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Handelskrieg Wirtschaftsforscher plädieren für internationale Zoll-Allianz gegen die USA

Koordinieren sich viele große Importeure von US-Waren im Handelskrieg gegen Trump, hatte man ein mächtige Druckmittel gegen die USA.

Handelskrieg
Grafik: ChatGPT

Donald Trump drängt im Handelskrieg Länder in die Enge und droht mit drakonisch hohen Importzöllen. So könnte es ihm nach und nach gelingen, bei den meisten Ländern zum Beispiel einen Zoll in Höhe von 15 % als neues Normalniveau durchzusetzen, so wie diese Woche im Deal mit Japan? Aber wenn viele wichtige Handelspartner der USA sich zusammentun, und als eine Art „Zoll-Front“ hohe Gegenzölle auf US-Importe verhängen – das könnte US-Exporteuren wirklich weh tun.

So eine koordinierte Gegenwehr wäre wirklich spürbar für die amerikanische Volkswirtschaft, ganz anders als wenn zum Beispiel nur ein einziges Land hohe Zölle gegen US-Waren verhängt. Eben diese gemeinsame Verhandlungsmacht im Handelskrieg sieht das „Institut für Weltwirtschaft“ (IfW) in Kiel. Dort hat man heute ein Papier veröffentlicht mit dem Titel: „Strategische Allianz: Gemeinsame Gegenzölle gegen die USA unter Führung der EU“. Um den Zöllen der USA entgegenzuwirken, sollten große Volkswirtschaften demnach unter Führung der EU eine strategische Allianz gründen, die gemeinsam Gegenzölle gegen US-Exporte verhängt.

Dies würde laut IfW die USA wirtschaftlich empfindlich treffen und wäre konform mit den Regeln der WTO. Die zunehmende Anzahl bilateraler Handelsdeals mit den USA bedrohe dagegen den globalen Wohlstand und könne mittelfristig eine gefährliche Eskalation an Handelskonflikten auslösen. Die Wirtschaftsforscher schlagen eine gemeinsame Handelskoalition der EU, Kanadas, Mexikos, Brasiliens und Südkoreas vor – Volkswirtschaften, die zusammen über 50 Prozent der US-Warenexporte aufnehmen. Gemeinsam könnten sie proportionale, WTO-konforme Gegenzölle verhängen, die Washington nicht ignorieren könnte.

Derzeit ist eine solche strategische Koalition erforderlich, so das IfW. Simulationen würden zeigen, dass eine solche gemeinsame Reaktion hohe wirtschaftliche Kosten für die USA haben würde. Sie wären um 34 Prozent höher als in einem Szenario, in dem keines der Länder Vergeltungszölle erhebt. Die gemeinsamen Vergeltungsmaßnahmen dieser Volkswirtschaften würden fast 60 Prozent des Schadens einer global koordinierten Reaktion erreichen.

Im Gegensatz dazu seien einseitige Vergeltungsmaßnahmen einzelner Länder weniger wirksam und könnten mit erheblichen innenpolitischen Kosten verbunden sein – insbesondere für stark integrierte Volkswirtschaften wie Kanada und Mexiko. Hintergrund der Forderung des IfW Kiel: Die USA schließen zunehmend bilaterale Abkommen, die die WTO umgehen. Sie haben erneut mit umfassenden neuen Zöllen auf Importe aus der Europäischen Union, Kanada, Mexiko, Brasilien und Südkorea gedroht, um auch diese Länder zu Handelsdeals zu bewegen.

Eine kollektive Reaktion gegen die USA müsse als legitime, vorübergehende Maßnahme im Rahmen der WTO-Regeln konzipiert werden, argumentieret das IfW. Die vorgeschlagenen Maßnahmen würden den WTO-Leitlinien für verhältnismäßige Vergeltungsmaßnahmen entsprechen, seien befristet und würden aufgehoben, sobald die USA ihre Zölle aufheben und auf den Weg der Zusammenarbeit zurückkehren.

