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Wie der Brexit nun in britischen Supermärkten ankommt – der „Marmite-Shitstorm“!

FMW-Redaktion

Es gibt kulinarische Genüsse, die man nur in Großbritannien findet, weil deren Geschmack, sagen wir einmal vorsichtig, etwas eigenwillig ist. Das gilt auch und besonders für „Marmite“, eine Würzpaste mit intensivem Hefegeschmack, die die Briten vorwiegend als Brotaufstrich nutzen. „Marmite“ gibt es als Markenname seit dem Jahr 1902, es handelt sich dabei also um ein echtes Traditionsgut in UK.

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Marmite
Foto: Dave Dinneen on en.wikipedia
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/

Nun aber müssen die Briten derzeit auf „Marmite“ verzichten. Was ist da passiert? Nun, Marmite gehört inzwischen zu dem Konzern Unilever, also einem niederländisch-britischen Konzern. Und Unilever vertreibt das Produkt vorwiegend über Tesco, den Platzhirsch im Lebensmittel-Handel in Großbritannien. Und Tesco hat Marmite nun aus dem Sortiment genommen. Der Grund: Unilever wollte das Produkt nur noch liefern, wenn der Preis dafür in den Supermärkten von Tesco (und dessen Online-Angebot) um 10% heraufgesetzt würde. Warum die Preiserhöhung? Weil das britische Pfund nach dem Brexit bekanntlich stark verloren hat, und Unilever dementsprechend deutlich weniger Marge für das Produkt haben würde, weil der Einkauf von Rohstoffen in Pfund deutlich teurer geworden ist. Blame it on the Brexit!

Tesco aber leistet Widerstand, möchte die Preiserhöhung nicht mitmachen – und hat daher Marmite vorläufig aus dem Programm genommen. Marmite ist dabei aber nur die Spitze des Eisbergs, auch andere Unilever-Produkte sind derzeit nicht mehr über Tesco erhältlich. Tesco selbst ließ dazu verlauten:

“We are currently experiencing availability issues on a number of Unilever products. We hope to have this issue resolved soon.”

Oha. Mit der Verbannung der Produkte von Unilever, das auf einer harten Preisanhebung beharrt und ansonsten die Vorgänge nicht kommentieren will, kommt der Brexit also direkt im Alltag der Briten an. An Marmite wird symbolhaft sichtbar, was der Brexit nach dem Pfund-Crash für die Briten bedeuten wird: stark steigende Preise! Also Inflation. Oder eben der Verzicht auf Produkte, die aus dem Ausland stammen. Man muß da nicht an venezuelanische Verhältnisse denken, aber denkwürdig ist es schon, wenn Produkte aus dem Regal der Supermärkte verschwinden!

Bisher war der Brexit noch reichlich abstrakt – ausser vielleicht für Briten, die im Ausland Urlaub machen wollen oder Firmen, die Waren aus dem Ausland importieren. Jetzt wird es konkret, jetzt beginnt es weh zu tun! Die Sache mit Marmite ist nur der Auftakt: auch andere nicht-britische Konzerne und Firmen werden ihre Preise erhöhen, weil ihnen sonst die Marge völlig wegbricht!

Und nun entbrennt in Großbritannien ein regelrechter Shitstorm vor allem in den sozialen Medien um Marmite. Aber auch Zeitungen titeln „Marmite wars“, selbst die BBC titelt so. Es kommt darin ein spürbares Entsetzen zum Ausdruck, dass man sich das mit dem Brexit doch irgendwie anders vorgestellt hat. Das zieht auch politische Kreise: die Opposition, etwa die Liberaldemokraten, sehen in dem Vorfall um Marmite einen Beleg, dass die Regierung keinen Plan hatte und immer noch nicht habe für den Brexit.

Unter dem Hashtag „Marmitegate“ tobt unterdessen der Sturm auf Tiwtter:

https://twitter.com/NSphd/status/786490204815142912

Und das Meinungsforschungsinstitut YouGov, noch vielen auch in Deutschland bekannt durch die Umfragen zum Brexit-Votum, hat gleich einmal eine Umfrage gestartet, wie die Briten so zu Marmite stehen:



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5 Kommentare

  1. Jetzt weiß ich endlich was mir in den letzten Jahren immer gefehlt hat. Warum ich nie dauerhaft glücklich werden konnte:

    Marmite, das fehlt mir noch zu meinem Glück.
    Die armen, armen Briten. Jetzt habn se den Salat – aber dafür eben das Marmite nicht mehr

    Hoffentlich leitet Unilever jetzt die Produkte nach Germanistan um.
    Das Unternehmen wird ja nicht so dumm sein, die Produktion zu kürzen und damit womöglich Arbeitsplätze in NL gefährden.

  2. Wir können die Produktion ja übernehmen, und damit die Briten weiterhin billig konsumieren ( wie beim Strom, in den Länder wo unser Strom gekauft wird sind die Strompreise um einiges billiger wie bei uns ) heben wir die Energiesteuer nochmal um 0,05 % den kw/h Preis an.

