Gas

Wie Russland den Schleier über Öl und Gas senkt

Gut ein Jahr lang will Russland statistische Informationen für bestimmte Güter wie Öl und Gas aussetzen. Hier ein Blick auf die Gesamtlage.

Wolkenkratzer in Moskau sollen modernes Russland darstellen

Ein Regierungsbeschluss setzt fest, dass russische Daten zur Öl- und Gasförderung bis April 2024 nicht mehr veröffentlicht werden sollen. Um Druck auf Ölpreise auszuüben, hatte Russland sich eine Förderbeschränkung auferlegt. Dass die aus dem Ruder laufen könnte, gilt es zu vermeiden. Denn Indiens Nachfrage nach russischem Öl boomt.

Indien nimmt so viel Öl aus Russland ab wie nie zuvor

Im Februar importierte Indien laut Berechnungen von RIA Novosti auf Grundlage von Daten des indischen Ministeriums für Handel und Industrie eine Rekordmenge an russischem Rohöl in Höhe von 6,3 Millionen Tonnen. Im Januar hätten die Lieferungen im Vergleich dazu bei sechs Millionen Tonnen gelegen. Der Tagesumfang in Barrel sei demnach von 1,48 auf 1,55 Millionen gestiegen. Mit einem Anteil von 27,4 Prozent habe Russland unter den wichtigsten Öllieferanten Indiens im Februar den Spitzenplatz eingenommen. An zweiter Stelle folgte der Irak mit 15,8 Prozent und an dritter Stelle Saudi-Arabien mit 15,5 Prozent. Insgesamt kosteten Ria Novosti zufolge Indien die Importe von Rohöl und Erdölprodukten aus Russland im Februar eine Rekordsumme von 3,9 Milliarden US-Dollar, sprich 42-mal mehr als im Vorjahr.

Diese Entwicklung zeigt, wie stark Indien in das russische Kalkül zum Umgehen von Sanktionen mittels Ölgemischen eingebunden ist. Im März exportierte Russland nach Daten von Vortexa 91 Prozent des Rohöls nach China und Indien, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi im April zur Exportlage Russlands. Wie wichtig der asiatische Absatzmarkt ist, darüber sprach laut russischen Medien Vizepremier Alexander Nowak im Rahmen einer Kuratoriumssitzung des Moskauer Instituts für Energietechnik (MPEI) am 27. April. Ihm zufolge plant Russland in diesem Jahr 140 Millionen Tonnen Öl und Ölprodukte nach Asien zu exportieren. Dies seien 60 Prozent der Exporte. 40 Prozent und somit 80 bis 90 Millionen Tonnen seien für Europa vorgesehen. Auch wenn sich dadurch das Verhältnis für Öllieferungen nach Asien und Europa umdreht, können Ölprodukte wie Benzin und Diesel noch reichlich nach Europa gelangen. China und Indien bauen ihre Raffineriekapazitäten aus.

Kurs halten

Dazu machte Nowak deutlich, dass Russland, wie geplant, in diesem Jahr weniger Öl und Kondensat fördern werde. „Die Gesamtmenge, die wir prognostizieren, beträgt 515 Millionen Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr hatten wir 535 Millionen, also minus 20 Millionen Tonnen“, antwortete er auf die Frage zur Förderprognose in diesem Jahr. Das sei 3,7 Prozent weniger als im letzten Jahr. Den Markt hält Nowak mit Blick auf die früheren Entscheidungen zu Förderkürzungen von Russland und anderen Ländern für ausgeglichen. Der Verbrauch werde beginnen zu wachsen.

Wie nachhaltig sich der aktuelle Ölpreis der Marke Brent bis Ende 2023 halten könne, kommentierte er indessen nicht. Dieser schwanke derzeit plus oder minus um die 80 Dollar pro Barrel Rohöl, wie es Nachrichten berichteten. Das russische Finanzministerium bezifferte den durchschnittlichen Preis für Öl der Marke Urals 48,92 Dollar pro Barrel im ersten Quartal 2023 gegenüber 88,95 Dollar pro Barrel im ersten Quartal 2022. Die russische Zentralbank hält zugleich an ihrer Prognose von 55 Dollar pro Barrel in diesem und in den nächsten zwei Jahren fest. Außerdem fallen die Rabatte für Öllieferungen geringer aus, je höher der Ölpreis am Weltmarkt ist.

Russland will Preisdruck erhöhen

Am 28. April wurde der Regierungsbeschluss Nr. 1074-p zur statistischen Berichterstattung auf offizielles Internetportal für Rechtsinformationen veröffentlicht. Der Beschluss schreibt vor, dass die russische Regierung ab dem ersten Quartal dieses Jahres bis April 2024 sämtliche statistischen Informationen für bestimmte Güter aussetzt. Für welche Güter das gilt, ist am Ende des Dokuments aufgelistet. Hier ist die Förderung von Öl und Gas ausdrücklich genannt. Offensichtlich besteht Interesse daran, Angaben hierzu im Dunkel zu halten und dadurch Unsicherheit auf dem Weltmarkt zu schüren.

