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Wirtschaftsforscher: „Erdogan kämpft gegen ökonomische Grundsätze“

Der türkische Präsident Erdogan

Die offizielle Inflation in der Türkei wurde diese Woche für den Monat Dezember mit 36 Prozent vermeldet nach 21 Prozent im November. Erst gestern besprach Hannes Zipfel die Lage rund um die türkische Lira, die auch eng mit der Inflation und die Zinspolitik der türkischen Zentralbank verbunden ist. Heute nun haben sich renommierte Wirtschaftsforscher mit klaren Worten zur Lage in der Türkei geäußert. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat heute in einer kurzen, aber klar formulierten Publikation die Wirtschafts- und Währungspolitik des türkischen Präsidenten Erdogan kritisiert, mit der Überschrift „Türkei: Erdogan kämpft gegen ökonomische Grundsätze“.

Die Währungskrise in der Türkei ist laut dem IW selbst verschuldet. Deutsche Unternehmer und internationale Investoren seien stark verunsichert und würden zunehmend das Vertrauen verlieren. Seit Erdogans Amtsantritt habe die Lira fast 82 Prozent an Wert verloren. Präsident Erdogan habe die türkische Zentralbank zu einem Handlanger seiner Politik gemacht, und von einer unabhängigen Geldpolitik könne keine Rede mehr sein (FMW-Anmerkung: Die führenden Köpfe der Zentralbank wurden letztes Jahr ausgetauscht, und die Nachfolger senkten die Zinsen deutlich).

Mit Zinserhöhungen ließe sich laut dem IW die hohe Inflation in der Türkei bekämpfen und die Lira stabilisieren. Stattdessen erzwinge Präsident Erdogan Zinssenkungen. Damit wende er sich gegen ökonomische Grundprinzipien – und kämpfe einen aussichtslosen Kampf. Zudem lädt Erdogan laut dem IW Finanzinvestoren ein zu „Einbahnstraßen-Spekulationen gegen die türkische Währung“. Ohne eine Kursänderung der Zentralbank führe dies zum sicheren Erfolg und heize den Verfall der Lira weiter an.

Dieser ökonomisch höchst unvernünftige Kampf gegen die Marktgesetze verunsichere internationale Investoren. Gleichzeitig birge die Unzufriedenheit in der Türkei über die hohe Inflation politische Risiken. Die deutsche Wirtschaft sei durch die Abwertungen hart getroffen. Der Export in die Türkei werde damit nämlich teurer. Angesichts der anhaltenden Abwertung ist es laut IW nicht verwunderlich, dass die deutschen Ausfuhren in der Türkei seit Erdogans Amtsantritt stagnieren. Im Jahr 2013 lagen die Ausfuhren laut IW bereits in etwa so hoch wie im Jahr 2021, während die deutschen Warenexporte insgesamt in dieser Zeit um rund 25 Prozent zulegten. Damit sei die Türkei von Rang 14 der wichtigsten Ausfuhrpartner auf Rang 16 abgerutscht. Ihr Anteil an den deutschen Ausfuhren sank von zwei Prozent im Jahr 2013 auf nur noch rund 1,6 Prozent. Eine vielversprechende Handelsentwicklung sieht laut IW anders aus.



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1 Kommentar

  1. Erdogan handelt nach dem Grundsatz „Glaube versetzt Geldberge“ ;-)

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