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Mehr Geld für weniger Waren Wie Inflation den Konsum einbrechen läßt – Beispiel Großbritannien

Inflation Konsum Großbritannien

Großbritannien ist ein Beispiel dafür, wie stark die Inflation die Kaufkraft der Konsumenten einbrechen läßt und so zu einem Rückgang des Konsumes führt. Die Briten geben mehr Geld aus – und bekommen im Gegenzug dafür weniger Waren! Auch in den USA sind die Einzelhandelsumsätze in den letzten beiden Monaten gefallen, weil die Inflation weit über den Lohnsteigerungen liegt und damit die Kaufraft der Amerikaner schmälert.

In Großbritannien treibt auch der Brexit die Inflation nach oben (Arbeitskräftemangel etc.), während de Bank of England zwar die Zinsen angehoben hat, aber die Teuerung im Dezember immer noch bei 10,5% liegt.

Inflation in Großbritannien läßt Konsum einbrechen

Die Einzelhandelsumsätze in Großbritannien sind im vergangenen Monat unerwartet zurückgegangen. Damit ist der Konsum im Jahr 2022 so stark zurück gegangen wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen, wie Bloomberg berichtet. Die Verbraucher in Großbritannien sind aufgrund der Lebenshaltungskosten gezwungen, mehr Geld für weniger Waren zu bezahlen.

Das Volumen der in Geschäften und online gekauften Waren fiel um 5,8% im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist der stärkste Rückgang im Dezember seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1997, teilte das Office for National Statistics am Freitag mit. Das war mehr als die 4%, die Ökonomen erwartet hatten. Ohne Autokraftstoffe sanken die Umsätze um 6,1% und damit so stark wie seit 1989 nicht mehr.

Der britische Einzelhandel erlitt im vergangenen Jahr einen Rekordumsatzrückgang

Die Zahlen unterstreichen die Folgen der Inflation, die auf dem höchsten Stand seit vier Jahrzehnten verharrt, die Kaufkraft aufzehrt und den stärksten Rückgang der Realeinkommen seit Jahrzehnten verursacht. Die Bank of England wird wahrscheinlich die Zinssätze erneut anheben, um die Inflation in Großbritaannien wieder unter Kontrolle zu bringen.

Der Rückgang der Einzelhandelsumsätze war auf den Verkauf von Nicht-Lebensmitteln zurückzuführen, da „die Verbraucher ihre Ausgaben aufgrund der gestiegenen Preise und der Sorge um die Erschwinglichkeit einschränkten“, so das ONS. Die Supermärkte berichteten, dass sich die Menschen früh für Weihnachten eindeckten und dann im Dezember weniger ausgaben.

„Dies war auf die gestiegenen Lebensmittelpreise und die steigenden Lebenshaltungskosten zurückzuführen“, sagte Heather Bovill, stellvertretende Direktorin des ONS für Umfragen und Wirtschaftsindikatoren.

Was Bloomberg Economics sagt

„Der größte Kaufkraftverlust seit einer Generation trifft die Briten weiterhin hart. Wir gehen zwar davon aus, dass die Wirtschaft Ende letzten Jahres stagniert hat, doch der unerwartete Rückgang der Einzelhandelsumsätze verdeutlicht das Abwärtsrisiko dieser Entwicklung. Angesichts des anhaltenden Drucks auf die Einkommen sehen wir die Verbraucherausgaben auch in Zukunft unter Druck.“

Großbitannien und seine Konsumenten: Mehr Geld für weniger Waren

Die Einzelhändler in Großbritannien hatten vor der Veröffentlichung der offiziellen Zahlen ein gemischtes Bild über den Konsum gemeldet:

Während der Einzelhandelsriese Next Plc. ein unerwartet gutes Weihnachtsgeschäft meldete, mit einem Anstieg der Verkäufe von Vollpreisartikeln um fast 5 % in den neun Wochen bis zum 30. Dezember im Vergleich zum Vorjahr, sanken die Einnahmen des Online-Bekleidungsriesen Boohoo Group Plc. in den vier Monaten bis zum 31. Dezember um 13 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2021.

