FMW-Redaktion
Es ist ein Skandal, der aber als Lappalie durchzugehen scheint. Wenn bei einer normalen Geschäftsbank mit einer entsprechend peinlichen Vorgeschichte mal eben so aus Versehen 6 Milliarden Euro zu viel an andere Banken überwiesen werden, dann rollen Köpfe, und zwar ganz oben. Aber nicht so bei der im Bundesbesitz befindlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Wir erinnern uns. Zu Beginn der Finanzkrise – Lehman Brothers hatte gerade Insolvenz angemeldet. Nach (!) Verkündung der Insolvenz überwies die KfW satte 320 Millionen Euro an Lehman.
Der Insolvenzverwalter wird gejubelt haben. Das Geld war weg, denn es floss voll in die Insolvenzmasse ein. Letztlich verlor die KfW (der Steuerzahler) 100 Millionen Euro. Die durch die BILD zu „Deutschlands dümmster Bank“ getaufte KfW hätte schon damals alle Stellschrauben zehn Mal drehen und Sicherungen einbauen müssen. Aber nein, sogar Jahre nach diesem peinlichen und teuren Desaster scheint die KfW offenbar grundlegende Dinge nicht hinzubekommen.
Angeblich soll die BaFin derzeit prüfen, dass die KfW (immerhin eine Staatsbank) mehr Eigenkapital vorhalten soll aufgrund von diversen Mängeln in ihrer IT. Dies wäre dann wohl eine Art Sicherheitsmaßnahme für den Fall von genau solchen Fehlüberweisungen, wie man sie aktuell bemerkt hatte? So hat die KfW nämlich am Freitag vermeldet, dass man am 20. Februar aufgrund eines menschlichen Programmierfehlers bei einer Überweisungssoftware sozusagen aus Versehen 6 Milliarden Euro zu viel an andere Banken überwiesen hat (siehe vollständigen Text der KfW unten).
Dabei ist vor allem eine Grundsatzfrage interessant: Warum führt eine Bank Wartungsarbeiten an wichtigen Systemen während der Geschäftszeit durch? Es ist üblich, dass gerade Banken Software-Updates etc außerhalb der Geschäftszeiten durchführen. Danach gibt es Testläufe. So vermeidet man es, dass während der normalen Geschäftszeiten so ein Fehler passieren kann. So wie es heute aussieht, wollen sich die Aufsichtsgremien der Bank über diesen Vorfall genauer informieren. Dabei bleibt es dann wohl? Kurz anschauen, Vermerk ablegen, und weitermachen wie bisher? Die KfW sagt dazu offiziell in ihrer Stellungnahme:
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Was ist passiert?
Am Nachmittag des 20.2.2017 ist es kurzzeitig, aufgrund eines Konfigurationsfehlers eines erfahrenen Programmierers der KfW, zu einem Systemfehler einer Zahlungsverkehrssoftware und infolge dessen zu automatischen Mehrfachzahlungen seitens der KfW an vier Banken gekommen. Der Fehler wurde umgehend intern entdeckt und am selben Tag korrigiert. Die zu viel gezahlten Beträge wurden seitens der Banken unmittelbar zurück überwiesen. Die KfW hat unverzüglich die Aufsichtsbehörden über den Vorfall informiert. Zudem wurde sofort eine detaillierte interne und externe Ursachenaufklärung durch die KfW eingeleitet. Notwendige weitere Maßnahmen werden auf Basis der Untersuchungsergebnisse umgesetzt. Hierfür hat die KfW eine spezielle Task Force aufgesetzt.
Was war der Auslöser?
Die KfW setzt für den Zahlungsverkehr mehrere bankübliche Systeme und Software (Standardsoftware, SWIFT) ein. Im Zusammenspiel leiten diese Systeme nach erfolgter interner Risikoprüfung und Freigabe Zahlungen an die Geschäftspartner über das Bundesbankkonto der KfW durch. An einer von der KfW eingesetzten Zahlungsverkehrssoftware (SWIFT) wurden am 20.2. Arbeiten durchgeführt. Aufgrund eines Konfigurationsfehlers eines erfahrenen Programmierers der KfW ist es dabei zu einer fehlerhaften IT-Konfiguration an dem internen SWIFT-System gekommen. Diese Fehlkonfiguration führte im Zusammenspiel mit einer weiteren von der KfW im Zahlungsverkehr eingesetzten Standardsoftware zu einem unbekannten Systemverhalten: Es wurde ein automatischer Kreislauf erzeugt, der ohne Zutun der KfW wiederholt die Zahlungen auslöste. Der Fehler wurde zügig intern entdeckt und unverzüglich abgestellt.
Einschätzung der KfW
Die KfW hat frühzeitig das Systemfehlverhalten erkannt, eingedämmt und umgehend das notwendige Prüfungsprozedere eingeleitet. So konnte der Fehler schnell identifiziert und abgestellt sowie das Geld erfolgreich zurückgefordert werden. Wir bedauern, dass es aufgrund von menschlichem Versagen im Rahmen eines Konfigurationsfehlers bei Arbeiten am System zu diesem Vorfall kommen konnte. Die KfW hat sofort eine umfassende interne und externe Prüfung eingeleitet, um die Ursachen detailliert aufzuklären und daraus die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.
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