Europa

Wirtschaftsministerium – „ausgeprägte Rezession nicht zu erwarten“! Wirklich nicht?

Ist das deutsche Wirtschaftsministerium zu optimstisch? Rein technisch gesehen dürfte Deutschland nämlich bereits in der Rezession sein – das dritte Quartal wird aller Voraussicht nach negativ, womit die deutsche Wirtschaft dann zwei Quartale hintereinander geschrumpft wäre (die Zahlen aus dem 3.Quartal kommen genau in einem Monat, am 14.11.2019). Morgen kommt der ZEW Index, am 24.10. die Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland, am 25.10 schließlich der ifo Index – dann wird sich zeigen, wie die deutsche Wirtschaft ins 4.Quartal startet.

Heute hat das deutsche Wirtschaftsministerium den Stand der Dinge im Oktober berichtet – man geht von einer Stagnation zum Vormonat aus, und erwartet keine „ausgeprägte Rezession“:

 

„Die konjunkturelle Flaute der deutschen Wirtschaft hält an. Ihre wirtschaftliche Aktivität verharrt gegenwärtig in etwa auf dem erreichten Niveau. [1] Die Verluste an Wertschöpfung in der Industrie, die sich weiter im Abschwung befindet, werden weitgehend durch das Wachstum in den Bereichen Dienstleistungen und Bauwirtschaft kompensiert. Die einschlägigen Konjunkturindikatoren deuten noch nicht auf eine grundlegende Veränderung der konjunkturellen Situation hin. Ein stärkerer Abschwung oder gar eine ausgeprägte Rezession sind gegenwärtig aber nicht zu erwarten. Die exportorientierte deutsche Industrie sieht sich weiterhin einem schwachen Welthandel, einer stagnierenden globalen Industriekonjunktur und einer weltweiten Abschwächung der Nachfrage nach Kraftwagen gegenüber.“

 

Auslöser der Schwäche sei der Protektionismus (Trump!) sowie die Brexit-Unsicherheit:

„Die Weltkonjunktur bleibt gedämpft. Vor dem Hintergrund protektionistischer Maßnahmen und der ungelösten Brexit-Frage nahm der Welthandel im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat erneut ab (..).  Diese globale Schwäche ist weiterhin beim deutschen Außenhandel spürbar. So gingen die Exporte von Waren und Dienstleistungen von Juli auf August saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen um 2,4 % zurück. Im Zweimonatsvergleich ist in etwa Stagnation zu verzeichnen (+0,1 %). Mit einer Belebung der Ausfuhren in den kommenden Monaten rechnen die Unternehmen den ifo Exporterwartungen zufolge nicht. Der entsprechende Index spiegelt mit seiner Eintrübung im September die niedrigste Erwartungshaltung seit der Finanzkrise wider. Die Importe von Waren und Dienstleistungen nahmen im August ungeachtet der robusten Binnenkonjunktur saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen um 1,2 % und im Zweimonatsvergleich um 1,0 % ab.“

Dass das Wirtschaftsministerium keine „ausgeprägte Rezession“ erwartet trotz der Schwäche des für Deutschland so zentralen Industriesektors sowie dem damit verbuendenen Export, liege an der Stärke des Binnenkonsums:

„Die privaten Konsumausgaben bleiben demgegenüber eine wichtige Stütze der binnenwirtschaftlichen Entwicklung. (..). Das Geschäftsklima im Einzelhandel ist per saldo weiter positiv und besser als der langjährige Durchschnitt, auch wenn es im September leicht nachgab.“

Nun ist der Binnekonsum – ebenso wie der Arbeitsmarkt – ein nachlaufender Indikator, mithin ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Schwäche der Industrie dann auch hier durchschlagen wird. Die alarmierenden Meldungen der letzten Tage und Wochen über großflächige Entlassungen von deutschen Konzernen deuten daraufhin, dass die Lage dann auch im 4.Quartal nicht besser wird. Vielmehr trübt sich im Herbst saisonbedingt regelmäßig die Konjunktur weiter ein – der Herbst könnte also allen optimistischen Einschätzungen, wie sie heute das Wirtschaftsministerium veröffentlicht hat, den „Rest geben“!

Das deutsche Wirtschaftsministerium erwartet keine ausgeprägte Rezession



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5 Kommentare

  1. Querdenker aus München

    Wie damals in der DDR. Gute Nachrichten bis zum Schluss.

    1. Haben Sie enrsthaft den Eindruck, die Bundesrepublik stehe kurz vor dem Kollaps wie damals die DDR?

  2. Die Aktien werden stabil bleiben, oder sogar steigen. Immer mehr werden arbeitslos und der Aktien Markt wird sich nicht bewegen. Ergo keine Rezessionen. Alles klar? :)

    1. Querdenker aus München

      Die Aktien werden deshalb weiter steigen, weil aufgrund von Anlagenotstand das nachgedruckte Geld (Fiatmoney) der EZB dorthin drückt. Mit dem Zustand der Wirtschaft hat das natürlich nichts mehr zu tun. Ein weiterer Teil des Fiatmoneys wird die Immobilienmärkte weiter kollabieren lassen und überhaupt alles, was irgendwie Sachwert besitzt. So schauts aus.

  3. Querdenker aus München

    Unter https://egon-w-kreutzer.de/jobwunder-deutschland finden Sie eine interessante und aufschlussreiche Liste. Sie wird täglich neu aktualisiert. Mit freundlichen Grüssen.

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