Devisen

Zinsentscheidungen in UK, Schweiz und Norwegen

FMW-Redaktion

Heute gab es gleich drei Zinsentscheidungen in Europa, in Großbritannien, der Schweiz und Norwegen. Hier ein Überblick.

Norwegen

Die „Norges Bank“ hat heute ihren Leitzins von 0,75 auf 0,5% gesenkt. Hier hätte man durchaus auch mit einer Absenkung auf 0,25% rechnen können – ganz optimistische Beobachter hatten sogar mit 0% gerechnet, denn die norwegische Wirtschaft spürt gerade mit voller Wucht den niedrigen Ölpreis. Der entscheidende Satz am Ende dieser Verlautbarung, als Ausblick für die nächsten Monate: „Man kann nicht ausschließen auch Negativzinsen einzuführen“. Auf deutsch gesagt: Bleibt der Ölpreis in den nächsten Monaten auf diesen tiefen Niveaus, geht´s vielleicht in ein oder zwei Schritten von 0,5% runter auf vielleicht -0,1%.

Growth prospects for the Norwegian economy have weakened somewhat and inflation is expected to moderate further out. The Board has therefore decided to lower the key policy rate“, says Governor Øystein Olsen.  It appears that global growth will be somewhat lower than expected and interest rates abroad have fallen. Developments in the Norwegian economy have been weaker than foreseen and unemployment is expected to edge up. The krone depreciation has pushed up consumer price inflation. There are prospects that wage growth will be lower in 2016 than in 2015. As the effects of the krone depreciation unwind, inflation will drift down. „The current outlook for the Norwegian economy suggests that the key policy rate may be reduced further in the course of the year“, says Governor Øystein Olsen. Lower interest rates could increase financial system vulnerabilities. As the key policy rate approaches a lower bound, the uncertainty surrounding the effects of monetary policy increases. This now suggests proceeding with greater caution in interest rate setting. Should the Norwegian economy be exposed to new major shocks, the Executive Board will, however, not exclude the possibility that the key policy rate may turn negative.

Im Februar fiel der Euro gegen die norwegische Krone in Erwartung der kräftigen weiteren Lockerung der EZB. Die kam auch, nur wurde ja ebenso verkündet, dass die Luft für weitere Lockerungen erstmal raus ist. Dazu heute die Lockerung in Norwegen mit Aussicht auf Negativzinsen in 2016 – die Krone könnte daher weiter abwerten, EURNOK also steigen.

EURNOK
EURNOK seit Sommer 2015. Zum Vergrößern bitte anklicken.

Schweiz

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihre Zinsen nicht verändert – man bleibt im Dreimonats-Libor bei −1,25% bis −0,25%. Der Zins auf Sichteinlagen bleibt bei −0,75%. Die SNB verkündete heute wortwörtlich „der Franken ist nach wie vor deutlich überbewertet.“ Die SNB bleibe am Devisenmarkt weiter aktiv um Einfluss auf den Wechselkurs zunehmen (also Euro gegen Franken). Bei der Schweiz geht es bzgl. der Notenbankpolitik weniger um die schwache Wirtschaft o.ä., sondern vielmehr um das Verhältnis zwischen der Eurozone und der Schweiz. Der Euro ist DER bestimmende Gegenpart zum Franken, da man ja nicht nur geographisch eingeschlossen ist, sondern auch wirtschaftlich größtenteils mit der EU bzw. der Eurozone handelt. Der negative Zins soll die Milch namens „Geldanlage in Franken“ laut SNB auch weiterhin so sauer wie möglich machen. Aber wie sie selbst sagt, ihr ist der Franken nach wie vor zu stark. Der Euro sollte also nach Ansicht der SNB bitte weiter ansteigen gegen den Franken. Der Chart zeigt gut: Die alte nicht mehr zu haltende Schwelle im EURCHF lag bis zum 15.01.2015 bei 1,20. Bis dahin ist es noch ein gutes Stück, noch fast 10 Cent Strecke sind zu machen. Ist die SNB bei 1,20 zufrieden? Oder schon bei 1,15, oder will man inzwischen 1,25? Auf das Abenteuer eines fest zu verteidigenden Kurses wird man sich bei der SNB wohl nie mehr einlassen.

EURCHF
EURCHF seit Anfang 2014. Zum Vergrößern bitte anklicken.

UK

Die Bank of England hat vor wenigen Minuten verkündet den Leitzins unverändert bei +0,5% zu belassen. Auch das Anleihekaufprogramm (QE) von 375 Milliarden Pfunde behält sein Volumen. Die Inflation springt einfach nicht so an wie man will, auf Jahresbasis im Januar liegt sie bei +0,3%. Das Ziel ist wie überall anders auch bei +2%. Fazit der BoE:

„As in February, there is a range of views among MPC members about the balance of risks to inflation relative to the central projection presented in the February Inflation Report. At its meeting ending on 16 March, the MPC judged it appropriate to leave the stance of monetary policy unchanged. The MPC’s best collective judgement is that it is more likely than not that Bank Rate will need to increase over the forecast period to ensure inflation returns to the target in a sustainable fashion. All members agree that, given the likely persistence of the headwinds weighing on the economy, when Bank Rate does begin to rise, it is expected to do so more gradually and to a lower level than in recent cycles. This guidance is an expectation, not a promise. The actual path Bank Rate will follow over the next few years will depend on the economic circumstances.“

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Wir meinen: Ändert sich in der UK-Inflation in den nächsten Monaten nichts nach oben, schließt man sich der EZB an (und wohl auch der Norges Bank) und geht weiter Richtung Null-Linie. Vielleicht runter auf 0,25% im Sommer? Aber wie die BoE schreibt, das hängt alles ab von den sich ändernden ökonomischen Umständen. Der alles entscheidende Umstand steht ja im Juni bevor, die große Brexit-Abstimmung. Sie dürfte alles andere überlagern. Kommt es zum Brexit, dürfte wohl alles in UK neu bewertet würden. Szenario: Nach einem JA für einen Brexit trüben sich die Wirtschaftsaussichten für UK in den Augen der BoE ein und man denkt an 0,25% oder 0%. Noch ist es ja nur ein Szenario.



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