sind seit der letzten Nachrichten bzgl. Griechenland (zu) viele Long gegangen, die spekulativsten sind jetzt wieder draussen – ich nehme an, dass Gold in den nächsten Tagen ordentlich steigen wird – nicht nur wegen dem Verfallstag.

  4. Hier auf der Seite hat man mehrmals Pro Euro Berichte, z.B „Warum wird der Euro steigen“ lesen können…wenn in Griechenland unkontrolliert unmengen von Euros gedruckt worden sind und makroökonomisch gesehen die Situation in Euroraum alles andere als rosig ist, außer Deutschland,warum sollte der Euro dann überhaupt steigen? Langfristig ist der Euro nicht mehr zu retten. Griechenland kann nicht ewig auf Pump am Leben gehalten werden, wenn ja dann folgen bestimmt Nachahmer wie z.B Spanien, Italien ect., die genau das gleiche Spiel wie Griechenland treiben werden. Wenn es einmal klappt, warum solltes nicht ein weiteres mal klappen. Kettenreaktion wird letztendlich das Ende des Euro einläuten! Wenn die Goldmänner (Goldman Sachs) und die deutsche Bank ein Kursziel von ca. 0,85 bis 2017 für den Euro rausgeben, dann wissen die mit Sicherheit mehr als alle anderen privat Anleger.

  5. In dieser scheinbar unlösbaren Situation gibt es nur mehr wenige Möglichkeiten um noch weiteren Schaden abzuwenden. Eine gesamte europäische Schuldenkonferenz, wo für die Problemstellungen diverser Länder und nicht nur für die Griechischen eine Regelung gefunden werden soll und gleichzeitig ein europäisches Investitionsprogramm starten um die seit Jahren praktizierte Sparpolitik zu beenden und um wieder gezielte Investiotionen in den Ländern die europäische Hilfe benötigen zu fördern.
    In jeden Fall sollte den Griechen kein Schuldennachlass gewährt werden, den da würden die großen Banken der Welt den Griechen wieder neue Mittel zur Verfügung stellen und das „grichische Wunderland“ würde weiter am Leben gehalten.Griechenland benötigte europäische Hilfe zur Umsetzung der Reformen, die nicht nur in der Form von Geld erfolgt, sondern Hilfe z.B. beim Grundbuchkataster und beim der Steuereinhebung usw.
    Es sollte den Griechen lediglich ein Schuldennachlas allerdings erst in 10 Jahren in Aussicht gestellt werden und bisdahin eine kleine symbolische Rückzahlung, die die griechen in jedem Fall stemmen können vereinbart werden. Wenn die EU sich dazu durchringen könnte wäre nicht nur in Griechenland, sondern auch in verschiedenen anderen Ländern die europäische Hilfe benötigen, wieder die dringend benötigte Aufbruchstimmung an der Tagesordnung die das gemeinsame Europa benötigt und nicht die ständigen negativen gegenseiteigen Erpressungen …. JG

  6. Die Bargeldabhebungen in GR sind sicherlich stark angestiegen im Vergleich zu „normalen Zeiten“ und damit ein Zeichen für zunehmende Beunruhigung in der Bevölkerung. Bei insgesamt 40 Mrd seit Jahresbeginn sind es aber trotzdem nur ca. 600 EUR pro Person und Monat (wenn man Firmen berücksichtigen würde, wäre der Betrag pro Kopf noch geringer).
    Ich habe zunehmend den Eindruck, dass die ständige Berichterstattung in den europäischen Medien über den „Run“ dazu dienen, einen richtigen Run überhaupt erst herbeizuführen, um der griechischen Regierung „mal die Instrumente zu zeigen“. Deutlich wird das auch an der Äußerung dieses EZB-Direktors, er wisse nicht, ob die Banken am Montag überhaupt noch öffenen würden. Das ist offensichtlich gezielt gestreut worden, um den Druck zu erhöhen.

    1. Milchmädchen?
      Wer seit Feb. t ä g l i ch eine Millarde einfährt, dies auf die Anzahl der Griechen verteilt, der kommt auf eine andere Zahl als Sie.

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