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Zweitgrößte deutsche Sparkasse mit Negativzinsen für Privatkunden

Erst Anfang des Jahres hatte der Sparkassen-Verband (DSGV) stolz verkündet, dass keine deutsche Sparkasse von Privatkunden Negativzinsen erhebe. Auch hieß es damals man werde alles dafür tun zukünftig Negativzinsen für Private zu vermeiden. Dieser Tabu-Bruch...

FMW-Redaktion

Nun ist es soweit: Nachdem die größte deutsche Sparkasse für Geschäftskunden bereits in Negativbereich angelangt ist, legt aktuell die zweitgrößte deutsche Sparkasse nach und berechnet Privatkunden Negativzinsen. Die Sparkasse Köln-Bonn beschränkt sich zunächst nur auf große Privatkunden und institutionelle Kunden. Erst Anfang des Jahres hatte der Sparkassen-Verband (DSGV) stolz verkündet, dass keine deutsche Sparkasse von Privatkunden Negativzinsen erhebe. Auch hieß es damals man werde alles dafür tun zukünftig Negativzinsen für Private zu vermeiden. Dieser Tabu-Bruch ist nun durch die Nummer 2 in Deutschland erfolgt. Und aus „Negativzinsen vermeiden“ wird dann aktuell die Formulierung „wir wollen Negativzinsen von der großen Mehrheit der Kunden fernhalten“.

Laut Sparkassen-Chef Artur Grzesiek gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger betrifft der Negativzins momentan „zwei Handvoll“ Privatkunden sowie 50 institutionelle Kunden. Ab einer bestimmten Millionengrößte nehme man Negativzinsen auch bei Privatkunden. Auch sagt man, dass man für die 585.700 Besitzer von Girokonten Gebührenerhöhungen aber vermeiden möchte. Für 2017 können man das noch ausschließen, für das kommende Jahr allerdings nicht mehr. Das klingt doch generell schon mal ganz anders. Die Sparkasse Köln-Bonn nennt eine ihrer aktuellen Headlines „Niedrigzinsphase ist Herausforderung ersten Ranges“. Im aktuellen Geschäftsbericht der Sparkasse Köln Bonn klingt die Zinswende ins Negative für Private gut ausformuliert so:

„Wir wollen auch weiterhin alles daran setzen, Negativzinsen bzw. Verwahrentgelte von der großen Mehrheit unserer Kunden fernzuhalten“, sagte Grzesiek. Zwar könne man nicht unabhängig von der Marktsituation handeln und erhebe ein Verwahrentgelt derzeit für einige größere Einlagen im Millionenbereich, insbesondere von institutionellen Kunden. Dies gelte jedoch nicht für den überwiegenden Teil der Kundschaft.

Aber komisch ist schon, warum diese Negativzinsen gerade jetzt wirklich nötig sind. Denn ebenso vermeldet die Sparkasse Köln-Bonn in ihrem aktuellen Geschäftsbericht ein Jahresergebnis für 2016 von 70 Millionen Euro Gewinn. Ein Bilanzgewinn von 13,2 Millionen Euro fließt sogar in die Stärkung des Eigenkapitals. Also Verluste produziert man noch nicht, obwohl man durch die EZB-Negativzinsen Probleme hat. Letztes Jahr hatten relativ unauffällige kleine Anbieter wie die Skatbank, die Raiffeisenbank Gmund und die Volksbank Stendal Negativzinsen eingeführt. Jetzt sind die großen Sparkassen dran. Wie man in Finanzkreisen munkelt, denken auch andere große Sparkassen in großen deutschen Städten über den selben Schritt nach wie die Sparkasse Köln Bonn.

Erst mal die großen Millionenguthaben prüfen und gucken, wie weit man bei dieser Klientel damit kommt, oder ob sie nicht doch zur Deutschen Bank oder Commerzbank wechselt, wo von Negativzinsen für Private bislang noch gar keine Rede ist. So darf man wohl die Vorgehensweise vermuten. Laut FAZ denkt die größte deutsche Sparkasse „Haspa“ in Hamburg offenbar aktuell auch intensiv nach über das Thema
„Zinsen und Privatkunden“. Man beginne mit vermögenden Privatkunden individuelle Gespräche über alternative Anlagemöglichkeiten zu führen. Das klingt doch viel netter als zu sagen, dass bald Negativzinsen drohen könnten, wenn die Kunden ihr Geld nicht in irgendwelchen tollen „Produkten“ parken? Wir hatten vor Kurzem schon über die Haspa berichtet, dass es möglicherweise schon ab April zu weiteren Maßnahmen kommen könnte.

Wie gesagt, auch in anderen großen Städten spricht man bei Sparkassen über diesen Schritt! Und wie man weiß: Nach dem ersten Schritt kommt immer der zweite Schritt. Es hängt auch viel davon ab, wie lange die EZB ihre Zinswende mit ihren abenteuerlichen Begründen hinausschiebt. Je länger der Zins bei der EZB bei -0,40% bleibt, desto schwieriger wird es gerade für die kleinen Anbieter ihre Zinsen für die Endkunden nicht ins Negative zu drücken.


Das Sparkassen-Logo. Grafik gemeinfrei



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2 Kommentare

  1. Der Onlinebroker Flatex erhebt auch seit dem 15.03.2017 Negativzinsen in Höhe von 0,4 % und das bereits ab dem ersten Euro.

    http://www.finanzen.net/nachricht/trading/Kein-verfruehter-Aprilscherz-flatex-fuehrt-Strafzinsen-fuer-Kunden-ein-5352599

  2. Anstatt sich Gedanken über die Effektivierung so mancher betrieblicher Prozesse zu machen ist dieser Weg selbstverständlich der einfachere. Genauso werden schnell mal einfach Mitarbeiter zur Kostenreduktion entlassen, wobei natürlich die Entscheider zuletzt an die Wegrationalisierung ihrer eigen Plätze denken. Aber gerade in diesen Entscheidungsebenen ist jetzt eine effektivere Managementleistung gefragt. Die Axt wird aber ohnehin an den falschen Stellen angesetzt. Aber warum weiter sich darüber aufregen. Ist eh alles bekannt und wird sich kaum verändern.

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