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Wirecard: Ähnliches Schicksal der Shortseller wie bei Tesla?

Droht den Shortsellern mit Wirecard ein ähnliches Schicksal wie beim Short-Squeeze bei Tesla? Sie ist derzeit in aller Munde, die unglaubliche Kursentwicklung bei Tesla mit einer Kursvervierfachung eines Milliarden-Dollar-Unternehmens binnen eines Jahres, das eigentlich noch gar keine richtigen Gewinne macht. Bei FMW wurde mehrfach wurde über die Aktie, ihre Bewertung und ihre Aktionärsstruktur berichtet.

Die Gründe für die Kursexplosion sind nicht nur die exorbitante Shortquote bei diesem Hoffnungswert der Automobilszene, sondern auch die Kursziele der Analysten, die wahre Wunderdinge erwarten. Besonders skurril das Kursziel des Analysehauses ARK von mindestens (!) 7000 Dollar für die Aktie bis 2024. Bei aller Wachstumsphantasie, aber dies würde einer Marktkapitalisierung von über einer Billion Dollar entsprechen.

Die größten acht Automobilkonzerne (ohne Tesla), von VW, über Toyota bis Honda gibt es derzeit zum Schnäppchenpreis von 524 Milliarden Dollar, alle Automobilkonzerne zusammen wären aktuell weniger wert sein als eine Tesla in vier Jahren (wenn die Prognose des Analysehauses ARK eintreffen würde), schließlich produziert man ja nur um die 80 Millionen Fahrzeuge!

Fatalerweise geben durch diese aktuellen Fantasiekurse bei Tesla Shortseller ihre Spekulation nicht auf und provozieren immer weiter Eindeckungsrallies – bis zum unweigerlichen zyklischen Kuminationspunkt. Droht den Shortsellern von Wirecard nun Ähnliches?

Wirecard, das deutsche Ziel der Shortseller

Bereits seit Jahren haben sich viele Hedgefonds auf einen Kursverfall bei dem Finanzdienstleister eingeschossen, ausgelöst durch Vorhaltungen der britischen Finanzzeitung Financial Times, man habe Umsätze nicht richtig bilanziert. Dies hat zu einer extremen Aktionärsstruktur geführt, die ich erst letzten Mittwoch in einem Artikel dargestellt habe. Kurz zusammengefasst: Etwa 60 Prozent der Aktien von Wirecard liegen in den Händen von Großanlegern (Goldman Sachs, Morgan Stanley, BlackRock u.w,), aber 21 Prozent befinden sich im Besitz von Hedgefonds und der Rest bei vielen kleinen Anlegern – und manches ist auch noch in ETFs auf den Dax gebunden. Dabei ist das Paradoxon entstanden, dass nicht die Eindeckungen von Hedgefonds für den Kursanstieg bei Wirecard von 27 Prozent seit Jahresbeginn verantwortlich waren, sondern Aufstockungen der Großen, die von den Umstrukturierungen des Unternehmens im Aufsichtsrat und den neuesten Unternehmensmeldungen angetan waren.

Worauf hoffen die Shorties bei Wirecard?

Trotz dieser äußerst ungünstigen Konstellation und den Negativerfahrungen bei Tesla oder Beyond Meat, glauben die Leerverkäufer bei Wirecard an ein negatives Ergebnis der Sonderprüfung durch den Wirtschaftsprüfer KPMG – und vermutlich auch etwas an einen Kurseinbruch beim Dax infolge der Auswirkungen des Coronavirus. Verkäufe bei Dax-ETFs würden automatisch zu Verkäufen bei Wirecard führen. Klingt recht plausibel und ist vielleicht der Grund für das derzeitige Ende der Januarrally. Aber wird das Ergebnis von KPMG wirklich die Negativnachricht ergeben? Der Vorstandsvorsitzende Markus Braun wird nicht müde die Solidität der Bilanzen zu verteidigen und die Zukunftsaussichten zu preisen: „We won‘t disappoint“, so sein Hinweis auf die vorläufigen Jahreszahlen für 2019, die am 14. Februar präsentiert werden.

Und was den Prüfbericht, den KPMG irgendwann im ersten Quartal fertiggestellt hat, angeht: Der neue Aufsichtsratchef Thomas Eichelmann wurde schon des Öfteren zu dem so bedeutsamen Prüfergebnis befragt. Seine Antwort auf die Frage nach ersten Resultaten der Sonderprüfung: „Aus der Tatsache, dass wir noch keine Ad-hoc-Meldung abgegeben haben, können Sie Ihre Schlüsse ziehen.“

Fazit

Von den weitaus bedeutsameren Ereignissen um den Coronavirus überlagert, hat sich auch in Deutschland wieder eine spannende Gemengelage bei einem Dax-Unternehmen ergeben. Wer bekommt bei Wirecard recht? Die großen Investoren oder die Shortseller? Sollte Ersteres zutreffen, könnte eine Situation entstehen, wie wir sie bereits aktuell in den USA vorfinden. Kopfschütteln bei vielen Anlegern über die fundamental unsinnigen Kursanstiege bei Tesla und Pain Trades von Shortsellern, die gewaltige Verluste realisieren müssen.

Schon bis zum 14. Februar könnten wir etwas Aufschluss über die Geschäftsaussichten erhalten, aber dieser Termin dürfte auch jedem Aktionär von Wirecard bekannt sein. Auf jeden Fall birgt eine Aktionärsstruktur wie aktuell bei Wirecard ein unglaubliches Risiko für die Leerverkaufsstrategie. Aber das tägliche Short-Drama um Tesla scheint die vorwiegend angelsächsischen Spekulanten nicht zu stören, es handelt sich ja um einen weiteren Fall von „stupid german money“ – glaubt man anscheinend.

Werden Shortseller bei Wirecard ähnlich abgezockt wie die bei Tesla?



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