Nach dem Angriff Russlands gegen die Ukraine war es eines der Hauptthemen für die weltweite Ernährungssicherheit. Wie viel von der ukrainischen Weizenernte wird am Weltmarkt fehlen, wird es weltweit in armen Ländern zu Hungersnöten kommen? Dies ist möglich, wenn die Weltmarktpreise für Weizen so stark steigen, dass sich arme Länder andernorts keinen Ersatz für fehlenden Ukraine-Weizen beschaffen können.
Diese drohende Knappheit an Getreide aus der Ukraine wurde nach dem Ausbruch des Kriegs am Terminmarkt für Weizen schnell eingepreist. Man sieht im folgenden Chart die Preisentwicklung des Weizen-Future in Chicago (CBOT) seit Jahresanfang. Schnell stieg der Preis ab Ende Februar von 890 auf 1.290 Dollar in der Spitze. Vor allem in den letzten vier Wochen sieht man den Rückgang im Weizenpreis von 1.080 Dollar auf aktuell 802 Dollar.
Hoffnung auf Einigung über Weizen-Exporte aus der Ukraine
In den letzten Wochen mehrten sich die Hoffnungen, dass es nun endlich mal eine Einigung zwischen Russland und der Ukraine gibt, dass die gigantischen Mengen an Weizen, die in Odessa auf die Verschiffung auf den Weltmarkt warten, unbehindert durch das Schwarze Meer über die Türkei Richtung Mittelmeer verschifft werden können. Es soll sich um 20 Millionen Tonnen Getreide handeln, die derzeit festsitzen.
Diese Woche gab es Verhandlungen in Istanbul unter der Moderation der türkischen Regierung. Laut aktuellsten Meldungen (siehe hier Agrarheute) könnte nächste Woche ein Abkommen zwischen Russland und der Ukraine unterzeichnet werden für die Wiederaufnahme der Getreideexporte an den Schwarzmeerhäfen. Die USA sollen dafür im Gegenzug russische Getreide- und Düngerexporte erleichtern, die wegen der Sanktionen ebenfalls ins Stocken geraten sind.
Laut UN-Generalsekretär António Guterres war bei diesen Verhandlungen in Istanbul ein „entscheidender Schritt“ gelungen. Laut türkischer Seite könnte die Vertragsunterschrift zwischen Ukraine und Russland nächste Woche erfolgen. Im Vertrag enthalten wären gemeinsame Kontrollen der Ladungen in den Schwarzmeerhäfen und die Sicherung der Exportrouten.
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Nun ist die Hoffnung groß, dass Russland nächste Woche ungehinderte Exporte erlauben wird. Dies wäre eine große Entlastung für den Weltmarkt. Wie man im Chart sieht: Der Preis für Weizen notiert aktuell tiefer als vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Kommt nächste Woche wirklich eine Einigung zustande, könnte der Preis weiter fallen. Bei einem Nicht-Zustandekommen eines Vertrags könnte der Weizenpreis aber auch wieder sprunghaft ansteigen.
TradingView Chart zeigt Kursverlauf im Weizen-Future in Chicago seit Jahresanfang.
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