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Wirecard – Shortseller setzen auf ein Debakel

Die heißeste Aktie im Leitindex Dax ist zweifelsohne der Zahlungsdienstleister Wirecard. Innerhalb von acht Jahren von unter 7 auf 197 Euro gestiegen (3.9. 2018), dann der Aufstieg in den Dax – von nun an ging es dann bergab. Ursache war in großem Ausmaß natürlich die Berichterstattung der Financial Times über fragwürdige Geschäfte in Singapur. Ein Einbruch bis auf 86 Euro, dann die glimpfliche Aufarbeitung der Affäre und ein Wiederanstieg bis in den 160-Eurobereich. Aber die britische Wirtschaftszeitung ließ nicht locker.

Wirecard- die neuen Enthüllungen locken Shortseller

Vor einigen Tagen berichtete die Financial Times über Scheinumsätze des so erfolgreichen Zahlungsdienstleisters in Dubai, die durch die Unternehmenstochter Al Alam Solutions gebucht worden sein sollen. Es kam zu einem erneuten Kurseinbruch bis auf 108 Euro, von dem sich die Aktie bis heute trotz Dementi nicht wieder erholen konnte. Schließlich kam das in Aschheim bei München ansässige Unternehmen dem Drängen von Großinvestoren zu einer Sonderprüfung nach und gab diese bei der Unternehmensberatung KPMG in Auftrag.

Das Problem ist, dass die Prüfung Wochen, wenn nicht gar Monate, in Anspruch nehmen wird. In der Zwischenzeit ist für Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Obwohl die Firma weiter einen Deal nach dem anderen an Land ziehen kann – zuletzt gerade durch den Start von boon.Planet, einer volldigitalen Payment App. Am 6. November wird das Unternehmen die Neun-Monats-Bilanz präsentieren und zumindest Aufschluss über die Wachstumsaussichten geben.

Wirecard – Aktie ein Spielball für Shortseller

Die Folge dieser Stresssituation für das Unternehmen ist eine unglaublich deutliche Positionierung der Leerverkäufer. Der US-Datenanbieter S3 Partners meldete, dass derzeit 24,68 Millionen Aktien von Wirecard Leerverkäufe seien – das wäre mehr als ein Fünftel der verfügbaren Papiere. Anscheinend gehen diese Spekulanten davon aus, dass die Briten die Schwebephase ausnutzen werden für weitere heiße Enthüllungen über die vermeintlich frisierte Wirecard-Bilanz.

Das Merkwürdige an dieser Einschätzung ist, dass sich die Firma doch bewusst sein muss, dass, gesetzt den Fall der beauftragte Wirtschaftsprüfer KPMG würde die Vorwürfe bestätigen, ein ganzes Geschäftsmodell einer doch sehr auf Zuverlässigkeit beruhenden Branche zertrümmert werden könnte. Die Zahl der leerverkauften Aktien ist derzeit höher als zu den ersten Vorwürfen von FT über die unsauberen Geschäfte in Asien. Damals im Februar waren es 18 Millionen Papiere, auch schon sehr viel bei 125 Millionen verfügbaren Anteilsscheinen.

Fazit

Was für eine Situation für ein Dax-Unternehmen! Ein einzelner Journalist einer britischen Zeitung wäre in der Lage einen Großkonzern in die Knie zu zwingen – wenn die neuen Vorwürfe stimmen würden. Zugleich käme es zu einem Riesenschaden für den Finanzplatz Deutschland. Andererseits existiert auch eine große Gefahr für die Leerverkäufer in dieser Aktie mit ihren Riesen-Engagement auf der Shortseite. Man stelle sich nur vor, KPMG würde die Vorwürfe entkräften können und dies zu einem Zeitpunkt außerhalb der Börsenzeiten kommunizieren – was für eine Short Squeeze bei den involvierten Shorties. Über die letzte große Eindeckung vom Leerverkäufen bei Tesla habe ich erst gestern berichtet.

Kaum eine Aktie ist so volatil wie Wirecard



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