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ifo-Analyse Wie Unternehmen die Inflation nutzen um ihre Gewinne zu steigern

Was man bisher nur vermuten könnte, bestätigt jetzt eine Analyse. Unternehmen nutzen die Inflation um oben drauf noch Gewinne zu machen.

Höhere Preise

Man hat diesen Verdacht wohl schon das ganze Jahr, wenn man die massiv steigenden Preise sieht. Das kann doch nicht alles an höheren Energiepreisen, Personalkosten oder Einkaufspreisen liegen. Baut sich der Einzelhändler oder das Bauunternehmen da nicht noch eine nette Gewinnmarge mit ein, wenn er seine Preise so drastisch erhöht, und mir das als zwingend notwendige Preiserhöhung verkauft? Denn die Inflation ist nun mal so stark gestiegen, alles wird teurer? Nun bestätigt eine Analyse des ifo-Instituts, dass an diesem Verdacht auch wirklich etwas dran ist. Demnach nutzen Unternehmen in Handel, Bau und Landwirtschaft die hohe Inflation um ihre Gewinne zu steigern.

Gestiegene Preise für Energie und Vorleistungen allein erklären laut ifo nicht das Ausmaß der Inflation in Deutschland. „Vielmehr scheinen Unternehmen in einigen Wirtschaftszweigen die Preissteigerungen dazu genutzt zu haben, ihre Gewinne auszuweiten. Das gilt vor allem für den Handel, die Landwirtschaft und den Bau“, so ifo. Dies legten Daten der amtlichen Statistik zur Wirtschaftsleistung nahe. Daraus hat ifo Unterschiede zwischen nominaler und preisbereinigter Wertschöpfung ermittelt. So lassen sich Rückschlüsse auf Preisanhebungen ziehen, die nicht durch höhere Vorleistungskosten verursacht wurden.

Nach Corona hatten private Haushalte hohe Ersparnisse angesammelt. Diese wurden im Jahr 2022 aufgelöst und haben die Konsumnachfrage befeuert. Auch die Entlastungen durch die Regierung dürften dazu beigetragen haben, die Nachfrage zu stützen und damit Spielräume für Preisanhebungen zu erweitern, so führt es das ifo-Institut aus. „Insbesondere in der Land- und Forstwirtschaft einschließlich Fischerei sowie im Baugewerbe und in den Branchen Handel, Gastgewerbe und Verkehr haben die Unternehmen ihre Preise deutlich stärker erhöht als es aufgrund der gestiegenen Vorleistungspreise allein zu erwarten gewesen wäre. Einige Unternehmen scheinen den Kostenschub als Vorwand dafür zu nehmen, durch eine Erhöhung ihrer Absatzpreise auch ihre Gewinnsituation zu verbessern“, so ifo.

Landwirtschaftsunternehmen hätten zunächst wohl ihre Vorräte an Dünge- und Futtermitteln aufgebraucht, in ihrer Kalkulation aber die zu erwartenden Preissteigerungen bei Nachbestellungen bereits eingerechnet. Auf dem Bau dürften Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage zu den besonders starken Preiserhöhungen beigetragen haben. Das gelte vor allem für einige Ballungszentren.

Gegen überzogene Preisanhebungen helfe nur mehr Wettbewerb, so ifo. Verbraucher könnten auch billigere Produkte kaufen und so die Gewinninflation dämpfen. Es bestehe kein Grund für staatliche Eingriffe in die Preise. Auch eine Übergewinnsteuer sei wegen ihrer verzerrenden Wirkung auf die Knappheitssignale des Marktes weder marktkonform, noch sei sie rechtssicher durchzusetzen. Da es keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass hinter den Preissteigerungen Absprachen der Unternehmen stehen, seien auch kartellrechtliche Maßnahmen nicht hilfreich.

Die Bekämpfung der Inflation ist vor allem eine Aufgabe der Europäischen Zentralbank. Die Regierung könne zur Senkung der Inflation beitragen, indem sie auf breit angelegte Entlastungen zugunsten aller Haushalte verzichte und politische Maßnahmen auf besonders arme Haushalte beschränke, so die Empfehlung des ifo-Instituts.

HIER finden Sie die Detailaussagen der Studie mit Grafiken.



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8 Kommentare

  1. Es gibt keine „überzogenen Preiserhöhungen“. Nur der Kommunist glaubt das es einen direkten Zusammenhang zwischen Preis und Kosten gibt. Der Preis ergibt sich aus AUSSCHLIESSLICH aus der Zahlungsbereitschaft des Käufers. Diese kann nur dann nicht ausgereizt werden, wenn ein Wettbewerber über den Preis versucht seine Marktanteile auszubauen.
    Der Kosten/Preis Zusammenhang besteht nur in der Form das Produkte die ihre Kosten nicht einspielen einfach nicht mehr angeboten werden.

