FMW-Redaktion
Im Januar sprachen wir mehrmals davon. Der Ölpreis war vorher monatelang so stark gestiegen, dass eine Verschnaufpause nötig war. Erst danach sei ein weiterer Anstieg möglich. Doch wann genau die Verschnaufpause einsetzt, kann man ganz schwer erkennen, wenn man mitten in der Entstehung dieser Pause steckt. Aus heutiger Sicht kann man wohl sagen: Die Pause für den steigenden Ölpreis begann am 24. Januar im Hoch für WTI-Öl bei 66,50 Dollar. Von da aus ging es runter bis zum 8. Februar auf 58 Dollar.
Eine zweiwöchige Pause im Aufwärtstrend mit -8,50 Dollar, dass passt doch! Und im Chartbild ist sie gut erkennbar (Chart seit August 2017). Von jetzt aus gesehen kann der Ölpreis wieder 5,50 Dollar nach oben Anlauf nehmen um das Januar-Hoch zu überschreiten. Dann wäre wirklich Platz nach oben vorhanden um über 70 Dollar zu steigen. Unterstützung findet der Ölpreis erstmal beim Tief von 58 Dollar. Man sollte als Trader auf diese beiden Marken achten, ob er nach oben oder unten ausbricht. Dann sind in die jeweilige Richtung kräftigere Bewegungen möglich.
Argumente für weiter steigenden Ölpreis
Die Argumente für einen weiter steigenden Ölpreis wirken im Großen und Ganzen überzeugender. Alle Prognosen der wichtigen Beobachter (OPEC, IEA etc) sagen voraus, dass die globale Öl-Nachfrage immer weiter steigen wird. Und zwar sei die Nachfrage so stark, dass für alle Produzenten genug Platz am Markt sei.
Auch zeigen jüngste Daten, dass die Compliance-Rate der OPEC für ihre Fördermengenkürzung jetzt bei 149% liegt. Damit ist gemeint, dass die von der OPEC versprochene Kürzung von 1,2 Millionen Barrels pro Tag seit Anfang 2017 nun zu 149% erfüllt ist. Das bedeutet also deutlich weniger Ölangebot, was jüngst offenbar durch starke Kürzungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten verursacht wurde.
Argumente für fallenden Ölpreis
Auf der anderen Seite sind da die Öl-Lagerbestände in den USA. Sie sind nun seit fünf Wochen in einem winzigen Aufwärtstrend. Sie sind aber bisher nur minimal angestiegen von 411 auf 423 Mio Barrels. Im Lagermengen-Chart seit 2015 (zweite Grafik) sieht man ganz am Ende diesen winzigen Anstieg. Man darf vermuten, dass dies bisher nur ein kurzes Aufwärtszucken ist, und keine große Trendumkehr.
Einhergehend mit den höheren Lagermengen sind die steigenden Fördermengen in den USA durch die Fracker. Die tägliche Förderung in den USA stieg letzte Woche um weitere 13.000 Barrels auf 10,28 Millionen Barrels pro Tag. Das drückt natürlich gegen den Ölpreis.
Was bleibt unterm Strich?
Unterm Strich bleibt das vor Kurzem wichtige Statement des saudischen Öl-Ministers zu beachten, als er sagte man solle die Kürzungen weiter voll durchziehen, auch wenn es eine Angebotsknappheit gebe – und falls man die Ausbalancierung übertreibe, dann sei das eben so.
Das lässt vermuten, dass die OPEC kräftig weiter kürzt, und zwar so stark, dass die Fracker mit ihrem Anstieg nicht hinterher kommen. So opfert die OPEC Marktanteile für einen steigenden Ölpreis. Bei dem Blick auf das Gesamtbild wirkt es so, als seien weiter steigenden Ölpreise nur eine Frage der Zeit. Aber wir bleiben dabei: Man beachte bitte stets, dass der Ölmarkt unberechenbar ist!
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Wandlung vom Öl-Bären zum vorsichtigen Öl-Bullen? Das klang am 15.02. noch sehr viel bärischer für Öl.
Für steigende Ölpreise spricht der saisonale Verlauf, http://www.seasonalcharts.de/future_energie_crudeoil.html
Technisch ist Crude langfristig betrachtet in einem intakten Abwärtstrend und der obere Trendkanal im Wochenchart verläuft bei ca. 66 $. Sollte der Dollar an Stärke gewinnen, wird es schwer mit einem Anstieg.
Die aktuelle Bewegung abwärts sieht zudem ziemlich impulsiv aus. Da würde ich nicht long gehen.