  3. Das sind doch nur Scheinschlachten der Regenbogenpresse. Die ist doch auf jeden Skandal scharf. Sie (fmw) tun ja so, als ob alle oder die meisten Briten jetzt entsetzt sind. (Wie vorkurzem der Blödsinn mit Malle, das derzeit alle Briten mit miesem Gesicht rumlaufen. Selten so einen Schwachsinn gelesen.)
    Geben denn die Schlagzeilen der Bildzeitung oder der FAZ das Denken der meisten Deutschen wieder? Vielleicht war das früher so. Aber selbst vor 50 oder 100 Jahren, wo alles Gedruckte als heilig und wahr angesehen wurde, war es ein Wechselspiel zwischen
    a) Lügenpresse macht die Meinung der Masse, die öffentliche Meinung akzeptiert (oder auch nicht) und
    b) die Lügenpresse bringt das, was das Volk hören will, Sensationen. Sie kann so nicht einfach alles erzählen, was sie will, sondern muß mit den Sensationen spielen.
    c) Die objektive Wahrheit und eine vernünftige Abschätzung zwischen wichtiger und nebensächlicher Tatsachen, also Realität, wird überhaupt nicht in Betracht gezogen.
    Darum die alternativen Medien, oder aber totales Desinteresse gegen Nachrichten. Beides blüht mittlerweile. Wer hat die AFD gewählt? großteils bisherige Nicht-Wähler! Diese erreicht die Lügenpresse nicht. Gott sei Dank.
    Hier mal eine Meinung (ein Wunder!) aus dem Fokus zum Brexit:
    http://www.focus.de/politik/experten/gastbeitrag-von-peter-kloeppel-warum-trumps-wahl-das-geringere-uebel-sein-koennte_id_6059556.html
    Nach dem Brexit wär eine Wahl Trumps der 2. Befreiungsschlag gegen jene polyglotte, selbstzufriedene, göttergleiche (und asoziale) Polit-Elite, die sich demokratisch gibt, aber arrogant-egoistisch handelt. Würden ihn die Amerikaner tatsächlich wählen: Ein Erdbeben, dessen Ausläufer auch die EU und ihre arroganten Beamten in Brüssel erreichte. Allmählich verdichtet sich der Eindruck, daß eine Wahl Trumps das Bessere ist als die Fortführung dessen, was die verblüffend große Zahl seiner Anhänger überwinden möchte.“
    Verblüffend nur für die Lügenpresse.

    1. @Sabine, ich halte diesen Begriff „Lügenpresse“ für ekelhaft. Was soll er aussagen? Dass alle lügen, um die eigentlich Einsichtigen hinter´s Licht zu führen? Was Sie hier machen, ist Pegida-Sprech – man fühlt sich permanent unterdrückt von einer bösen Welt – als Alternative schlägt man aber eine Welt vor, in der Freiheit nicht gerade ein hohes Gut ist! Man sehnt sich, wie Sie offenkundig auch, nach Trump, überhaupt nach dem vermeintlich starken, autoritären Mann (wenn nicht Trump, dann eben Putin), der die Welt wieder heile macht – sie faktisch aber nur ins völlige Chaos stürzt.

      Zu den Briten: bin mal gespannt, wie die Stimmung auf der Insel ist, wenn die Preise dort 15 oder 20% steigen werden – eben so stark, wie das Pfund gefallen ist! So schnell werden nämlich die Löhne keinesfalls steigen dort..

      Sie schreiben: „Die objektive Wahrheit und eine vernünftige Abschätzung zwischen wichtiger und nebensächlicher Tatsachen, also Realität, wird überhaupt nicht in Betracht gezogen.“ Exakt – das trifft den Kern des Pegida-Sprechs, der nämlich genau das nicht macht, sondern nur den Untergang an die Wand malt wegen angeblicher Überfremdung – und damit eben rechtsextrem ist – und das kotzt mich an!