    „Die Bekämpfung der Inflation ist vor allem eine Aufgabe der Europäischen Zentralbank.“
    Auch das ist Quatsch. Inflation ist nichts anderes als das Ausbuchen der von der Volkswirtschaft als uneinbringbar erkannten offenen Rechnungen (Die Geldumlaufmenge ist gleich aller Schulden, was schlicht die Summe aller unbezahlten Rechnungen darstellt). Das „ausbuchen“ kann eine Zentralbank maximal aufschieben, aber niemals „verhindern“. Sie kann über eine Geldmengenbeschränkung lediglich dafür sorgen das die Menge der zukünftig uneinbringbaren Forderungen nicht noch steigt. Was sie aber mit Sicherheit nicht tun werden, denn die Geldmengenausweitung läuft bei den meisten Zentralbanken ja munter weiter. Schließlich müssten sich dann ja vor allem die Staaten und damit die Politik massiv beschränken. Das passiert aber immer nur unfreiwillig in Folge eines zivilisatorischen Gesamtzusammenbruchs.

    1. @thinkSelf

      Nur der Kommunist glaubt das es einen direkten Zusammenhang zwischen Preis und Kosten gibt. Der Preis ergibt sich aus AUSSCHLIESSLICH aus der Zahlungsbereitschaft des Käufers.

      Genau, der kommunistische Käufer kann jederzeit auf Heizenergie, eine Wohnung, auf Nahrungsmittel, Kleidung für die wachsenden Kinder oder dringende Reparaturen verzichten. Oder dem Anbieter gegenüber zumindest seine Nicht-Zahlungsbereitschaft und Empörung kundtun. Es wird sich schon ein Dumping-Vermieter, ein Gaslieferant, ein Stromanbieter, ein Handwerker, ein Lebensmittelhändler finden, der seine Marktanteile ausbauen will. Wer suchet, der findet, auch wenn es mal ein paar Monate oder Jahre dauern kann.

  2. Ich denke, es werden auch „Angstzuschläge“ dabei sein, wenn Niemand konkret kalkulieren kann, was denn die Baumaterialien in 6 Monaten kosten werden, wenn heute ein Bauvorhaben kalkuliert wird.
    Sinken dann die Materialkosten unerwartet, oder steigen doch nicht so hoch wie kalkuliert, dann werden mehr Gewinne erzeugt.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. Gewinn machen wo und wann immer es geht. In einem Verteidigungsfall, also Krieg, erwarten die Unternehmen natürlich, daß ihre Existenz ihre „Freiheit“ verteidigt wird, von denen denen sie in schwierigen Zeiten wie Inflation noch mehr abknöpfen Der Bürger hat in soclhen Fällen nicht viel zu verlieren. Seine Mietwohnung ? sein gebrauchtes Auto ? Seine Kleidung ? die Möglichkeit in Urlaub zu fahren ? Für den Unternehmer,, je nach Größe, steht eventuell der Besitz in Frage und sein freies marktwirtschaftliches Handeln.

  4. „Dort kaufen, wo es billiger ist.“ Naja, wenn es überall teurer geworden ist, dann kann man auch
    keine Händler mehr unter Zugzwang setzen.
    Beispiel: Käse, Butter, … bei denen sich oft alles verdoppelt hat und von den Erhöhungen der
    Erzeuger wieder kaum etwas davon hat, sondern wieder das Meiste beim Händler verbleibt.

  5. Aha, liebes IFO-Institut: Handel, die Landwirtschaft und der Bau. Geschäftsfelder, die seit Jahrzehnten jedes Jahr satte Gewinne einfahren. Man denke nur an Kaufhof und Karstadt, Hochtief und an die bayrische Milchwirtschaft. Hunderttausend Studierende brechen jedes Jahr ihr Studium ab, um am Bau und in der Landwirtschaft mal so richtig Geld verdienen. Die können sich schon gar nicht mehr retten vor Arbeitskräften. Stimmt etwa nicht? IFO, was stimmt nicht mit euch? Sinn weg, Sachverstand verloren. Die Bauern und die Handwerker sind vielleicht mal froh, etwas Gewinne zu machen und angesichts der trüben Zukunft etwas Speck anzufuttern.

  6. Natürlich wird ein inflationäres Umfeld auch genutzt, um die Gewinne zu erhöhen. Das ist ja, wenn es nicht aus Kostengründen ohnehin erforderlich ist, um zu überleben, auch nötig, um nicht ärmer zu werden.
    Inflation bedeutet, dass die Währung Kaufkraft verliert und aller Erfahrung nach größtenteils auch nachhaltig.

    Man kann einem Unternehmer nicht vorwerfen, dass er Gewinn machen will, und man kann auch einem Arbeitnehmer nicht vorwerfen, wenn er einen Lohnausgleich fordert. Beides wird aber von der Politik gefordert, bei den Arbeitnehmern so ein bißchen verschämt, weil sie ihren eigenen Job nicht hinkriegen.

    Beide Forderungen sind idiotisch. Die richtige Forderung wäre, den Geldwert stabil zu halten. Dann könnten externe Preisschocks nicht die Preise insgesamt anheben.

    Wobei Energie im allgemeinen und Öl im Speziellen die Eigenschaft hat, für alles ständig benötigt zu werden. Das muss einfach zuverlässig und preiswert zur Verfügung stehen. Sonst macht der Letzte bitte das Licht aus.

    1. Falls es dann noch Licht gibt

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