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Wölbern Invest: 8,5 Jahre Gefängnis für 115 Mio Euro Raffgier

Von Claudio Kummerfeld

Gestern wurde der Geschäftsführer der bankrotten „Wölbern Invest“, Heinrich-Maria Schulte für seine 115 Mio Euro Raffgier zu 8,5 Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte die Gelder tausender Kleinsparer für Learjets, Yacht und Schampus verprasst…

Aber zurück zum Anfang. Der Medizinexperte Heinrich-Maria Schulte hatte 2006 das renommierte Hamburger Privatbankhaus „Wölbern“ gekauft. Wohl schon damals, so kann man vermuten, bestand die Absicht sich privat zu bedienen. Denn das Immobilienfondsgeschäft wurde von der eigentlichen Bank abgetrennt. Mitarbeiter, die bei dubiosen Buchungen nicht mitmachen wollten, wurden „ersetzt“. In den letzten Jahren gab es immer wieder Gerüchte, dass bei den Wölbern-Fonds etwas nicht stimmen würde. Und dann kam es wie bei allen Schneeballsystemen und Betrügereien irgendwann zum Knall. Kein Geld mehr da, der Betrug fliegt auf. Das Gericht sprach gestern davon, dass man alle Geldbuchungen lückenlos nachvollziehen konnte und dass es sich bei der „Wölbern Invest“-Konstruktion von Hr. Schulte um einen „Buchungskreislauf“ und ein „finanzielles Kartenhaus“ gehandelt habe.

Wie das Hamburger Landgericht (Aktenzeichen 630 KLs 1/14 bzw. 5650 Js 27/12)
gestern feststelle, hat Herr Schulte zwischen 2011 und 2013 insg. 115 Millionen Euro „gewerbsmäßig veruntreut“, auf deutsch gesagt er hat einfach Geld aus den Immobilienfonds genommen und privat verprasst. 327 Fälle wurden verhandelt, Geschädigte soll es aber 40.000 geben. Und betroffen sind hier keine Multimillionäre, sondern Kleinsparer mit jeweils nur mehreren tausend Euro, die wie so oft über Bankempfehlungen zu diesen Fonds kamen.

Das Gericht schilderte, wofür Herr Schulte das Geld u.a. ausgab. Einen Teil verwendete er dafür Löcher in anderen ihm selbst gehörenden Gesellschaften zu stopfen. Für die „private Lebensführung“ wurden u.a. folgende wohl „dringend notwendige Ausgaben“ mit den Geldern der Kleinsparer bezahlt: Für Versicherungen und Unterhalt für seine sieben Kinder gingen 1,9 Mio Euro drauf, für Schmuck und Kunst 1,8 Mio, 1,9 Mio für Yacht- und Learjet-Leasing. 2,5 Mio Euro hat der Umbau seiner Villa an der schönen Elbchaussee in Hamburg gekostet… immerhin, hier kann man als geschädigter Anleger vorbeifahren und sehen, wo sein Geld abgeblieben ist.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Heinrich-Maria Schulte will in Revision gehen. Denn: Was war seine Reaktion zu all dem… Bedauern? Entschuldigung? Nein… er sei unschuldig, er hätte sich auf seine Berater verlassen.



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1 Kommentar

  1. 115 Millionen für 8,5 Jahre. Das nenne ich ein Schnäppchen.

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