Schließlich gilt es, das Ziel von höheren Preisen zu erreichen, um einen positiven Schnitt zu machen. Das Mantra von Präsident Wladimir Putin, dass mit steigenden Ölpreisen zum Ende des zweiten Quartals „zusätzliche Öl- und Gaseinnahmen fließen werden“, soll sich erfüllen. Der niedrige Ölpreis und weniger Gasexporte sorgten laut Finanzministerium im ersten Quartal für einen starken Rückgang im Öl- und Gasgeschäft für Russland, so dass Einnahmen im Staatshauhalt sanken. Mit vorgetäuschter Angebotsknappheit unter dem Schleier intransparenter Förderzahlen soll sich der Druck weltweit auf Öl- und Gaspreise erhöhen. Außerdem gilt es von den Verlusten im Öl- und Gassektor abzulenken, um den Anschein einer erfolgreichen Wirtschaftstransformation zu erwecken.



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15 Kommentare

  1. Russland löst Saudi-Arabien als Chinas Top-Erdöl-Exporteur ab. Dies ändert aber nichts an dem vorbildlichen Zusammenspiel zwischen Saudi-Arabien und Russland in der Öl-Allianz OPEC+. Saudi-Arabien möchte BRICS beitreten. Die „übermäßige“ Dominanz der Währung US-Dollar im Ölgeschäft wird dankenswerterweise reduziert. Letzteres ist sowohl ein Thema für den 46. US-Präsidenten Joseph Robinette Biden, als auch für den 45. US-Präsidenten Donald John Trump(,)im Rahmen der US-Wahl 2024.

    1. In die aktuelle Ausgabe der ard-Sendung Anne Will wurde unter Berücksichtigung der Programmgestaltungsfreiheit der fehlgeleitete-erbärmliche Zeit-Journalist Bernd Ulrich eingeladen, der in der genannten Sendung das OPEC+-Mitgliedsland Islamische Republik Iran als Schurkenstaat denunzierte. Letzteres hätte auch von der CDU-Außenpolitikerin MdB Dr. Katja Leikert kommen können. Ich habe Premierminister Benjamin Netanyahu darüber informiert, daß ich Staatspräsident Dr. Bashar-Hafiz al-Assad gebeten habe, in Sachen „Hamas“ nach Lösungen zu suchen.

  2. Nennenswerte Verluste im russischen Öl- und Gassektor und daß eine erfolgreiche Wirtschaftstransformation ein Anschein wäre … das alles ist wohl eher im Reich des westlichen Wunschdenkens anzusiedeln.

  3. Klar, warum soll Russland bei der Russenfeindlichkeit alle ihre Zahlen offen legen ? Nur damit man dann wieder über das Land die Menschen und die Regierung herfällt?
    Wundert mich eh, daß die das solange gemacht haben.

    1. @ottonorma

      Wer fällt denn über das Land und die Menschen her, wenn russische Daten zur Öl- und Gasförderung veröffentlicht werden?
      Sie phantasieren sich von Tag zu Tag zunehmend wüster ein sehr seltsames Opferbild zusammen, indem Sie ohne jeden Zusammenhang Dinge miteinander vermischen, die nicht einmal eine Korrelation, geschweige denn Kausalität besitzen.

      1. @Michael
        Wie gesagt toben Sie sich nur aus,was Sie natürlich verleugnen. „Wüst“ „seltsam“ denke ich also, „ohne jeglichen Zusammenhang“ ?
        Ich sage mal es liegt an iher Verstehensfähigkeit. Ich hatte Ihnen schon mal mitgeteilt Sie seien indiskutabel. Sie haben nicht gelernt sich zu benehmen.
        Emotional übersteuert.
        Sie nutzen was geht um ihre Diffamierungskampagne gegen mich fortzuführen. Da ich wenig bis gar keinen Wert auf Sie lege und nicht achte stört mich das nicht.

        Der Artikel zu den gedeckelten Stromtarifen in Frankreich war leider nicht mehr auffindbar. Ich hatte nochmals ein Antwort nachdem ich mch nach ihrer mickrigen „Aufklärung“ über die 4% Strompreisdeckelung mal im Netz erkundigt habe. Nur kurzes Suchen war erforderlich um eine tiefere, aber nicht so primitiv einfache Erklärung zu finden. Mache mir aber wegen Ihnen nicht mehr die Mühe dies nochmals zu formulieren und mit links zu versehen. Ich weiß nur, daß Sie, was Kommentare an mich betrifft, ich Sie eher als Disinformant einzustufen habe.

  4. Irgend einmal merken es dann die Menschen schon. Dieser Artikel zeigt es ein bisschen wie naiv die Politiker waren und viele vom Volk jubelten noch und sagten sie wollen kein russisches Öl. Wie Fugi sagt, zuerst muss der Schmerz kommen.

