FMW-Redaktion
Wells Fargo-Chef John Stumpf sagte erst vor wenigen Tagen unter Eid vor dem US-Kongress, der Bankvorstand habe erst 2011 davon erfahren, dass für bestehende Bankkunden zusätzliche Konten, Sparkonten und Kreditkarten ohne deren Wissen eingerichtet wurden, um Vertriebsziele des Managements zu erreichen. Der alte Klassiker – das Management oben an der Spitze wusste von nichts, die kriminellen Filialmitarbeiter waren schuld. Aktuell hat sich ein ehemaliger Bankmitarbeiter zu Wort gemeldet, dessen Belege jetzt für Stumpf und die ehemalige Privatkunden-Chefin Carrie Tolstedt ein ernsthaftes persönliches Problem werden können.
Dieser ehemalige Wells Fargo-Filialleiter berichtet gegenüber Vice News (Video) von einem Kunden, der 2005 in seine Filiale kam und davon berichtete, er hätte in einer anderen Filiale eine Hypothek erhalten. Ohne es beantragt zu haben, habe die Filiale für ihn aber ebenfalls ein Girokonto und ein Sparkonto eingerichtet. Wie im Video gezeigt wird, wurden als Idenditätsnachweis für die Kontoeröffnungen vom Kunden Führerschein-Nummern im Banksystem eingegeben, die nachweislich falsch sind.
Ein Trick um höhere Verkäufe nach oben melden zu können, war demnach beispielsweise auch: Ein Kunde kam in die Bank, erbat einen 10.000 Dollar-Kredit. Der Bankberater gewährte ihm einen Kredit in Höhe von 50.000 Dollar. 40.000 wurden dann sofort nach der Kreditvergabe wieder an die Bank zurückgezahlt. So konnte der Bankberater als Neukredit-Geschäft 50.000 Dollar verbuchen. Macht sich doch prima! Der ehemalige Wells Fargo-Mitarbeiter kann mit einem Einschreiben + erhaltenem Rückschein belegen, dass er die damalige Direktorin Carrie Tolstedt hierüber im Jahr 2005 informiert hatte. Auch wies er in seinem Brief darauf hin, dass die von den Führungskräften der Bank erhaltenen Boni auf durch Betrug erzielten Umsätzen basierten. Eine Antwort erhielt er nicht.
Tja, wie geht es weiter? Die Senatoren von den zwei bisher abgehaltenen Anhörungen schäumten schon vor einigen Tagen mächtig vor Wut, als Wells Fargo-Vorstand John Stumpf alles von sich abblockte. Nein, nichts, gar nichts habe er gewusst oder veranlasst. Er ist ja nur der Chef. Dieser Beleg kann aber alles ändern. Wie könnte Stumpf sich rausreden? Ach ja, dieses Einschreiben 2005? Ja, das war doch „nur ein Einzelfall“, oder? Oder vielleicht „das habe ich nie gesehen, ist vielleicht bei meiner Sekretärin verloren gegangen.“ Hier die Interviews mit dem ehemaligen Mitarbeiter und einem ehemaligen Kunden.
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