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Gefahr drohender Zahlungsausfälle EZB drängt bei Banken zu Zurückhaltung bei Boni und Dividenden

Die EZB drängt derzeit bei einigen Banken zur Zurückhaltung, wenn es um die Ausschüttung von Boni und Dividenden geht. Die Rezession könnte Probleme bereiten.

Hochhäuser von Banken in Frankfurt

Wenn die EZB Banken in der Eurozone zur Mäßigung aufruft, worum geht es dann? Um das Image, um die öffentliche Darstellung der Banken, ja der ganzen Finanzindustrie? Ist es nicht angebracht, wenn Banken obszöne Boni an Mitarbeiter und Dividenden an die Aktionäre ausschütten, während Millionen Menschen mit kleinen Einkommen nicht wissen, wie sie die Heizperiode überstehen sollen? Man denke dabei auch mal zurück an die öffentliche Empörung über die Finanzindustrie nach der Krise 2008! Derzeit geht es für viele Menschen um die Frage „Heizen oder Essen“. Der EZB geht es aktuell offenbar um praktischere Überlegungen. Im Zuge der Energie- und Inflationskrise drohen wohl zahlreiche Zahlungsausfälle von Krediten, was die Bankbilanzen schwächen könnte. Will die EZB daher, dass einige Banken größere Teile ihrer Gewinne einbehalten um die eigenen Bücher zu stärken, anstatt große Teile der Gewinne auszuschütten?

Mit Blick auf die Rezession – EZB ruft Banken zur Mäßigung auf

Genau dies scheint derzeit der Fall zu sein. Angesichts des sich eintrübenden Konjunkturausblicks erhöht die Europäische Zentralbank (EZB) nämlich den Druck auf einige Banken, ihre Boni für 2022 in Grenzen zu halten. Wie zu hören ist, hat die Bankenaufsicht der EZB verschiedenen Banken kürzlich nahegelegt, sowohl in Bezug auf variable Vergütungen (Boni) als auch hinsichtlich der Dividenden Zurückhaltung an den Tag zu legen, so berichtet es Bloomberg. Dahinter stehe die Sorge, dass die Energiekrise zu einer Welle von Zahlungsausfällen führen könnte, hieß es.

Banken noch optimistisch

Die Warnungen der EZB haben an Dringlichkeit zugenommen, wie darüber informierte Personen Bloomberg berichteten. Inzwischen sehe die EZB einen stärkeren Abschwung im Euroraum im nächsten Jahr als wahrscheinliches Szenario an. Unter anderem Deutsche Bank AG, UniCredit SpA und Commerzbank AG haben sich jüngst optimistisch zum Ausblick geäußert, obwohl die ausufernde Inflation und steigende Zinsen den Konjunkturausblick überschatten. Trotz der in die Höhe schnellenden Energiepreise sehen die Banken bisher keine Notwendigkeit für massive Rückstellungen für Kreditausfälle.

EZB sieht Banken zu unvorsichtig

Die EZB ist der Ansicht, dass die Banken die Risiken womöglich unterschätzen. Es gebe “eine gewisse Unlust auf Seiten der Banken, sich ernsthaft in aufsichtliche Diskussionen” über wirtschaftliche Risiken einzubringen, sagte der Präsident des Aufsichtsgremiums der EZB, Andrea Enria, am Dienstag bei einer Konferenz in Wien. Die russische Invasion in der Ukraine entwickele sich zu einem “anhaltenden und umfassenden makroökonomischen Schock”, der von den Aufsichtsbehörden “äußerste Vorsicht” verlange, so Enria. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab.

Bereits in der Vergangenheit hat die EZB ihre Bereitschaft zur Intervention deutlich gemacht, wenn sie die Bonuspläne einer Bank vor dem Hintergrund erhöhter wirtschaftlicher Risiken für überzogen hielt. Insbesondere während der Corona-Pandemie drängte sie auf Mäßigung und zwang unter anderem BNP Paribas SA, Deutsche Bank und UniCredit, ihre Bonuspläne für 2020 zu stutzen. In der Regel schütten Banken mehr für Dividenden aus als für Boni, wobei etwa die Deutsche Bank dafür ist, dass auch der umgekehrte Fall eintreten kann.

Retten die Staaten Bürger und Unternehmen wie in der Coronakrise?

FMW: Die anstehende Rezession in Europa kann die Wirtschaft hart treffen, und damit über Kreditausfälle auch die Bücher der Banken. Aber: Kommt es am Ende nur „halb so schlimm“, weil man zum Beispiel in Deutschland mit Kurzarbeit, Gas- und Strompreisdeckel und vielen anderen Hilfen Bürger und Betriebe halbwegs durch die Krise rettet? Bei Corona hat es zu großen Teilen auch funktioniert. Aber ist diese anstehende Krise damit vergleichbar? Aus konjunktureller Sicht ist diese Krise wohl ein paar Nummern größer. Wie groß die Löcher in den Büchern der Banken werden, hängt wohl stark davon ab, wie umfangreich die Regierungen in Europa Bürgern und Unternehmen helfen.

FMW/Bloomberg



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4 Kommentare

  1. Nun kommt das vorletzte Kapitel aus dem Buch von Dr. Krall: Die Bankenpleite

  2. Vor allem ist diese Krise strukturell anders.

    Die deutsche Industrie benötigt zuverlässige Energie zu marktfähigen Preise.

    Die jetzigen Maßnahmen können höchstens dafür sorgen, dass sie überlebt, so lang sie unterstützt werden.
    Gleichzeitig müßte jetzt endlich etwas getan werden, damit zuverlässige und preiswerte Energie -nachfrageorientiert – zur Verfügung gestellt wird. In Monaten bemessene zusätzliche Laufzeiten für Kohle, ein paar Monate „Bereitschaft“ für zwei AKWs (wie immer das gehen soll) und ein paar LNG – Tanker werden da nicht genügen.

  3. Die Banken werden gerettet, weil es nicht anders geht. Der Preis dafür ist aber die Währung.

    Das ist auch nötig, weil es die einzige Chance ist, wieder auf eine gesunde Basis zu kommen. Die Schulden sind einfach nicht mehr tragbar (Schulden plus unverbriefte Schulden, z.B. Rentenansprüche).

  4. Ich bin nur mal gespannt, wieviel Billionen für die Bankenrettung noch gedruckt werden können, ohne das der Euro kollabiert.
    Jetzt kommt ja der Punkt (wie Krall beschrieben hat) dass die Banken pleite gehen, weil die Zombiefirmen nicht mehr ihre Kredite bedienen können, die Arbeitslosen ebenfalls nicht, und auch viele Immobilienbesitzer bei der Neufinanzierung straucheln werden.
    Auch kostet es den Banken viel Geld, weil sie Bau-Kredite langfristig vergeben haben, aber kurzfristig finanziert haben.
    Das ist alles keine gute Gemengelage.
    Mal sehen wo wir im Frühling stehen.

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