    1. Sind die wirklich so naiv ? oder ist das der Glaube an die eigene Unfehlbarkeit. Die Überheblichkeit der G7 alles bestimmen und lenken zu können. Dann haben sich diese Politiker gehörig verschätzt. Sogar der Laie der Bürger hätte denen erklären können dieses Denken führt ins Gegenteil. Andere Länder, den Gegner den Feind zu unterschätzen rächt sich.
      Oder war es sogar Kalkül, Absicht die Deindustrialisierung dadurch voranzutreiben. Die Klimaideologen machen auch weiter, trotz schlechter wirtschaftlicher Aussichten, denn die Energiewende muss ja schließlich bezahlt werden.

  5. Ich denke, Russland wird nicht nur über Marokko Gas und Öl auch an Länder verkaufen, die sich zu einem Embargo verpflichtet haben.
    Aber auch das wird nur kvorübergehend sein, denn wenn das Jahr mal rum ist, dann wird Russland (neben China und Indien, wo es nun Hoflieferant ist) eine Menge Staaten beliefern, die dann nicht nur zu den heutigen BRICS gehören, sondern die auch neu dazugehören möchten oder schon dazugehören.
    Und dann wird auch Russland Lieferenpässe bekommen.

    Die Regierung leitet eine Untersuchung über die Einfuhr von russischem Diesel über Marokko nach Spanien ein – Nachrichten.es

    https://nachrichten.es/die-regierung-leitet-eine-untersuchung-ueber-die-einfuhr-von-russischem-diesel-ueber-marokko-nach-spanien-ein/

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Welche Deutsche Regierung soll das sein?
      Altbörsen Hase Herrn Bernecker geht von ein Ende der Regierung aus.
      Sein Wort in Gottes Ohr.
      Ich wünschte mir die Apathie der Bevölkerung in unseren Lande würde vorübergehen
      Glückselig geben wir für 1. Jahr die Regierungsgewalt Herrn Fugmann….

  6. China wird leicht die Produkte in Russland herstellen, oder an Russland liefern können, die früher Deutschland geliefert hat. Das wird auch nötig sein, wenn Bärbock die Krönung ihrer Außenpolitik darin sieht, China zu drohen.
    Aber das wird auch wohl zu dem Plan der grünen Sekte gehören, Deutschlands Deindustrialisierung voranzutreiben.

    China macht sich in Russland breit – und produziert in deutschen Werken Autos – FOCUS online

    https://www.focus.de/finanzen/news/china-macht-sich-in-russland-breit-und-produziert-in-deutschen-werken-autos_id_192513951.html

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  7. Helmut
    das war doch klar das dies so kommt. Unsere Leitmedien tun so – oder glauben es sogar wirklich – entsetzt sein zu können, so etwas habe man nicht erwarten können. Alternativmedien berichten diese Entwicklung schon länger. Sie wollen jetzt warnen, nein es ist zu spät. Andere Firmen nehmen den Platz der Flüchtenden, aus der EU ein. Konkurrenz ist weg, also hin nach Russland. Die US Fast Food Ketten aber verkaufen noch, außer McDonalds, die haben an einen ihrer Franchise Partner „verkauft“.
    Und dann die abfällige Bezeichnung „China macht sich breit“ „nistet sich ein“.
    Hier wurden durch irre Sanktionen die Wirtschaftsfähigkeit Deutschlands eingeschränkt.
    Und die Frage im Focus, ob VW sein Werk in der Uigurenrepublik schließen soll. Ja und Nein halten sich die Waage mit ca. 47%. Wahnsinn wie sich die Deutschen selber ausbooten wollen.
    Und dann wird die Inflation steigen und die Löhne sinken. Mindestlohnerhöhung ist nur eine politische Maßnahme. Der Markt wirde es brutal regeln – außer für die Staatsdiener.

  8. Es brauch alles seine Zeit.

    Der Aufstieg der BRICS-Staaten und der Kampf gegen den Dollar – Blocktrainer

    https://www.blocktrainer.de/der-aufstieg-brics-staaten-und-der-kampf-gegen-den-dollar/

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  9. Macht nichts, Hauptsache Deutschland richtet seine Industrie hin. Genau wie beim Klimawandel. Deutschland kann zwar auch am Klimawandel nichts ändern, aber Hauptsache die Industrie wird an die Wand gefahren, und die Menschen werden in den Ruin getrieben.

    Ölwäsche: Spanien ist nicht das einzige EU-Land das russisches Öl das von Dritten „gewaschen“ wurde kauft! – Nachrichten.es

    https://nachrichten.es/oelwaesche-spanien-ist-nicht-das-einzige-eu-land-das-russisches-oel-das-von-dritten-gewaschen-wurde-kauft/

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  10. Oder anders ausgedrückt:
    Spanien verdreifacht seinen günstigen Gaseinkauf

    Spanien verdreifacht seine Abhängigkeit von Gas aus Russland – Nachrichten.es

    https://nachrichten.es/spanien-verdreifacht-seine-abhaengigkeit-von-gas-aus-russland/

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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