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Wie Russland Sanktionen und Ölembargo sprengt

Russland baut seine Geschäfte vor allem in Asien aus. Die Liefermengen bei Öl und Gas steigen. So werden Ölembargo und Sanktionen umgangen. Hier ein Überblick.

Die Moskau City soll das moderne Russland symbolisieren

Nach langem Gezerre ist das europäische Ölembargo gegen Russland beschlossen, auch wenn es sich nur auf den Schiffsverkehr richtet. Wie stark das Russland wirklich trifft, ist angesichts der zunehmenden Lieferungen in den asiatischen Raum keine ausgemachte Sache. China und Indien sind dankbare Abnehmer günstiger Schiffsfrachten. Beide Länder zählen in Russland laut Staatsdoktrin zu den befreundeten Staaten. Sie können und sollen die Verluste aus dem Europageschäft auffangen.

China untergräbt Ölembargo gegen Russland

So lässt sich China nicht lange bitten, Schiffsladungen mit russischem Öl zu Dumpingpreisen aufzukaufen, wie es derzeit Medienberichte zeigen. Erholt sich das Reich der Mitte vom Corona-Schlag, dürfte sich diese Tendenz verstärken, weil wirtschaftliches Wachstum von Energie abhängt. Günstige Öl- und Gasimporte aus Russland sind daher für China von vitalem Interesse.

Ganz auf dieser Linie charterte der Ölhandler China International United Petroleum & Chemical Co., kurz Unipec, Händlern und einem Schiffsmakler zufolge im Mai mindestens 10 Tanker, um russisches ESPO-Rohöl zu transportieren, das vom Hafen Kozmino verladen wird. Damit hätte sich die Anzahl der Schiffe verfünffacht, die einen Monat zuvor für den Handel gebucht wurden. Das zeigten Daten des Schifffahrtsanalyseunternehmens Vortexa. Der Ölhafen Kozmino liegt 85 Kilometer südöstlich von Wladiwostok entfernt und ist nahe der russisch-chinesischen Grenze.

Asien importiert mehr russisches Öl als Europa

An Bord von Öltankern befindet sich Medienberichten zufolge eine Rekordmenge an russischem Öl, das beispiellos nach Indien und China verschifft wird, da andere Nationen die Einfuhren aufgrund des Krieges in der Ukraine einschränken. Zwischen 74 und 79 Millionen Barrel des OPEC+-Produzenten seien nach Angaben des Analyseunternehmen Kpler in der vergangenen Woche in einem schwimmenden Lager unterwegs gewesen, mehr als das Doppelte der 27 Millionen Barrel kurz vor der Invasion der Ukraine im Februar.

Asien habe Europa im vergangenen Monat erstmals als größter Einkäufer von russischem Öl überholt. Der starke Anstieg des russischen Öls im Transit auf dem Seeweg unterstreiche, wie der globale Energiemarkt in Aufruhr geraten ist. Stornieren US-amerikanische, britische und viele EU-Unternehmen ihre Ladungen, ist Moskau gezwungen nach Käufern in Asien zu suchen. China und Indien nutzen diese Gelegenheit und kaufen Millionen Barrel auf, um von kräftigen Preisnachlässen zu profitieren.

Indien will in Russland einsteigen

Steigen westliche Firmen wie Shell oder BP aus dem Russlandgeschäft aus, will Indiens staatliche Gastransportunternehmen GAIL Medienberichten zufolge im größten Land der Erde mit riesigen Öl- und Gasvorkommen einsteigen. Der Energiehunger im Schwellenland Indien ist groß. Es zählt das Geschäft. „Warum sollte jemand Nein sagen, wenn es wirtschaftlich sinnvoll ist“, sagte der Vorstandsvorsitzende Manoj Jain zum Erwerb von russischen Vermögenswerten auf einer Pressekonferenz.

Im Februar nach dem Einmarsch von Russland in die Ukraine hatte der britisch-holländische Öl- und Gasmulti Shell verkündet, alle russischen Geschäfte aufzugeben. Dazu gehört die 27,5-prozentige Beteiligung an der Erdgasverflüssigungsanlage Sakhalin 2 auf der Pazifikinsel Sakhalin an der russischen Ostgrenze. Am LNG-Werk mit 50 Prozent hält Gazprom die Mehrheit. Der Rest entfällt auf die japanischen Unternehmen Mitsui und Mitsubishi. Beide Unternehmen zeigten bislang keine Ambitionen, sich aus dem Werk zurückzuziehen. Das asiatische Land denkt geschäftlich.

Ebenso teilte die britische BP im Februar mit, die fast 20-prozentige Beteiligung am russischen staatlichen Ölkonzern Rosneft im Wert von 14 Milliarden Dollar zu verkaufen. In verschiedenen Projekten verfügt Shell in Russland über Vermögenswerte in Höhe von etwa 3 Milliarden US-Dollar. Die indische Regierung hat die staatlichen Unternehmen dazu ermutigt, die russischen Vermögenswerte zu kaufen, die angesichts des damit verbundenen Risikos zu ermäßigten Preisen erhältlich sind, und die potenziellen Transaktionen als „Notverkäufe“ bezeichnet.

Russland lockt EU-Beitrittskandidat Serbien mit günstigem Erdgas

In Europa weichen günstige Gaspreise die Allianz gegen Russland auf. Entgegen dem europäischen Ansinnen, sich mehr und mehr von russischen Erdgaseinfuhren zu lösen, einigte sich der serbische Präsident Aleksandar Vucic mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin jüngst über fortlaufende kontinuierliche Gaslieferungen aus Russland.

