Der US-Arbeitsmarktbericht für Dezember, der am Freitag veröffentlicht wird, deutet auf ein Jahr mit moderatem Beschäftigungswachstum hin, was die Fed darin bestärken dürfte, die Zinsen deutlich langsamer zu senken. Bereits bei der letzten US-Notenbanksitzung im Dezember signalisierten Fed-Chef Powell und seine Kollegen, dass sie das Tempo der geldpolitischen Lockerung in diesem Jahr drosseln würden, und sorgten damit für einen Schock an den Märkten. Die US-Börsen brachen daraufhin um knapp 4 Prozent ein, während die Anleiherenditen und der Dollar in die Höhe schossen. An den Märkten wartet man daher gespannt auf die Daten zum Arbeitsmarkt am Freitag, die neue Hinweise auf den Zinspfad der Fed geben dürften. Die Aktienmärkte befinden sich zwar seit einigen Tagen wieder im Aufwind, stehen aber am Freitag vor einer echten Bewährungsprobe.
US-Arbeitsmarktbericht: Rückendeckung für die Fed
Zwar wird der US-Arbeitsmarktbericht wohl zeigen, dass ie Arbeitgeber im vergangenen Monat weniger neue Mitarbeiter eingestellt haben als im Vormonat. Dennoch dürfte das erneut moderate Stellenwachstum darauf hindeuten, dass der Arbeitsmarkt robust bleibt und die Fed wenig Anreiz hat, die Zinsen rasch zu senken. Ökonomen gehen davon aus, dass die robuste Beschäftigungsentwicklung auch in diesem Jahr anhalten wird.
Die von Bloomberg berfragten Ökonomen rechnen für Dezember mit 160.000 neu geschaffenen Stellen nach zuvor 227.000. Der Arbeitsmarkt dürfte damit die durch die Hurrikane und Streiks der Vormonate verursachten Verzerrungen hinter sich lassen. Das durchschnittliche monatliche Stellenwachstum würde demnach im Jahr 2024 bei 180.000 liegen – niedriger als in den drei Jahren zuvor, aber im Einklang mit einem stabilen Arbeitsmarkt.

Zinsen: Fed-Protokoll im Fokus
Die monatlichen Arbeitsmarktdaten am Freitag werden wahrscheinlich nichts an der Einschätzung der Fed ändern, dass sie die Zinsen angesichts einer robusten Wirtschaft und einer nur allmählich nachlassenden Inflation langsamer senken kann bzw. sie länger auf einem höheren Niveau belässt. Am Mittwoch liegt der Fokus der Anleger zunächst auf dem Protokoll der Fed-Sitzung vom Dezember. Dieses dürfte die knappe Entscheidung der Notenbanker zeigen, als sie die Zinsen um einen Viertelpunkt senkten. Damals war die Präsidentin der Fed von Cleveland, Beth Hammack, die einzige Abweichlerin, aber viele Entscheidungen standen wohl auf der Kippe.
Am vergangenen Wochenende betonten zwei Fed-Vertreter – Mary Daly und Adriana Kugler -, dass die Fed ihren Kampf gegen den Preisanstieg nach der Pandemie beenden und ihr Inflationsziel von 2 % erreichen müsse. In den letzten beiden Monaten ist die Inflation jedoch wieder gestiegen.
Der Arbeitsmarktbericht dürfte ebenfalls zeigen, dass die Arbeitslosenquote bei 4,2% verharrt und sich das Wachstum der durchschnittlichen Stundenlöhne gegenüber dem Vormonat etwas verlangsamt, was darauf hindeutet, dass der Arbeitsmarkt keine Inflationsquelle mehr darstellt.
Ein separater Bericht des Arbeitsministeriums (JOLTS), der am Dienstag veröffentlicht wird, wird voraussichtlich wenig Veränderung bei den offenen Stellen im November im Vergleich zum Vormonat zeigen. Die Zahl der offenen Stellen liegt etwa 1 Million höher als Ende 2019, während das Verhältnis von offenen Stellen zu Arbeitslosen auf dem Niveau vor der Pandemie liegt.
Das sagen die Bloomberg-Ökonomen:
„Der Konsens an der Wall Street ist, dass die wirtschaftliche Ausnahmestellung der USA bis 2025 anhalten wird. Die Nonfarm-Payrolls werden diese Einschätzung weiter untermauern. Wir gehen davon aus, dass die Dezember-Zahlen ein Paukenschlag sein werden, da die meisten Sektoren einen Anstieg der Neueinstellungen verzeichnen werden. Ein Teil davon könnte eine anhaltende Umkehr der schwachen Zahlen vom Oktober sein, die durch den Hurrikan beeinflusst waren. Wir erwarten auch, dass sich die Zahl der offenen Stellen stabilisiert und die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung niedrig bleibt. – Anna Wong, Stuart Paul, Eliza Winger, Estelle Ou & Chris G. Collins, Ökonomen. Ein anhaltend starker Arbeitsmarkt spricht daher eher dafür, dass die Fed zögert, die Zinsen zu senken.
FMW/Bloomberg
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