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Weltweit größter Öl-Ausrüster nach eigenen Katastrophenzahlen: „Noch nie da gewesene Cash-Krise in der Ölindustrie“

FMW-Redaktion

Abseits der aktuellen Ölpreis-Euphorie, die mit Juni-Preisen von 43,40 Dollar (WTI) und 44,65 (Brent) immer noch anhält, geht der große Absturz bei den Ölproduzenten weiter. Was gäbe es als Indikator dafür besseres, als sich den weltweit größten Öl-Ausrüster Schlumberger anzuschauen. Die aktuellsten Zahlen zeigen einen Rückgang im Gewinn von 0,76 auf 0,40 Dollar pro Aktie vom Q1 2015 auf das letzte Quartal. Das an sich ist noch keine richtige Katastrophe, wo doch viele andere Unternehmen pleite gehen oder zumindest in die Verlustzone rutschen. Dramatisch sind aber die rückläufigen Umsätze.

Die nämlich fallen im Jahresvergleich von 10,2 auf 6,5 Milliarden Dollar im letzten Quartal, ein Rückgang von 36%. Schlumberger stellt Ausrüstung für die Ölexploration zur Verfügung. Welcher Ölproduzent hatte da in den letzten Monaten noch groß Lust zu investieren? Laut Schlumberger sind seit dem Hoch in 2014 die aktiven Öl-Bohrfelder branchenweit in den USA bis jetzt um 80% reduziet worden. Dass die Produktion nicht so stark einbrach, kann also nur bedeuten: Die restlichen noch laufenden Felder wurden drastisch stärker ausgebeutet mit deutlich gestiegener Produktivität. Schlumberger-Chef Paal Kibsgaard warnt parallel zur Veröffentlichung seiner Quartalszahlen mit klaren und drastischen Worten vor einer „noch nie dagewesenen Cash-Krise in der Ölindustrie.“ In allen Bereichen drastische Rückgange. Hier im Originaltext:


Schlumberger Chairman and CEO Paal Kibsgaard commented, „During the first quarter of 2016, the decline in global activity and the rate of activity disruption reached unprecedented levels as the industry displayed clear signs of operating in a full-scale cash crisis. Budgeted E&P spend fell again and substantially affected our operating results. This environment is expected to continue deteriorating over the coming quarter given the magnitude and erratic nature of the disruptions in activity.

„Sequentially, the first-quarter revenue decrease of 16% was one of the steepest quarterly declines we have posted since this downturn started. This was driven by a continuing drop in activity and persistent pricing pressure throughout our global operations as well as from project delays, job cancellations and activity disruptions. North America revenue fell 25% sequentially as the US land rig count declined 31% following customer budget cuts. By the end of the quarter, the US land rig count had fallen to around 400, representing a drop of 80% from the peak of October 2014. International revenue declined 13% due to a combination of customer budget cuts, activity disruptions, seasonal winter slowdowns, and continued pricing pressure. The decline in international revenue was most pronounced in the Europe/CIS/Africa Area where seasonally lower performance was exacerbated by the further weakness of the Russian ruble. Revenues in the Latin America and Middle East & Asia Areas also fell significantly.

„Among the business segments, first-quarter revenues of the Drilling and Reservoir Characterization Groups declined sequentially by 16% and 20%, respectively, on continued lower demand for exploration- and development-related products and services as customer budgets were further reduced. Production Group revenue declined by 11% generally due to lower pressure pumping services in North America.


Ein Ende des Abwärtstrends in der „real existierenden“ Ölindustrie in Nordamerika scheint derzeit noch nicht in Sicht. Schlumberger jedenfalls hat im Q1 weitere 3.000 Mitarbeiter entlassen nach 36.000 Entlassungen seit Ende 2014. Jetzt hat man noch 93.000 Mitarbeiter. Laut Schlumberger sollen die globalen Ausgaben der Ölbranche in 2016 nochmal um 25% zurückgehen. Also muss man wohl weiter entlassen und Kosten reduzieren.

Vielleicht ist die zu erwartende weitere Reduzierung der Ölproduktion in den USA ein Grund für Öltrader Chicago und New York die Öl-Futures weiterhin so hoch zu halten? Mehr Rückgang bei uns in den USA als Fördermengen-Anstieg durch die OPEC-Staaten? Die Krise bei Ölproduzenten in den USA und Kanada dürfte erstmal weitergehen, wenn man den Worten des Schlumberger-Chefs Glauben schenkt (der muss es wissen, oder?). Was natürlich nichts mit dem Ölpreis zu tun haben muss – der steht wie wir alle gelernt haben trotz des Doha-Debakels weiterhin robust da!

Vorbörslich gibt es jetzt im Moment für die Schlumberger-Aktie noch keine Tendenz. Ist ja noch eine Stunde bis zur Eröffnung.

Schlumberger



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