Anleihen

Zinsen: US-Anleihen-Einbruch – Warnung an Fed oder Signal für Soft Landing?

Zinsen: US-Anleihen-Einbruch - Warnung an Fed oder Signal für Soft Landing?
Treasury Department in Washington, DC. Foto: Bloomberg

Die US-Notenbank Fed läutete die Zinswende mit einem Paukenschlag ein, als sie im September die Zinsen gleich um einen halben Prozentpunkt senkte. Damit löste sie gleichzeitig einen Ausverkauf bei Anleihen aus, während die Renditen wieder stiegen. Einen derart starken Ausverkauf von US-Staatsanleihen nach Beginn einer geldpolitischen Lockerung hatte es zuletzt unter Alan Greenspan gegeben. Damals gelang, was selten gelingt: eine weiche Landung der US-Wirtschaft. Wiederholt sich die Geschichte?

Während die einen den starken Renditeanstieg als Indiz für eine weiche Landung werten, sehen andere wie Stanley Druckenmiller und Tudor Jones darin ein Warnsignal angesichts der ausufernden US-Verschuldung. In einem Interview äußerte sich der Gründer von Tudor Investment kürzlich besorgt über die rasant steigende Staatsverschuldung in den USA. „Wir werden sehr schnell pleite sein, wenn wir unsere Ausgabenprobleme nicht ernsthaft angehen“, warnt der Milliardär. Deshalb setzt er auf Gold und Bitcoin und wettet gegen Anleihen.

Anleihen-Ausverkauf

Seit die US-Notenbank am 18. September die Zinsen zum ersten Mal seit 2020 gesenkt hat, sind US-Staatsanleihen so stark verkauft worden, dass die Rendite zweijähriger Anleihen laut einem Bericht von Bloomberg um 34 Basispunkte gestiegen ist. Auch die Rendite der vielbeachteten 10-jährigen US-Anleihen stieg deutlich auf über 4,22%, nachdem sie Mitte September noch bei 3,61% gelegen hatte.

Einen ähnlichen Anstieg hatte es 1995 gegeben, als es der Fed unter Greenspan gelang, die Wirtschaft abzukühlen, ohne eine Rezession auszulösen. Ansonsten hatte der Rentenmarkt auf den Beginn von Lockerungszyklen mit Kaufinteresse reagiert. In früheren Zinssenkungszyklen seit 1989 waren die Renditen zweijähriger Anleihen einen Monat nach der ersten Zinssenkung der Fed um durchschnittlich 15 Basispunkte gefallen.

Steigende Renditen “spiegeln die geringere Wahrscheinlichkeit von Rezessionsrisiken wider”, sagt Steven Zeng, Staatsanleihen-Stratege bei der Deutschen Bank. “Es gab ziemlich starke Daten. Die Fed könnte die Zinsen nun langsamer herabsetzen.”

Fed senkt Zinsen

Am 17. September, dem Tag vor der 50-Basispunkte-Zinssenkung der Fed, hatte die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen noch bei 3,6% gelegen. Inzwischen ist sie auf rund 4,2% geklettert. Der Ausverkauf von Anleihen zeigt, wie eine widerstandsfähige US-Wirtschaft und lebhafte Finanzmärkte die Möglichkeiten von Fed-Chef Jerome Powell begrenzen, die Geldpolitik aggressiv zu lockern. Der starke Anstieg der Renditen signalisiert aber auch die Sorge über die ausufernde Staatsverschuldung in den USA.

Zinsswaps zeigen die Händler-Erwartung, dass die Fed die Zinsen bis September 2025 um 128 Basispunkte herabsetzen wird. Vor einem Monat waren noch 195 Basispunkte eingepreist worden. Für die nächsten beiden Sitzungen erwarten die Marktteilnehmer nur noch jeweils eine Zinssenkung von 25 Basispunkte. Vorher war noch ein weiterer großer Zinsschritt eingepreist.

Ein Index für die Gesamtperformance amerikanischer Staatsanleihen zeigt für das laufende Jahr nur noch einen Ertrag von 1,7%. Die kurz laufenden T-Bills indessen kommen auf 4,3%.

Die Verkaufswelle vom Montag klang am Dienstag zwar ab — und auf einen Renditeanstieg von 11 Basispunkte folgte bei zehnjährigen Treasuries nur noch ein Plus von einem Basispunkt.

Die Stimmung bleibt indessen pessimistisch, wie eine Reihe von Block-Trades mit Futures auf zehnjährige Treasuries zeigen. Am Optionsmarkt zielt ein Trade darauf ab, dass die Rendite zehnjähriger Bonds bis zum Ablauftermin am 22. November auf etwa 4,75% steigen wird.

1995 hatte die Fed die Zinsen binnen sechs Monaten dreimal gesenkt — von 6% auf 5,25% —, nachdem sie sie zuvor stark angehoben hatte. Zwölf Monate nach der ersten Senkung in jenem Jahr war die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um mehr als 100 Basispunkte gestiegen. Bei zweijährigen Anleihen legte sie 90 Basispunkte zu.

FMW/Bloomberg



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