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Daten von Creditreform Zahlungsmoral bei Unternehmen „zunehmend negativ“

Der Zahlungsverzug der Unternehmen nimmt zu. Das zeigen aktuelle Creditreform-Daten. Wird die Energiekrise hier sichtbar?

Der deutsche Arbeitsmarkt ist noch robust, auch andere Bereiche der Wirtschaft zeigen sich (noch) erstaunlich stabil bei der hohen Inflation, explodierenden Energiekosten etc. Die Zahlungsmoral der Unternehmen scheint aber nachzulassen. Dies kann man am Zahlungsverzug genau ablesen. Und wer wäre da als Datenquelle besser geeignet als die Auskunftei Creditreform. Sie hat aktuelle Daten veröffentlicht.

Die deutschen Unternehmen hatten demnach im dritten Quartal 2022 eine deutlich schlechtere Zahlungsmoral als im Vorjahreszeitraum. Der Zahlungsverzug hat sich in Anbetracht der zahlreichen Krisen wie der anhaltend hohen Inflation, dem Ukraine-Krieg und den Teuerungsraten bei Material- und Energiekosten negativ entwickelt.

Der branchenübergreifende Zahlungsverzug betrug laut Creditreform 10,5 Tage, und hat gegenüber dem Wert aus dem Vorjahreszeitraum drastisch zugelegt. Im dritten Quartal 2021 hatten die Unternehmen nur 9,4 Tage beim Zahlungsverzug hinnehmen müssen. „Trotz Corona haben die Unternehmen in den letzten zwei Jahren verlässlich und relativ pünktlich ihre Rechnungen bezahlt. Nun sehen wir aber, dass die sich überlagernden Krisen tiefe Spuren bei den Unternehmen hinterlassen haben. Während die Zahlen bei den Insolvenzen, der Überschuldung und dem Arbeitsmarkt weiter positiv sind, entwickelt sich die Zahlungsmoral zunehmend negativ“, so Creditreform. „Wir gehen davon aus, dass die Liquidität vor allem bei kleinen und mittelständischen Unternehmen sukzessive aufgezehrt wird“.

Die staatlichen Hilfsmaßnahmen hatten laut Creditreform lange maßgeblich dazu beigetragen, dass die Betriebe im Schnitt kaum Probleme hatten, ihre Rechnungen pünktlich zu bezahlen. Die Verschlechterung ist ein Indiz dafür, dass die Vielzahl der Krisen und deren unterschiedliche Ursachen nicht mehr alleine mit den geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen in den Griff zu kriegen sind. Fraglich bleibt aber, in welche Richtung sich das Zahlungsverhalten entwickelt. Neben Unternehmen, die sehr unter den derzeitigen Bedingungen leiden, gibt es auch viele, die sehr gut durch den harten Winter kommen.

Bei den Wirtschaftssektoren gibt es teils große Unterschiede: Im Baugewerbe zahlen die Unternehmen laut Creditreform mit Abstand am schlechtesten. Deren Zahlungsverzug hat sich um 0,4 Tage verschlechtert (3. Quartal 2022: 14,0 Tage; 3. Quartal 2021: 13,6 Tage). Bei den Konsumgütern (7,5 Tage), im einst arg gebeutelten Einzelhandel (7,7 Tage) und im Bereich „Metall/Elektro“ mit 9,4 Tagen wurden Rechnungen mit deutlich weniger Zahlungsverzug beglichen. Letztere Branche hat sich dennoch um ganze 1,4 Tage verschlechtert.

Zahlungsverzug nach Branchen aufgeteilt



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