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Zinsen am Kapitalmarkt brechen erneut nach unten weg

Nach einer kurzen Erholung bis Mitte September geht der Verfall der Zinsen am Kapitalmarkt in Deutschland und den USA rasant weiter. In Amerika sind neue Renditetiefs bereits wieder mit den Händen zu greifen.

Zinsen – Jamie Dimon´s erstaunliche Fehlprognosen

In Sachen Zinsprognosen lag der mächtigste Banker Amerikas, der J.P. Morgan CEO Jamie Dimon, nicht zum ersten Mal erstaunlich daneben. Zu Beginn des Zinserhöhungszyklus der Fed, noch unter Präsidentin Janet Yellen, tönte es aus der Vorstandsetage der größten Bank Amerikas, dass die Zinsen viel schneller und viel höher steigen werden, als viele es sich vorstellen können. Im August letzten Jahres, als die Bremsspuren der strafferen Geldpolitik der Fed bereits sichtbar waren, legte Dimon nach: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen auf 5 Prozent steigen, ist größer als die meisten Menschen sich vorstellen können“. Tatsächlich wurde am 7. November 2018 das Renditehoch schon bei 3,25 Prozent überschritten. Der Zinserhöhungszyklus musste weit vor dem Erreichen der avisierten Zielmarke von 3,5 Prozent für den Leitzins auf einem Niveau von 2,5 Prozent abgebrochen werden. Für die neun Zinserhöhungen hatte die Fed zudem so lange gebraucht, wie in keinem Zinserhöhungszyklus davor. Dennoch wiederholte Jamie Dimon in der vergangenen Woche seine 5 Prozent Prognose erneut. Doch der temporäre Zinsanstieg im September erreichte diesmal nur die Marke von 1,91 Prozent, am Freitag den Dreizehnten. Aktuell liegen die Zinsen für langlaufende US-Staatsanleihen mit 1,53 Prozent schon wieder in Reichweite der historischen Tiefststände:

Zinsen 10 Jahre USA

Darüber, warum der einflussreichste Banker Amerikas mit seinen Prognosen so sehr daneben liegt, kann man nur spekulieren. Immerhin verfügt er über die größten Analystenteams der Wall Street. Skeptisch macht, dass Dimon entgegen seiner postulierten Prognose von vergangener Woche bereits am 10. September gegenüber CNBC eingestand, sich in Sachen Zinsenentwicklung geirrt zu haben und seine Bank nun auf die Risiken einer Nullzinspolitik vorbereite. Vielleicht hatte sein Haus einige Schieflagen, die noch schnell bereinigt werden mussten und der Chef nutzte seine kommunikative Marktmacht, um Käufer für die unliebsamen Positionen zu finden.

Der Weg Richtung null ist vorgezeichnet

Orientiert man sich an Japan oder Deutschland, dann ist der Weg für dir US-Zinsen vorgezeichnet. Am 3. September erreichten die Renditen für zehnjährige Bundesobligationen ein Niveau von -0,74 Prozent. Zwischenzeitlich erholten sich die Zinsen leicht auf in der Spitze -0,44 Prozent am 12. September. Nur um danach wieder tiefer in den negativen Bereich abzusacken, auf aktuell -0,59 Prozent.

Der Trend geht ganz klar gen Süden, nicht nur wegen der eingetrübten Weltwirtschaftslage, sondern vor allem wegen der überbordenden Schuldenlast, die anders nicht tragbar wäre. Dieser Trend gilt weltweit und natürlich auch für die USA. So wundert man sich umso mehr über die realitätsfernen Zinsfantasien des Herrn Dimon.

Schulden wachsen schneller als BIP

Fazit

Natürlich kann es zwischendurch zu temporären Zinsanstiegen in moderatem Ausmaß kommen. Was aber immer noch einigen Bankanalysten bis hinauf zu den Vorständen global tätiger Institute nicht klar zu sein scheint, ist der simple Zusammenhang zwischen Zinsen und Schuldentragfähigkeit. Steigen die Schulden überproportional zum Einkommen, müssen die Kreditkosten sinken, ansonsten droht der Bankrott. Da die Schulden um ein Vielfaches schneller wachsen als die Wirtschaft, kann es ergo nur weiter nach unten gehen mit den Zinsen. Die Alternative wäre der wirtschaftliche Kollaps. Und so sollte man sich als Anleger und Sparer darauf einstellen, dass der Renditeverfall weitergeht – auch in den USA und auch dort Richtung null Prozent.

Vorschaubild für diesen Artikel frei verwendbar. Quelle: RoboAdvisor



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4 Kommentare

  1. Jamie Dimon ist natürlich davon ausgegangen, dass die Tiefzinsphase normalerweise Wachstum u.Inflation bringt u.somit steigende Zinsen.Weil es der Wirtschaft anscheinend nicht nachhaltig hilft , spielt man das Spiel bis zum bitteren Ende weiter.Der Ausdruck, dass die Schuldentragfähikeit die Zinsen bestimmen soll ,da sonst der Bankrott drohe, ist natürlich zu kurz gedacht u.falsch.Wenn das kontraproduktive Spiel weitergeht ist das „ REINE BANKROTTVERSCHLEPPUNG „u.wird später mit noch mehr Schulden noch krasser ausfallen.
    Könnte mir jemand erklären wie die Amis mit Nullzinsen, Aktien auf Höchstkursen u.Dividenden mit1,7% (eher fallend) ihre Pensionen finanzieren ,die m.Wissens über Jahre gerechnet ca.8 % Rendite bringen müssten.Gemäss eines kürzlichen Berichtes, sind die Pensionsfonds aktuell bei einem Deckungsgrad von ca. 40%, u.das mit grossem überteuertem Aktienanteil.
    ALLES DREHT SICH NUR NOCH UM DAS HINAUSSCHIEBEN DES UNVERMEIDBAREN !

  2. Altbär mit Zuwachs

    Es bärelet immer mehr,ein wichtiger Dickfisch wird zum Bär.Er sieht einen Pradigmenwechsel u.sieht viele Ähnlichkeiten mit 1929. Für die Gläubigen der Allmacht der Notenbanken könnte es sich lohnen seine letzten Beiträge zu googeln.

  3. Altbär mit Zuwachs

    Nachtrag, der neue Dickfisch mit Bärenfell ist kein Geringerer als RAY DALIO.

  4. Pingback: Zinsen am Kapitalmarkt brechen erneut nach unten weg - finanzmarktwelt.de - Counternet News

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