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Wirtschaft: Deutschland vom Musterknaben zum Sorgenkind

Wirtschaft: Deutschland vom Musterknaben zum Sorgenkind
München-Riem, Deutschland. Foto: Michaela Rehle/Bloomberg

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland haben bestätigt, was sich bereits angedeutet hat: Die deutsche Wirtschaft schrumpft im zweiten Jahr in Folge. Eine anhaltende Autokrise, eine schwächelnde Industrie, steigende Insolvenzen, eine stockende und teure Energiewende – die Liste der Probleme ist lang. Die nachlassende Auslandsnachfrage und der anhaltende Preisdruck setzen der exportorientierten deutschen Wirtschaft zu. Die Anwaltskanzlei Weil, Gotshal & Manges stuft die größte Volkswirtschaft des Kontinents deshalb zum zweiten Mal in Folge als den am stärksten angeschlagenen Markt ein, wie Bloomberg aktuell berichtet.

Deutschland: Wirtschaft in der Notlage

Im pessimistischen Szenario der Experten – das weitere Unterbrechungen der Lieferketten und eine protektionistische Handelspolitik einschließt – könnte das Ausmaß der Notlage in Deutschland sogar das der Pandemie übertreffen. Eine Trendwende ist nach wie vor nicht in Sicht.

“Vor einem Jahr war es noch nicht klar, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern so stark hervorstechen würde”, sagt Andrew Wilkinson, Partner bei Weil und Co-Leiter der Restrukturierungsabteilung der Kanzlei. “Ich denke, es ist jetzt klar, dass dies der Fall ist. Das ist sehr ungewöhnlich für Europa.“

Deutschlands Immobilienmarkt kämpft noch immer mit den Folgen des rasanten Zinsanstiegs aus der Inflationseindämmung. Große Industrieunternehmen wie Volkswagen und der Chemieriese BASF ergreifen umfassende Kostensenkungsmaßnahmen, was die Wirtschaft belastet..

Der Weil European Distress Index definiert eine Krisensituation als “Unsicherheit über den fundamentalen Wert von Finanzanlagen, Volatilität und Anstieg des wahrgenommenen Risikos”. Hinzu kommen Verwerfungen in der Wirtschaft, die die Fähigkeit zur Schuldentilgung beeinträchtigen können. Der Index basiert auf Daten von mehr als 3.750 börsennotierten europäischen Unternehmen.

Deutschland: Die deutsche Wirtschaft leidet, auch weil die Industrie schwächelt

Industrie bleibt das Sorgenkind

Der am stärksten angeschlagene Wirtschaftsbereich war in Europa im letzten Quartal die Industrie. Laut den Weil-Daten ist der Druck auf gleitender Dreimonatsbasis so hoch wie seit September 2020 nicht. Da Unternehmen aufgrund höherer Kapitalkosten und unsicherer Nachfrage Großprojekte verschieben, sei der Sektor “anfällig für eine Stagnation”.

“Ich erwarte nicht, dass große Automobil- und Fertigungsunternehmen in Deutschland pleitegehen werden – das haben wir auch während der globalen Finanzkrise 2008 nicht erlebt”, sagte Wilkinson. “Die Zulieferer hingegen werden unter Druck geraten, und zwar ziemlich hart.“

Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle verzeichnete Deutschland im vierten Quartal 2024 insgesamt die höchste Zahl an Unternehmensinsolvenzen seit der Finanzkrise.

FMW/Bloomberg



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6 Kommentare

  1. Moin, moin,

    „Wirtschaft in der Notlage“. Ja was hätte nach 16 Jahren Merkel und 3 Jahre Rot-Grün dabei anderes heraus kommen sollen? Wohlstand wird in der Welt nicht verteilt, er muss erarbeitet werden.

    Unternehmen verlassen dieses Land, es macht keine Sinn gegen die EU- und Berliner Windmühlen anzuarbeiten. Was macht der Arbeitnehmer? Er ist krank, d.h. er meldet sich krank und geht zum Arzt seines Vertrauens (Doc Holliday). Warum auch nicht. Und die anderen Arbeitnehmer? Die machen „Dienst nach Vorschrift“.

    Wenn man es also einfacher sagen will, Unternehmen und Arbeitnehmer haben in dieser wirtschaftsfeindlichen Umgebung in der BRD keine Lust mehr. Daraus folgt zwangsweise, dass die etablierten Politiker immer weniger zu verteilen haben. Daher suchen diese dann weitere „Einnahmequellen“ wie bspw. der Vorschlag Sozialabgaben auf Kapitalerträge. Demnächst dann auch auf Vermietung und Verpachtung.

    Somit ist erklärlich, wieso die BRD zum Sorgenkind geworden ist. Die Indianer haben keine Lust mehr für diese Häuptlinge in Berlin weiter zu kämpfen.

    Fazit: Alles läuft wie es laufen muss, kann nicht anders sein. Warten wir gemeinsam auf die Stunde Null.

    1. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
      So siehts aus.

    2. „Ja was hätte nach 16 Jahren Merkel und 3 Jahre Rot-Grün dabei anderes heraus kommen sollen?“
      Es ist ebenso auffällig wie fragwürdig, dass bei Nennung der Ampelregierung seit einiger Zeit stets der dritte Koalitionspartner unter den Tisch fallen gelassen wird, der doch so maßgeblich Verantwortung am ganzen Chaos inkl. Stillstand, Blockaden, Verunsicherung und Wut trägt.

  2. „Unternehmen und Arbeitnehmer haben in dieser wirtschaftsfeindlichen Umgebung in der BRD keine Lust mehr“. Das hat mit Lust nichts zu tun, die beanspruchen sicher nur ihren Teil des leistungslosen Grundeinkommens.

    1. Das ist nun einmal im Sozialismus so, auch wenn er grün ist. Aber das fing schon sehr viel früher an, nämlich unter Schröder und Fischer. Als dann wieder von Deutschland ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien ausgehen konnte, habe ich Deutschland vor über 25 Jahren verlassen. Gott sei Dank. Denn dann kamen die Herz Gesetze und 20 Jahre Afghanistan Krieg.
      30 Jahre Stagnation, was Rückschritt bedeutet.

      Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. Deutschland ist DER Wirtschaftsmotor Europas. Man braucht nicht meinen, dass sich Spanien, Italien oder Portugal retten können, wenn der nicht mehr läuft.

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