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Weltweit größter Vermögensverwalter prüft für die EZB Banken – und das soll kein Problem sein?

Die BaFin beauftragt Wirtschaftsprüfungsgesellschaften um Finanzdienstleister in Deutschland regelmäßig zu überprüfen – denn man selbst hat nicht genügend Personal. Die EZB lässt Banken in der Eurozone seit Jahren durch den weltweit größten Vermögensverwalter Blackrock überprüfen. Dort verwaltet man 6,3 Billionen Dollar, und besitzt zum Beispiel 5,3% der Deutsche Bank-Aktien. Und das soll kein Interessenkonflikt sein?

Das soll kein Skandal sein? Einfach unglaublich, möchte man da sagen. Das wäre ungefähr so, als wenn das Gesundheitsamt aufhört in Sachen Hygiene Fast Food-Ketten zu überprüfen, sondern die Eigentümer der Fast Food-Ketten beauftragt diese Prüfungen vorzunehmen. Laut Recherchen von „Investigate Europe“, wo man unter anderem für die TAZ recherchiert (hier ganzen Artikel lesen), haben EZB wie auch nationale Notenbanken in der Eurzone schon seit Jahren die Firma „Blackrock Solutions“ beauftragt Banken in der Eurozone zu prüfen.

Angeblich sei versichert worden, dass es eine strikte Trennung zwischen dieser Tochterfirma und der großen Mutter gäbe, wo das Geld verwaltet wird. Eine einfache Frage: Warum macht man das überhaupt? Warum nicht einfach unabhängige Wirtschaftsprüfungsunternehmen beauftragen, die in keinster Weise einen Interessenkonflikt haben können, nicht mal theoretisch? Warum beauftragt man die Tochtergesellschaft eines Unternehmens, dass in bedeutendem Umfang gigantische Aktienpakete von Banken hält?

Theoretisch wie praktisch könnte dieser Großaktionär unschätzbares Insiderwissen erhalten über Banken die man teilweise besitzt, über Banken die man nicht besitzt, sowie über komplette Finanzsysteme, Volkswirtschaften usw. So könnte man gut einschätzen, ob man als Aktionär irgendwo ein- oder aussteigen sollte. Die griechische Notenbank hatte laut den Recherchen ohne öffentliche Ausschreibung und auf Anweisung der Eurogruppe diese „Berater“ von Blackrock Solutions seit 2011 unter Vertrag genommen, um Bankbilanzen in Griechenland zu überprüfen.

Wer garantiert, dass diese Berater nicht doch hinten rum irgendwie Infos an die Muttergesellschaft durchstecken? Die griechische Notenbank habe nun zugegeben, dass eine Trennung zwischen Beratungstochter und Mutter nicht garantiert sei, un dass man deren Berater für die 2015-Prüfung „wegen potentieller Interessenkonflikte“ ausgeschlossen habe. Frage: Wie können EZB und Eurogruppe auch nur auf die Idee kommen genau diese Berater zu engagieren? Waren alle unabhängigen Wirtschaftsprüfer schon ausgelastet?

Hier ein Info-Video von „Investigate Europe“ über Blackrock.

Blackrock kontrolliert für die EZB Banken - hier die EZB-Zentrale in Frankfurt
Die Zentrale in Frankfurt. Foto: EZB



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3 Kommentare

  1. Für die einheitliche Überwachung der hundert wichtigsten Banken in Europa hat die Europäische Zentralbank bereits über 1200 Stellen in Frankfurt geschaffen. Jetzt sollen u.a. wegen des Brexits 170 hinzukommen.
    Quelle: https://news.efinancialcareers.com/de-de/160498/die-sensationellen-privilegien-und-die-bezahlung-der-ezb-mitarbeiter

    Wozu überhaupt Externe beauftragen?

  2. Die Interessenkonflikte dürften noch weiter gehen. Die Banken bieten Fonds von Blackrock an oder auch nicht. Im ersten Fall gibt es vemutlich eine Provision, die zuvor von den „Partnern“ ausgehandelt wurde. Und im zweiten Fall wird Blackrock bemüht sein die Bank dazu zu bewegen, dass Blackrock Fonds (möglichst aktiv) angeboten werden. Plötzlich hat einer der beiden „Partner“ Einblick in die Bücher des anderen und auch noch eine mächtige Funktion. Zudem sind die Banken die selbst ebenfalls Fonds anbieten natürlich auch Konkurrenten von Blackrock!

  3. Man hätte ja auch Goldman Sachs mit der Prüfung beauftragen können.

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