Um die politische Wirkung zu maximieren, sollten die Gegenmaßnahmen auf wichtige US-Exportsektoren abzielen, in denen die Koalition über starken Einfluss verfügt, darunter die Automobilindustrie, die Luft- und Raumfahrt, die Pharmaindustrie und die Landwirtschaft. Diese Branchen seien nicht nur wirtschaftlich bedeutend, sondern auch politisch einflussreich, was sie zu idealen Druckpunkten macht, um die innenpolitische Opposition gegen Protektionismus zu stärken, so das IfW.

Die Botschaft an Washington müsse klar sein: Die Koalition ist bereit, offene Märkte und ein berechenbares globales Handelsumfeld zu verteidigen.



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7 Kommentare

  1. Genau das wäre das richtige Konzept. Aber wie soll das realisiert werden, wenn die EU beispielsweise auch gegen China auf Konfrontation setzt. Mit den BRICS-Staaten wären die Chancen mehr als gut. Aber das politische US-Lakaientum spricht wohl bisher dagegen.

  2. Du bist raus, warum über China philosophieren, wenn das Land hier gar nicht thematisiert wird?

  3. Gemeinsam ist man immer stärker…
    Wenn nichts gemacht wird oder man duckmäusert braucht man sich wenigstens über Facharbeitermangel keine Gedanken mehr zu machen..

    1. Tja, Dr.noe78, wenn man die Zusammenhänge nicht orten oder verstehen kann, dann sollte man sich an Weltwirtschaftsthemen besser erst garnicht versuchen.

  4. Genau so ist es, es gibt einen Spruch : einen einzelnen Stock kann man leicht brechen, aber ein Bündel von Stöcken nicht…..tatsächlich wäre solch eine gemeinsame Strategie der wichtigen Länder gegen diesen Wahnsinn der USA die beste Lösung

  5. Zitat: „Die Botschaft an Washington müsse klar sein: Die Koalition ist bereit, offene Märkte und ein berechenbares globales Handelsumfeld zu verteidigen“. Die EU und ein offener globaler Markt sind nun mal unüberbrückbare Gegensätze, geistige Sandkastenspiele (IfW) über bisher unerkannte Fähigkeiten bleiben somit feuchte Träume. Das fängt mit der EUSt. an und hört mit der Unfähigkeit, die Sicherheit auf den Weltmeeren zu garantieren noch lang nicht auf.

  6. Ich denke, wenn Trump seine Zollpolitik nicht ändert, werden die BRICS weiter und schneller an Bedeutung gewinnen. Den Dollar als Waffen einsetzen ist auch nach hinten losgegangen.
    Ebenso die Sanktionen gegen Russland.
    Natürlich wird alles nicht „morgen“ ohne Probleme funktionieren.
    Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
    Damit meine ich nicht, dass die BRICS eine eigene Währung schaffen werden oder einen Staatenbund eingehen. Sie werden alle Waren die möglich sind, bevorzugt untereinander handeln, in eigenen Währungen abrechnen (in Sonderfällen in Gold) und soweit wie möglich Lieferungen in die USA vermeiden.
    Sie werden erst gar nicht versuchen den Dollar abzuschaffen; ihn aber meiden und Währungsreserven lieber in Gold anlegen, als in Dollars. Sie werden den Dollar, soweit es möglich ist, nicht mehr benutzen.
    Die Staaten die das schon machen, haben durch ihre Währungsreserven in Gold (anstatt Dollars) alleine im letzten Jahr um etwa 36 % erhöhen können, und in diesem Jahr schon um etwa 26 %. Und das deshalb, weil das Gold nur im Tresor liegt. An den Dollars als Währungsreserve sind alleine in diesem Jahr schon etwa 10% Verlust gegenüber den wichtigsten Währungen dieser Welt entstanden.

    Viele Grüße aus Andalusien
    Helmut

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