  4. Entschuldigen Sie Herr Fugmann, wenn ich Sie so in Rage versetze. Ich versuche, so objektiv wie möglich zu sein.
    a) Um es kurz zu machen, das Pegida rechtsextrem ist, ist primitiv, wie für Sie das Wort Lügenpresse. Ich kenne soviele Menschen, die AFD wählen oder gern wählen würden, wenn die L…presse nicht immer diese prmitive Hetze schalten würde, mit diesem Primitiv-Schema von Busch –>“Achse des Bösen“. Die haben mit rechtsextrem null zu tun. Null. Mein Vater war gegen Hitler und deswegen zum Tode verurteilt. Und ich wähle AFD aus denselben Gründen. Gegen Sozialismus und deren Meinungsdiktatur, ob braun oder rot. Selbst Politiker wachen auf und sagen, man müsse den Ängsten der Bürger Aufmerksamkeit schenken. Ach, seit wann das denn? „Wir schaffen es“ wurde der weitverbreiteste Spottsatz in allen Gesellschaftsschichten. Weil alle rechtsextrem sind?
    Wie wurde denn sogar hier gegen den Londoner Bürgermeister argumentiert? Er sei brutal, da er beim Ballspiel über einen Jungen gestolpert ist. ? – Ebenso Herr „David Davis – seine rötliche Nase deutet laut Kennern auf geübtes Trink-Verhalten..“ (Zitat!) Wer sind denn diese „Kenner“? Ist das nicht einfach nur dummes Geschwätz bzw. schlimmer noch, Meinungsmache? Primitiver Journalismus, mehr nicht. Selbst die doch recht wissenschaftl.niedrige T-online-Seite widerspricht mit Argumenten (!) gegen das Vorurteil der Säufernase. Was war denn in Köln los, mal ganz objektiv? Es wurden Frauen aggressiv unsittlich angefaßt, normal eine Straftat. Aber ihre hochgelobte Presse hat es 3 oder mehr Tage einfach verschwiegen. Und Herr Speigel meint, die Opfer sollen sich doch nicht so haben, und die Grünen, sowas brauchen unsere nordafrikanischen Gäste nun mal. Gegen Rechtsradikal? Eher Realitätsverweigerung und hysterische Überideologisierung der überall herrschenden, politisch korrekten, sozialistischen Dogmen. Deswegen paßt für mich für diese Massenpresse kein anderes Wort als das, welches von derselbigen als Unwort gebrandmarkt wurde. Der getroffene Hund bellt.

    Mein Bruder arbeitet beim TV+Radio – Wirtschaft+Gesellschaft, ich war bei seinen „Feldzügen“ öfters dabei. Die Chefs großer Konzerne zittern, wenn er mit seinem Knochen kommt, „weil er sie fertig machen kann, wenn er möchte.“ (Das war Zitat!) Und was bekommen Journalisten? Beim Autokauf 20-35% Rabatt (=Bestechung), mehr als ich pro Monat verdiene. http://www.pressekonditionen.de/
    Wo sind denn die Lehrerrabatte oder Ärzte-Rabatte? Oder die der Feuerwehr, Polizisten, Krankenschwestern, Bäcker, Angestellten, Hartz4er…? Wenn Sie um 20-30% günstiger einen Wagen bekommen, können Sie schon gar nicht so schlecht und objektiv über diese freigebige Firma schreiben, rein unbewußt sind sie befangen. In Afrika macht man es auch nicht anders.
    b) Selbst Herr Rockefeller widerspricht ihnen:
    „Wir sind der Washington Post, der New York Times, dem Time Magazine und anderen großen Publikationen dankbar, deren Chefredakteure an unseren Treffen in der Vergangenheit teilnahmen und die Zusage der Vertraulichkeit fast 40 Jahre lang respektierten. Es wäre unmöglich für uns gewesen, unsere Pläne für die Welt zu entwickeln, wenn wir all die Jahre im Rampenlicht der Öffentlichkeit gestanden hätten. Nun ist unsere Arbeit jedoch soweit durchdacht und bereit in einer Weltregierung zu münden. Die supranationale Souveränität von Welt-Bankern und einer intellektuellen Elite ist sicher der nationalen Selbstbestimmung, welche in den letzten Jahrhunderten praktiziert wurde, vorzuziehen.” Und “Über ein Jahrhundert lang haben ideologische Extremisten von beiden Seiten des politischen Spektrums gut publizierte Ereignisse wahrgenommen, die Rockefeller-Familie für den übermäßigen Einfluss anzugreifen, den wir ihrer Meinung nach auf amerikanische politische und wirtschaftliche Institutionen ausüben. Manche glauben gar, wir seien Teil einer geheimen Kabale, die entgegen den besten Interessen der USA arbeitet, charakterisieren mich und meine Familie als “Internationalisten” und Verschwörer, die gemeinsam mit anderen weltweit eine integriertere globale politische und wirtschaftliche Struktur schaffen – eine Welt, wenn Sie so wollen. Wenn das die Anklage ist, dann bin ich schuldig, und ich bin stolz darauf.” Und da wär noch John Swinton: http://friedensblick.de/12867/ehemaliger-chefredakteur-ny-times-wir-sind-intellektuelle-prostituierte/
    Thomas Barnett, GeoStratege und Berater der Usa-Regierung, geht noch weiter.
    https://derhonigmannsagt.wordpress.com/2015/09/11/der-nicht-mehr-ganz-so-geheime-globalisierungsplan-der-usa-zur-erinnerung/
    „Doch sollten sie Widerstand gegen die globale Weltordnung leisten, fordere ich: Tötet sie!“ (…I say: Kill them !).“ Sowas würde andere nie sagen, nicht mal, wenn sie es denken. Aber Barnett gehört ja zu den Guten, deswegen darf er das.
    Und natürlich mein liebster Journalist: Scholl-Latour:
    https://www.youtube.com/watch?v=aMfslkG45cw
    „Sie lügen, ja wo leben Sie denn?“

    Tut mir leid, das ist die Realität.

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