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Oft entscheidet der Ausblick über die Kursreaktion Worauf achtet der Markt bei Quartalszahlen wirklich?

Trader vor Bildschirmen
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In Kürze beginnt in den USA die Saison der Quartalszahlen und natürlich veröffentlichen dann auch Unternehmen aus Deutschland und Europa ihre Geschäftszahlen für die vergangenen drei Monate, und geben einen Einblick in dieses Zahlenwerk (US-Banken haben bereits gemeldet als Auftakt in die Saison). Im Regelfall folgt parallel auch ein Ausblick auf die zu erwartende Geschäftsentwicklung in der näheren Zukunft. Diese Ergebnisse geben Aufschluss über die Geschäftsentwicklung, den Gewinn pro Aktie (EPS), den Umsatz und andere wichtige Kennzahlen, doch für die Kursentwicklung sind diese Aussagen eher zu vernachlässigen, weil zweitrangig. Die Börse blickt voraus und preist Dinge direkt und zeitnah ein, noch bevor sie den Anlegern über Quartalszahlen oder Bilanzen und Jahresabschlüsse in Zahlen präsentiert werden. An den Handelsplätzen der Wall Street und anderswo schauen die Börsianer deshalb nur bedingt auf das, was war, sondern mehr auf das, was kommen wird und könnte.

Schlechte Quartalszahlen = steigende Kurse und umgekehrt, wie kommt es zu diesem Phänomen?

Wer sich schon immer gefragt hat, warum schlechte Quartalszahlen mit steigenden Kursen belohnt und gute Quartalszahlen oftmals einfach abverkauft werden, sollte sich bei der Präsentation der Unternehmenszahlen auf den Ausblick der Unternehmen konzentrieren. Ein guter Ausblick wird in der Regel gekauft, ein schlechter oder unsicherer Ausblick mit Kursverlusten bestraft. Natürlich schaut jeder im Markt auf die Unternehmen, in denen er persönlich investiert ist, aber der Markt als Ganzes schaut immer vor allem auf die großen Marktführer der jeweiligen Branchen, weil man davon ausgehen kann, dass diese ihre Hausaufgaben am besten gemacht haben sollten und der Konkurrenz einen Schritt voraus sein dürften. Ein guter oder schlechter Ausblick eines großen Marktführers zieht oft die ganze Branche samt Wettbewerbern mit nach oben oder schickt sie gemeinsam nach unten in den Keller, egal ob die anderen Unternehmen vorher oder nachher vielleicht ganz andere (bessere oder schlechtere) Zahlen melden werden oder gemeldet haben.

Nach den Zahlen ist vor den Zahlen – Die Marktreaktionen können vielfältig sein

Das Gros der Quartalszahlen wird etwa ab der dritten bis zur sechsten Woche eines Quartals veröffentlicht. Gegen Anfang und Ende des Quartals gibt es meistens nur wenige Unternehmen, die ihre Quartalsberichte veröffentlichen und meistens stehen diese dann auch nicht so im Fokus, da es sich um Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe handelt. Irgendwann sind dann fast alle Zahlen veröffentlicht und meist beginnt nur 2-3 Wochen später das neue Quartal und das Spiel beginnt von vorne.

Die veröffentlichten Zahlen inklusive Ausblick haben oft einen erheblichen Einfluss auf den Aktienkurs. Investoren nutzen die Quartalszahlen, um ihre Anlageentscheidungen zu überprüfen oder zu ändern. Es wird verkauft, gekauft, Positionen werden abgebaut oder aufgestockt, aber eines ist sicher: In der heißen Phase der Quartalszahlensaison ist Marktvolatilität vorprogrammiert, das kann bei einzelnen Aktien, aber auch bei ganzen Indizes der Fall sein, je nachdem, wer was gemeldet hat. Hinzu kommt, dass sich die großen Analystenhäuser mit den frischen Zahlen beschäftigen und ihre bisherigen Empfehlungen möglicherweise herauf- oder herabstufen. Darüber hinaus kann eine positive oder negative Quartalsberichtssaison die Marktstimmung bis zur Veröffentlichung der nächsten Zahlen beeinflussen.

Überraschungen sind im Preis mit inbegriffen – Die Zeit der großen Gaps naht

Wer sich im Aktienmarkt bewegt, muss die zusätzliche Unsicherheit rund um die Quartalszahlen als gegeben akzeptieren. In dieser Zeit kommt es sehr häufig zu positiven wie negativen Kurslücken (Gaps) vor deren Konsequenzen auch ein Stop Loss nur bedingt schützen kann. Stellt sich dadurch eine neue Situation im Chart ein, sollte man den Chart zuerst neu auswerten und erst dann weitere Entscheidungen treffen, anstatt in Panik zu reagieren.

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Michael Borgmann – Technischer Analyst

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1 Kommentar

  1. klar ist der ausblick mindestens so relevant wie die actuals. soweit natürlich einverstanden.

    was mir hier noch als faktor fehlt ist z.b. die rolle der großen analyse-häuser. die neigen im moment gefühlt mehr als je zuvor dazu längerfristig (konsens-) erwartungen, die auf eben jenen ausblicken beruhen schon mal kurzfristig im vorfeld der earnings überraschend zu senken, damit auch viele der hinterbänkler übers stöckchen springen können. was wurde nicht in den letzten beiden jahren an (breitem) gewinnwachstum angekündigt, welches nicht eingetreten ist und immer wieder nach dem prinzip hoffnung auf später verschoben wird.

    also nicht erfüllte ausblicke werden gefühlt tendenziell seit 2023 wesentlich weniger vom markt „geahndet“ als davor. spiegelt sich ja auch sichtbar in den inflationären p/e entwicklungen und den ath’s wieder. es scheinen die angelegten maßstäbe offensichtlich – sagen wir – situationselastischen interpretationsmöglichkeiten unterworfen zu werden. und das in eigenartiger konsensualität.

    keine ahnung ob das eine subjektive wahrnehmung ist. aber es ist fakt, dass ende 2023 für 24 ganz andere gewinnwachstumsraten des breiten marktes in den erwartungen eingepreist waren. und trotzdem haben wir wachstumsraten in den indizes, die hier diesen ursprünglichen erwartungen im breiten markt (ausnahmen bestätigen die regel) nicht entsprechen.

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