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Zahl offener Stellen explodiert – Arbeitsmarkt noch weit „hinter der Kurve“?

Die folgende Grafik, die bis 2010 zurückreicht, zeigt es: In den letzten Monaten ist die Zahl der offenen (also unbesetzten) Arbeitsstellen regelrecht explodiert. Der Anstieg war schon jahrelang erkennbar, aber vom 3. auf das 4. Quartal 2018 war er nochmal deutlich steiler.

Erhoben wurden diese Daten vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), einer Tochter der Bundesagentur für Arbeit. Die Bundesagentur selbst verkündete vor drei Wochen die aktuellsten Zahlen zu den offenen Stellen mit nur 717.714. Diese Zahl basiert auf offenen Stellen, welche von den Arbeitgebern aktiv an die Agenturen gemeldet werden.

Die IAB-Zahlen für Ende Dezember zeigen aber 1,46 Millionen offene Stellen – Rekord! Also ein klares Zeichen für einen brummenden Arbeitsmarkt. Gegenüber dem dritten Quartal 2018 erhöhte sich die Zahl der offenen Stellen um 221.000, gegenüber dem vierten Quartal 2017 um 275.000. Woher kommt diese Diskrepanz zwischen 717.714 und 1,46 Millionen offenen Stellen?

Während die Agenturzahlen auf freiwilligen Meldungen der Arbeitgeber beruhen, stammen die doppelt so hohen IAB-Zahlen aus einer Umfrage der IAB bei 14.500 Arbeitgebern. Also ist es möglich, dass die tatsächliche Anzahl der offenen Stellen noch höher liegt. Die IAB dazu im Wortlaut:

„In allen Wirtschaftsabschnitten sehen wir ein deutliches Plus bei der Zahl offener Stellen. Das gilt sowohl im Vergleich zum Vorquartal als auch im Vergleich zum Vorjahresquartal“, erklärt der Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. Das Verhältnis von sofort zu besetzenden offenen Stellen und sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, die so genannte Vakanzrate, beträgt im Bundesdurchschnitt 3,5 Prozent. Auf 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte kommen also 3,5 offene Stellen. Im vierten Quartal 2017 waren es noch 2,9 offene Stellen. „Die Personalnachfrage ist somit deutlich gestiegen“, so Kubis.

Frage unsererseits: Die Konjunktur zeigt vor allem im produzierenden Gewerbe bereits deutliche Einbrüche. Am Arbeitsmarkt ist davon aber noch nichts zu spüren. Im Gegenteil, er brummt ohne Ende. Befindet er sich also sehr weit „hinter der Konjunkturkurve“? Ist das so richtig ausgedrückt? Reagiert er in dem aktuellen Umfeld also viel später auf einen Konjunktureinbruch? Oder ist der Demografiewandel bereits als Effekt derart stark ausgeprägt, dass die Nachfrage am Arbeitsmarkt konstant hoch bleibt? Das werden wir wohl erst genauer wissen, wenn die Konjunktur wirklich deutlich einbricht und wir eine gewisse Zeit lang eine Rezession erleben.

Offene Stellen



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7 Kommentare

  1. Dazu muss ich mal schreiben!
    Wie realitätsfremd sind diese Statistiken?
    Nächste Krise heisst „Statistikblase“!?

    Komisch dass so viele überqualifizierte Kräfte keinen Job in Deutschland finden. Informationen aus dem Bekanntenkreis und darüber hinaus, also nicht stupfe Statistik!

    Die offenen Stellen sind da wo keiner will oder wo doch wo es einfach nur keinen gibt, weil ja alle seit Jahren mit Hochschulreife in die Arbeitswelt einsteigen und nicht gerade Altenpfleger oder Trockenbauer werden wollen!?

    Tja soviel zum Thema offene Stellen und dadurch brummende Konjunktur! Stierte stehen aber Schlange z.B. 300 auf eine Stelle!

    Brummender Arbeitsmarkt am A****!

    1. Ich kenne diverse Personaler und Frfeiberufler und alle sagen das gleiche: Es gibt kein qualifiziertes Personal auf dem Arbeitsmarkt. Aber klar, wenn Ihre persönliche Erfahrung da anders ist, liegen alle anderen falsch.

      1. Ja das liegt daran, weil man die Messlatte so hoch ansetzt, dass man nur noch darunter durchspringen kann. Dann sollten mal die Herren Personaler und wie sie alle heißen ihre überzogenen Ansprüche herabsetzen. Selbst erlebt, überzogene Erwartungshaltung, mittelmäßige Bezahlung. Ok nicht alle, aber viele.

    2. Danke für den Kommentar

      Leider recherchiert keiner mal, welche Stellenangebote das sind. Denn da wird man schnell sehen, dass es diese Stellen nicht gibt. Es sind fake Ausschreibungen

  2. Moin, moin,

    viele Stellen werden wohl auf ewig offen bleiben. Wieso? Wer möchte bspw. in der Gastronomie, der Altenpflege, als LKW-Fahrer, Bundeswehrsoldaten, Handwerker etc. arbeiten?
    Selbst die Bild-Zeitung schrieb vor ein paar Tagen auf der Titelseite von einer Klempnerkrise. Die Schere zwischen Entlohnung und geforderter Leistung/Arbeitszeiten geht für viele Berufe immer weiter auseinander. Im Gegensatz zum Öff.Dienst bekommen viele Berufe keine autom. Gehaltserhöhungen oder nicht in der Höhe wie im Öff.Dienst. Ergo bleibt die Arbeit liegen.
    Böse Frage am Schluß, wer holt unseren Hausmüll ab, wer befördert unsere Waren durch die BRD, wer Pflegt Alte und Kranke, wer reinigt Gebäude und Straßen? Niemand oder zu wenige.
    Positiver Ausblick: Mit Frau Nahles gehts in die rosarote Zukunft. Alle bekommen mehr oder weniger den gleichen Lohn, wer will da noch Einsatz bringen? DDR2 voraus!

  3. Die IAB Zahlen habe ich zuerst im SPON gelesen, bevor ich die BA Statistik gelesen habe. Losgelöst von der grossen Differenz überrascht die gegenläufige Entwicklung. Während im IAB Report die Anzahl der offenen Stellen stark ansteigen sinken sie in der Statistik seit 4 Monaten. Die Anzahl der Arbeitslosigkeit steigt im Gegenzug von Monat zu Monat. Die Quote beträgt 5,2%.

  4. Die Meldungen kommen von der IAB und BA und diese Meldung wird von REUTERS aufgegriffen und von allen Zeitungen von links bis rechts rezipiert

    Diese Heftchen und Zeitungen gehören wiederum zu 5-7 Verlagshäusern. Die Journalisten sind nicht kritisch und faseln das nach.

    Das stimmt einfach nicht. Das sind Fake-Zahlen

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