Zum betreffenden Telefonat am 29. Mai erklärte Vucic, dass es ein sehr gutes Gespräch gewesen sei. „Für uns ist das Wichtigste das Auslaufen eines Gasabkommens, das seit 10 Jahren besteht. Was ich sagen kann, ist, dass wir uns auf die wichtigsten Elemente geeinigt haben, die für Serbien sehr günstig sind.“ Die Laufzeit des neuen Vertrages solle drei Jahre und nicht nur ein paar Monate betragen, wie es einige angeraten hatten.

„Eine Einigung zu haben, ist eine hervorragende Sache. Denn das bedeutet einen ruhigen Winter und gleichzeitig wirtschaftliche Entwicklung, die ohne Stabilität im Gassektor nicht möglich ist, da unsere Branche stark vom Gas abhängig ist“, sagte die serbische Energieministerin Zorana Mihajlovic. Zu den Vertragskonditionen erläuterte sie: „Wir werden 2,2 Milliarden Kubikmeter zu einem Preis von rund 400 Dollar pro 1000 Kubikmeter Gas bekommen – das hängt vom Ölpreis ab.“ Dies ist nach Vucic Worten lediglich ein Drittel, was Gas in Europa aktuell kostet. Im Winter könne der Gaspreis sogar das Zehnfache betragen. Zugleich will sich Serbiens Energieministerin um Gaslieferungen aus Aserbaidschan bemühen, um die europäische Allianz für Sanktionen und Ölembargo nicht ganz zu vergrätzen.



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8 Kommentare

  1. Aufgrund dessen kann die Russische Föderation in der Öl-Allianz OPEC+ ganz normal weiter mit dabei sein.

  2. Wann und bei welchem Land haben jemals Sanktionen dazu geführt,dass dieser Staat seine Politik geändert hat? Noch nie und bei keinem!!!!
    Nur Deutschland und die EU meinen, unter dem Wahnsinn der eigenen Wirtschaftsschädigung dieses Ziel erreichen zu können. Währenddessen sitzen die USA auf ihrer „Insel“ und lachen sich über die dummen Europäer kaputt. Niemals würdendie USA Sanktionen mittragen, die ihnen selbst schaden. Wenn die EU nur einmal über diese Tatsache nachdenken würde, käme sie zu anderen Überlegungen.

  3. China untergräbt Sanktionen? Hier sieht man deutlich, wie anmaßend sind die westlichen Politiker. Der Westen ist nicht die Nabel der Welt. Es gibt genug Länder die kein Interesse haben, sich von den westlichen Banken und Konzernen noch ein Jahrhundert ausbeuten zu lassen und durch WEF Propheten ins Verderben zu führen. Sie haben eigene young local leader, die Young Global Leader dürfen zuhause bleiben und ihre eigene Länder zugrunde richten.

    1. Der Nabel der Welt

      Das ist nur das Geschwätz von Frau Bollinger-Kanne.

      https://finanzmarktwelt.de/author/josephine-bollinger-kanne/

      Mal glaubt sie, dass Russland den Hungertod in der Ukraine vorbereitet, dann dass es wirtschaftlich zusammenbricht, wie die Sowjetunion, nun dass Russland Öl unter Förderkosten, also zu „Dumpingpreisen“ verlauft. Der Zusammenbruch ist imminent und wenn er nach 100 Tagen Krieg noch nicht eingetreten ist, dann kann das nur daran liegen, dass Russland noch heimtückischer und völkermörderischer geworden ist und seine Verbündeten noch verräterischer an der Sache der Demokratie, des Friedens und der Freiheit, als sie es ohnehin schon sind.

      Frau Kanne ist freilich nicht die Einzige, die an den kurz bevor stehenden Sieg des Westens glaubt. Geben Sie mal „Putin Running Out Of“ in Ihre Suchmaschine ein und schauen sich an, wer auf dem Narrenschiff alles mitfährt.

  4. Ja, es ist zum heulen. DIE USA wollte schon immer ihr Gas an uns verkaufen. Mit Bidens künstlichem erzeugten Ukrainekrieg hat er nun geschafft. Europa geht seinem Bankrott entgegen. USA und Asien sind zufrieden. Es dauert nicht mehr lange bricht die EU auseinander. Vorreiter dürfte Ungarn sein, denn Orban ist vorausschauend. Nicht wie bunten hier in Deutschland. Und die SPD und die Grünen können sich auf ein Wahl Debakel einstellen. Das ist die grosse Chance für die AFD.

    1. @Eugenio, Sie schreiben „Mit Bidens künstlichem erzeugten Ukrainekrieg“..
      Ich war bisher des Glaubens, dass Russland die Ukraine überfallen hat – aber Sie sind sicher viieeel besser informiert :)

    2. Es ist faszinierend, wenn auch sehr durchsichtig und lange vorhersehbar: Wochenlang hat man sich vorsichtig herangetastet und erst einmal die etwas kleineren Lügen von Kriegstreibern, Profiteuren und Aggressoren oft genug bis zur Gewohnheit verbreitet. Und heute ist der Tag, an dem der Erste seinen verlogenen Geschichtsrevisionismus öffentlich verbreitet. Bidens künstlich erzeugter Ukrainekrieg, kein einziges Wort von Putin.

  5. Pingback: *** MUST-READ *** Aktuelle Meldungen vom 4. Juni 2022 | das-bewegt-die-welt.de

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