Während Lidl Ltd., J Sainsbury Plc. und Marks & Spencer Plc. über Weihnachten ein starkes Geschäft verzeichneten, hatten der Schuhhersteller Dr. Martens Plc und der Online-Modehändler Asos Plc zu kämpfen.

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Ein Zeichen dafür, wie sehr die Inflation die Kaufkraft der Verbraucher untergräbt, ist, dass die Umsätze im Dezember wertmäßig um 13,6% höher waren als vor der Kovid-Krise, mengenmäßig aber um 1,7 % niedriger. Das bedeutet, dass die Verbraucher mehr bezahlen müssen, um weniger zu kaufen.

Die Post-Streiks in der Vorweihnachtszeit haben dazu geführt, dass mehr Kunden in den stationären Handel als ins Internet gegangen sind. Der Anteil des E-Commerce am Gesamtumsatz sank um einen halben Prozentpunkt auf 25,4%.

Inflation trifft Konsumenten in Großbritannien vor allem in Weihnachtszeit

Die Inflation hat Verbraucher und Einzelhändler in Großbritannien über Weihnachten „hart getroffen“, so Erin Brookes, Geschäftsführerin und Leiterin des Einzelhandels in Europa beim Restrukturierungsunternehmen Alvarez & Marsal.

„Die Kombination von Bahn- und Poststreiks im Dezember hat den Einzelhandel in doppelter Hinsicht gestört, da die Zahl der Kunden in den Geschäften und die Zahl der Pakete, die rechtzeitig vor Weihnachten ankommen, eingeschränkt wurden“, sagte sie.

Die Einzelhandelsumsätze sanken gegenüber November um 1%, nach einem Rückgang von 0,5% im Vormonat. Ökonomen hatten mit einem Anstieg von 0,5% gerechnet. Eine gesonderte Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK zeigte, dass die Stimmung der Verbraucher im Januar wieder zurückging und weiterhin tief im negativen Bereich liegt.

Die Zahlen gaben Anlass zu der Warnung, dass die Einzelhändler sich auf Schlimmeres gefasst machen sollten.

„Mit einem erneuten Rückgang des Verbrauchervertrauens im Januar wird sich diese Schwäche höchstwahrscheinlich fortsetzen, wenn die Gesamtwirtschaft 2023 in eine Rezession abrutscht“, sagte Olivia Cross von Capital Economics. „Ein Teil der Widerstandsfähigkeit, die die Wirtschaft gegen Ende des letzten Jahres auszeichnete, scheint zu schwinden“.

FMW/Bloomberg



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4 Kommentare

  1. Die Realeinkommen fallen in allen entwickelten Volkswirtschaften deutlich, die Vermögen der breiten Masse werden geschreddert und der Rückgang der Einzelhandelsumsätze ist „unerwartet“? Wie blöd ist das denn?

    Obwohl, eigentlich machen die Amis das besser. Die senken nicht ihren Konsum, sondern fahren erst mal ordentlich die Schulden hoch. Wenn das nicht mehr geht zeigt man seinen Kreditgebern den Stinkefinger und ruft „insolvent“. Übrigens die mit Abstand einfachste und effizienteste Methode um Vermögen von oben wieder nach unten umzuverteilen.

    Ich weiß eh nicht, woher diese bescheuerte Idee kommt, man müsse Schulden „zurückzahlen“.

    1. …zumal die Vermögensuhr doppelt so schnell steigt wie die Schuldenuhr.

    2. @thinkSelf…schon mal daran gedacht in die Politik einzusteigen oder ein Bewerbungsschreiben an eine Notenbank zu schicken? ;o)

  2. Pingback: Meldungen & Nachrichten vom 21.01.2023 | das-bewegt-die-welt.de

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