Auf ihrer letzten Sitzung im Dezember signalisierten Fed-Chef Jerome Powell und seine Kollegen, dass sie die Zinsen in diesem Jahr weniger stark senken werden. Damit sorgten sie nicht nur für Ernüchterung an den Märkten, sondern auch für einen Ausverkauf von Risikoanlagen wie Aktien und Kryptowährungen. Der US-Leitindex verlor 4 % und ist seither von seinen Höchstständen ein gutes Stück entfernt. Das am Mittwoch vorgelegt Fed-Protokoll bekräftigte den hawkishen Schwenk der Notenbanker.
Die Aussicht auf sinkende Zinsen hatte die Aktienmärkte im vergangenen Jahr stark beflügelt. Dieser Treiber dürfte jedoch vorerst wegfallen, da sowohl die Märkte als auch die Fed in diesem Jahr nur noch mit zwei Zinssenkungen rechnen. Nach aktuellen Markterwartungen scheinen die Marktteilnehmer die nächste Senkung der Zinsen erst im Mai oder Juni 2025 zu erwarten. Dies kann man ablesen im CME Fed Watch Tool, dem viel beachteten Gradmesser der großen Terminbörse CME in Chicago.
Eine höher als erwartete Inflation und die Risiken der Trump-Politik haben den Zinssenkungsoptimismus gedämpft. Die Pläne des designierten US-Präsidenten Donald Trump, Zölle einzuführen und zu erhöhen, könnten zu einem Anstieg der Inflation führen.
Fed-Protokoll zeigt Vorsicht
Das am Mittwochabend vorgelegte Protokoll der letzten Fed-Sitzung hat den Schwenk der Währungshüter hin zu einer vorsichtigeren Lockerung der Geldpolitik bestätigt und unterstrichen, dass die Zinsen in diesem Jahr langsamer sinken werden.
“Die Teilnehmer wiesen darauf hin, dass der Ausschuss den Punkt erreicht oder fast erreicht hat, an dem es angemessen wäre, das Tempo der geldpolitischen Lockerung zu verlangsamen”, hieß es mit Blick auf die Sitzung des Offenmarktausschusses am 17. und 18. Dezember. “Viele Teilnehmer merkten an, dass eine Reihe von Faktoren die Notwendigkeit einer vorsichtigen Herangehensweise an geldpolitische Entscheidungen in den kommenden Quartalen unterstreichen.”
Wie Bloomberg berichtet, verwiesen die Notenbanker auf höhere Inflationswerte, anhaltende Stärke bei den Ausgaben und verringerte Abwärtsrisiken für die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt und die wirtschaftliche Aktivität. Die Fed hatte ihren Leitzins bei der Sitzung um einen Viertelprozentpunkt auf 4,25% bis 4,5% reduziert.
Der Fed-Stab hatte mögliche Änderungen der Politik unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump einbezogen, was zu einer leicht geringeren Wachstumsprognose führte.
Laut dem Protokoll verwies “eine Reihe“ von Notenbankern darauf, in ihren aktualisierten Konjunkturprognosen auch die Inflation zu berücksichtigen. “Fast alle Teilnehmer waren der Ansicht, dass die Aufwärtsrisiken für die Inflationsaussichten zugenommen haben”, hieß es im Protokoll.
Die Notenbanker erwarteten, dass der US-Arbeitsmarkt solide bleiben dürfte. Sie “wiesen jedoch allgemein darauf hin, dass die Arbeitsmarktindikatoren genaue Beobachtung verdienen.”
Der nächste monatliche Beschäftigungsbericht des amerikanischen Bureau of Labor Statistics steht am Freitag an und dürfte neue Hinweise auf den Zustand der US-Wirtschaft und den Zinspfad der Fed liefern.
FMW/Bloomberg
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