Abseits der reinen Warenströme von und in die Eurzone gibt es noch mehr. Da sind Geldflüsse für erbrachte Dienstleistungen, dazu Geldflüsse aus Kapitalanlagen, und Gelder, die in der EU wohnhafte Ausländer nach Übersee an ihre Familien überweisen. Alle Geldflüsse zusammen genommen und miteinander verrechnet ergeben den effektiven Geldfluss, die sogenannte Leistungsbilanz (hier genauer erklärt). Sie zeigt an, ob insgesamt gerade Geld aus der Eurozone abfließt, oder ob Geld in die Eurozone hinein fließt.
Sieht man eine positive Leistungsbilanz, dann vermehrt sich sozusagen das gesamte Vermögen in der Eurozone, weil Staaten, Firmen und Personen insgesamt gesehen mehr Gelder aus Übersee erhalten, als sie dorthin überweisen. Jahrelang hat man stets Überschüsse erwirtschaftet, denn in Europa (und vor allem in Deutschland) produzierte Waren fanden ihren Weg auf den Weltmarkt, und die dafür geleistete Zahlung erhöhte den Wohlstand in der Eurozone. Aber durch den Ausbruch des Ukraine-Kriegs änderte sich dieser Zustand rasant.
Weil man vor allem in Europa eine echte Knappheit an Energie befürchtete, explodierten die Preise für Energieträger wie Kohle und Gas. Entsprechend mussten die Staaten der Eurozone diese Energieträger auf dem Weltmarkt zeitweise zu dramatisch gestiegenen Preisen einkaufen. Dadurch floss für die Bezahlung dieser Güter viel mehr Geld ins Ausland, und die Leistungsbilanz der Eurozone rutschte deftig ins Minus, sichtbar in der folgenden Grafik. Am tiefsten Punkt im Verlauf des letzten Jahres war es ein monatliches Defizit in der Leistungsbilanz von 36 Milliarden Euro.
Heute meldet die Europäische Zentralbank (EZB), dass die Leistungsbilanz der Eurozone für März 2023 einen Überschuss von 31 Milliarden Euro aufweist. Hauptverantwortlich hierfür sind auch dieses Mal wieder die Geldflüsse für Waren. Die Energiepreise sind inzwischen wieder dramatisch gefallen, die Länder der Eurozone zahlen deutlich weniger an ausländische Lieferanten. Und somit übersteigen die Einnahmen aus Exporten wieder deutlich die Ausgaben für Warenimporte, die Leistungsbilanz glänzt wieder – siehe die blaue Linie in der Grafik. Die orangen Balken zeigen Überschuss beziehungsweise Defizit im Warenhandel.
Nachfolgend sehen wir die aktuellen Detaildaten für die Leistungsbilanz der Eurozone. Der Handel mit Waren brachte im März 2023 einen Überschuss von 41 Milliarden Euro, im März 2022 war es ein Defizit von 7 Milliarden Euro.
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