Heute um 14:15 Uhr hat die EZB die Zinsen erneut gesenkt, alle drei Sätze sanken um je 0,25 Prozentpunkte. Der Einlagensatz sinkt damit seit Juni 2024 von 4,0 % auf jetzt 2,75 %. Die Märkte sehen jetzt offenbar noch mehr Abwärtsdruck für die EZB als vor der heutigen Entscheidung. Die Eurozonen-Konjunktur läuft mau, und die heutigen Signale von Christine Lagarde helfen den Zins-Bären offenbar?
EZB-Zinsen sinken – was Experten zum 2025-Ausblick sagen
Die Experten der Commerzbank schrieben nach der heutigen Senkung der Zinsen (Headline-Aussage): Die EZB hat ihren Einlagensatz heute wie allgemein erwartet um 25 Basispunkte auf 2,75% gesenkt. Anders als die US-Notenbank stellte die EZB weitere Zinssenkungen klar in Aussicht. Wir erwarten unverändert drei weitere Zinsschritte um jeweils 25 Basispunkte bis zur Jahresmitte, obwohl es auch im Euroraum Argumente für eine abwartende Haltung gibt. So dürfte die EZB den Rückgang des Lohndrucks in der zweiten Jahreshälfte auf Grund der Konstruktion ihres vorausschauenden Tariflohnindex überschätzen.
Händler setzen verstärkt auf drei weitere EZB-Zinssenkungen in diesem Jahr
Europäische Anleihekurse legten zu, da Händler ihre Wetten auf Zinssenkungen durch die EZB in diesem Jahr erhöhten, nachdem die Zentralbanker die Zinsen gesenkt und ihre derzeitige geldpolitische Haltung als restriktiv bezeichnet hatten, so berichtet es Bloomberg. Deutsche Anleihekurse stiegen, angeführt von den Front-End-Anleihen, wobei die Renditen für zweijährige Laufzeiten um bis zu 10 Basispunkte auf 2,18 % fielen, der größte Rückgang seit zwei Monaten. Händler gingen dazu über, drei weitere Zinssenkungen der EZB um einen Viertelpunkt bis zum Jahresende fast vollständig einzupreisen, und preisten eine Lockerung um 73 Basispunkte ein, gegenüber 65 Basispunkten vor der Entscheidung.
„Es ist mehr als offensichtlich, dass die Leitzinsen der EZB weiter sinken müssen“, sagte Seema Shah, Chef-Globalstrategin bei Principal Asset Management. Die Entscheidung, die Zinsen erneut zu senken, sei einstimmig gewesen, so die Entscheidungsträger. Die Marktteilnehmer waren zuversichtlich, dass die EZB die Zinsen vor der Sitzung senken würde, da die jüngsten Kommentare von Zentralbanker darauf hindeuteten, dass die Besorgnis von der Inflation auf das schwache Wachstum übergegangen ist. Auch das Risiko von US-Zöllen und anhaltenden politischen Unruhen wird als Belastung für die Wirtschaft des Euroraums angesehen. Die EZB-Vertreter haben den jüngsten Anstieg der Inflation ignoriert und sind zuversichtlich, dass ihr Ziel in diesem Jahr erreicht wird. Stattdessen konzentrieren sie sich auf die schwächelnde Leistung der Wirtschaft der Eurozone, die Ende 2024 überraschend stagnierte.
Kommentar
FMW: Die Aussicht für einen möglicherweise weiter fallenden Euro ist durchaus gegeben. Die EZB wird die Zinsen wohl weiter kräftig senken, während die Fed in Relation dazu nur wenig Senkungspotenzial hat. Und für den Dax ist die Aussicht auf weiterhin kräftig sinkende EZB-Zinsen eine gute Nachricht.
FMW/Bloomberg
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