Allgemein

Zinsen in den USA: Das ist der Schlüssel für die Aktienmärkte!

Große Wenden in Wirtschaft und Aktienmärkten brachten stets die Zinsanhebungen durch die US-Notenbank

Die Zinsen als Schlüssel für die Aktienmärkte

Tagtäglich wundern sich nicht wenige Investoren über die tiefen Zinsen in den USA. Die Entwicklung der 10-jährigen US-Treasury seit März war auch eine ganze große Falle für die Hedgefonds, die auf steigende Zinsen gesetzt hatten. Es gab große Pain Trades infolge von Short Squeezes –  eigentlich völlig sinnwidrig, schließlich ging es seither mit den Inflationsdaten so richtig nach oben. Hier ein größerer Überblick über die Zinsentwicklung, auch unter Berücksichtigung der Intervention der Federal Reserve.

40 Jahre fallende Zinsen und das Tief in der Pandemie

Betrachtet man sich die Entwicklung der US-Zinsen in einem Langfristchart, so erkennt man, welche Höhen diese Anfang der 1980-er-Jahre erreicht hatten und welche Talfahrt es seither gegeben hat. Bis Covid-19 das Tief brachte – aber auch die Wende. Hohe Zinsen lösten die berühmte Stagflation nach dem Öl-Embargo 1973 aus, aber temporäre Zinsanstiege sorgten auch für allerlei Marktturbulenzen, wie im Jahr 1987 als es jenen Markteinbruch an der Wall Street gab, der dem S&P 500 am Freitag vor dem Black Monday 5,16 und dann 20,47 Prozent gekostet hatte.

Die Zinsen in den USA

Die Corona-Krise ließ die Zinsen auf ein Langzeittief fallen, zum Zeitpunkt des Lockdowns in den westlichen Industrieländern.

Dann der Zinsanstieg bei den Zehnjährigen in den USA, es ging von 0,52 Prozent bis auf 1,77 Prozent, am letzten Woche befand man sich aber wieder unter 1,44 Prozent. Was für die Börsen aber eine große Rolle spielt, ist die Differenz zwischen den 2- und 10-jährigen US-Staatsanleihen. Wird deren Spread negativ, so kann man in wenigen Monaten mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit von einer Rezession ausgehen. Den Banken brechen die Einnahmen weg (Fristentransformationen) und die Zweijährigen steigen auch deshalb, weil man von steigenden Leitzinsen ausgeht. Noch beträgt die Differenz 1,20 Prozent.

Die Zinsdifferenz

Die 10-Jährigen gelten nicht umsonst als Benchmark für die gesamte Zinslandschaft in den USA. Hier eine Grafik der Fed-Filiale von St. Louis, die den Rückgang der langfristigen Immobilienkreditzinsen aufzeigt. Die Finanzierungsquelle schlechthin für die Amerikaner durch die Beleihung der Häuser – und hier schießt die Federal Reserve immer noch 40 Milliarden Dollar monatlich in einen heiß laufenden Markt:

 

Mortgage Rates

Die 30-Year Fixed-Rate Mortgage

In dieser Übersicht sieht man den Einfluss der verschiedenen Anleihekaufprogramme der US-Notenbank (Quantitative Easing) seit der Finanzkrise und deren Einfluss auf die Entwicklung des S&P 500.

Das QE der Fed und der S&P 500

Das große Bild über Inflation, Kapitalmarkt- und Notenbankzinsen:

Zinsen und Inflation in den USA

Dieser Chart zeigt deutlich, dass es in den letzten Jahrzehnten fast immer ein Zusammenspiel zwischen Inflation und dem Anstieg der Leitzinsen gegeben hat, der eine Rezession in den USA ausgelöst hat (ausgenommen die externen Schocks, wie den 11. September 2001 oder Corona). Wenn die Fed gebremst hat, die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen sich verschlechtert haben und die Anleihen als Konkurrenz für die Aktien übermächtig wurden.

Fazit

Wie lassen sich diese Übersichten deuten? Große Wenden in der Wirtschaft und dann in den Aktienmärkten brachten stets die Anhebungen der Zinsen durch die US-Notenbank. Ausgelöst durch einen Anstieg der Inflation, die die Federal Reserve aufgrund ihres gesetzlichen Auftrags zu bekämpfen hat. Deshalb ist die Frage bei der Teuerung – transitory or not – tatsächlich eine ganz entscheidende Determinante, wie es mit Wirtschaft und Börsen à la Longue weitergehen wird.

Diese Zusammenhänge sind der Notenbank zweifelsohne bekannt, denn gleichzeitig war die Verschuldung Amerikas seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie so hoch. Andererseits sind exzessive Entwicklungen in den Kapitalmärkten bei zu billigem Geld unvermeidbar. Sieht irgendwie aus, wie die Wahl zwischen der sprichwörtlichen „Pest und Cholera“ für die US-Notenbank.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. Florian Homm hat in einem seiner letzten Videos einen interessanten Satz gesagt: „Wenn dem Staat bzw. der Zentralbank nur noch die Entscheidung zwischen Staatsbankrott und (Hyper-)Inflation bleibt (Staatsbankrott aufgrund steigender Zinsen), so hat sich in der Vergangenheit der Staat/die Zentralbank immer für die Inflation entschieden…“

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage