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Welthandel – das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen

Der Welthandel leidet unter den Handelskonflikten, die nicht nur zwischen den USA und China ausgebrochen sind. Die Hoffnung, mit einer temporären Deeskalation in Form einer Teilübereinkunft zwischen Washington und Peking könnte die Lage ökonomisch wieder geheilt werden, ist unberechtigt.

Welthandel - Containerschiffe
Foto: pixabay / Julius_Silver

Welthandel – die Globalisierung wird Opfer nationaler Machtinteressen

Die machtstrategischen Absichten der Handelskrieger sind neben Handelsungleichgewichten das Hauptmotiv für den von den USA initiierten Konflikt mit China. Die Warnungen an die Trump Administration, dass die adressierten Ungleichgewichte sich so nicht lösen lassen und sich China auch ökonomisch, technologisch und militärisch so nicht dauerhaft auf Abstand halten lässt, sind ungehört verhallt. Jetzt folgt der erste Realitätsschock auf Handelsebene. Die letzten verfügbaren Daten des United States Censur Bureau zum gesamten monatlichen Außenhandelsdefizit der USA offenbaren die Zielverfehlung:

Handelsbilanzdefizit der USA

Speziell der Handel der USA mit China leidet unter den Schutzzöllen und den Vergeltungsmaßnahmen. Die Exporte der USA nach China sind im Zeitraum Januar bis Juli dieses Jahres gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 18,2 Prozent eingebrochen. Nominal entspricht dies Einbußen von 13,5 Mrd. US-Dollar. Umgekehrt büßte China 36,6 Mrd. US-Dollar oder 12,3 Prozent seiner Exportvolumina ein. Eine klassische lose-lose Situation zulasten des Gesamtvolumens im Welthandel. Die US-Notenbank Fed geht in einer Studie von einem Schaden für die Weltwirtschaft von bis zu 850 Mrd. US-Dollar aus. Denn der Handelskrieg hat längst weitere wichtige Industrie- und Handelsnationen infiziert. Erwähnenswert sind die Konflikte zwischen den USA und Europa mit sehr wahrscheinlich neuen Zöllen ab November, der jüngst weiter eskalierte Konflikt zwischen Japan und Südkorea sowie der zwischen Indien und den USA sowie Indien und China. Darüber hinaus bestehen noch Handelssanktionen u. a. gegen den Iran, Russland und Venezuela.

So wundert es nicht, dass der gesamte Welthandel bereits spürbar in Mitleidenschaft gezogen wurde und sich aktuell im Kontraktionsmodus befindet (Werte unter 50 zeigen Schrumpfung an):

DHL Barometer für Welthandel

Auch die Investitionen leiden

Der von der Trump-Administration gewünschte Effekt, dass die Investitionen in den Standort USA zunehmen, wurde bislang nicht erreicht. Im Gegenteil: Auf die Frage an Unternehmensvorstände im Rahmen des US Business Round Table, wie sie die Investitionsausgaben ihres Unternehmens in den nächsten sechs Monaten einschätzen, gaben fast zwei Drittel der Befragten an, dass die Investitionen gleich bleiben oder sinken würden. 13 Prozent planen fest mit rückläufigen Investitionsausgaben. Der positive Impuls aus der Unternehmenssteuerreform von 2018 ist damit vollständig konterkariert.

Die Entscheidung für Investitionen, v. a. in Standorte, setzt bei Unternehmen Planungssicherheit über einen zumindest mittelfristigen Zeithorizont voraus. Diese Planungssicherheit ist im Umfeld weltweiter Handelskonflikte und geopolitischer Sanktionen zunehmend nicht mehr gegeben. Selbst wenn es zu einem wahltaktisch motivierten Show-Deal zwischen China und den USA käme, wären die anderen weltweiten Konflikte davon nicht tangiert. Außerdem wäre absehbar, dass bei einer Wiederwahl Trumps der Handelskrieg mit China in seiner zweiten und finalen Amtsperiode umso härter geführt würde. Mit dieser Perspektive wird sich auch die für die nachhaltige Erholung im Welthandel und bei Investitionen notwendige mittelfristige Planungssicherheit für Unternehmen nicht verbessern. Eine nachhaltige ökonomische Trendwende ist ergo von einem „Plastikdeal“ ebenfalls nicht zu erwarten.

Fazit

Noch nie seit dem Ende des zweiten Weltkriegs gab es so heftigen Gegenwind für den globalen Freihandel. Ein Trend, der auf ungelösten Konflikten und über Jahrzehnte aufgebauten Handelsungleichgewichten basiert. Eine Rückabwicklung dieser Ungleichgewichte würde ganze Wirtschaftssystem, auch das extrem exportlastige Modell Deutschlands, komplett in Frage stellen. Auf Grund unüberbrückbarer Interessensgegensätze kann der Handelskrieg ergo nicht diplomatisch gelöst werden. Wahltaktische Ruhephasen in diesem Konflikt werden aber die Unsicherheit bei Standort- und Investitionsentscheidungen auf Eben der Unternehmen nicht beseitigen. Weltwirtschaftlich würde ein Show-Deal zwischen den USA und China den aktuellen Konjunkturzyklus daher nur kurzfristig und nur sehr marginal beeinflussen.



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2 Kommentare

  1. Hier kann man nur sagen:
    Ein einziges Trauerspiel,und alle die im Markt stehen und „natürlich“ in gutem
    Willen meinen,dass sich alles richten wird und so alles noch mehr in die
    Länge ziehen, müssen sich in Ihrem kurzfristigen (Profit)denken den Vorwurf machen
    lassen; Wir schaffen noch mehr Fallhöhe !Oder ist es Absicht………..?
    Und wer bezahlt dafür: Die große Mehrheit unserer Bevölkerung,die immer noch schlafen
    und in der Besitzverteilung die großen Looser sind und noch sein werden.

  2. Das Kind ist schon im Brunnen ertrunken, u.die Träumer die meinen ,dass es die Notenbanken wiederbeleben können wie immer bisher , könnten diesmal enttäuscht werden.

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