Der Rallye an Chinas Aktienmärkten droht eine Abkühlung, da Peking sich mit weiteren Stimulierungsmaßnahmen zurückhält. China-Aktien waren in den letzten zwei Wochen regelrecht explodiert, nachdem das Politbüro ein umfangreiches Stimulus-Paket verkündet hatte. In den vergangenen Tagen hatte sich jedoch schon ein Rücksetzer angedeutet. Zum einen sind die chinesischen Aktienmärkte nach dem rasanten Anstieg stark überkauft. Zum anderen bestehen immer noch Zweifel an der Wirksamkeit der Konjunkturmaßnahmen. Der Hongkonger Index Hang Seng notiert aktuell 7 Porzent im Minus.
Aktienmärkte vor Rallye-Pause
Die Erholung der chinesischen Aktien nach der Rückkehr aus einer einwöchigen Börsenpause kühlte sich ab, da die Händler die Entschlossenheit Pekings, weitere Konjunkturmaßnahmen zu ergreifen, in Frage stellten. Die Aktien in Hongkong brachen deutlich ein, der viel beachtete Hang Seng Index notiert aktuell über 7 % im Minus.
Der CSI-300-Benchmark-Index notiert nach der langen Börsenpause nur noch rund 4 % höher, nachdem er in den ersten Minuten um fast 11 % gestiegen war. Die Aktien gaben ihre Gewinne wieder ab, da die Beamten der obersten chinesischen Wirtschaftsplanungsbehörde auf einer Pressekonferenz keine weiteren größeren Konjunkturmaßnahmen angekündigt hatten.
Ein Indikator für chinesische Aktien, die in Hongkong notiert sind, stürzte zeitweise um bis zu 11 % ab, nachdem er in der Zeit, in der die Aktienmärkte am Festland geschlossen waren, um fast den gleichen Betrag gestiegen war. Vor der Unterbrechung der Goldenen Woche war der CSI 300 bis zum 30. September neun Tage lang in Folge gestiegen, was auf eine Reihe von Konjunkturmaßnahmen zurückzuführen war, darunter Zinssenkungen, die Freigabe von Barmitteln für Banken und die Unterstützung von Aktien.
Aktienmärkte: Wie nachhaltig ist die Rallye?
„Die Nachhaltigkeit dieser China-Rallye wird davon abhängen, ob den Worten auch Taten folgen“, sagte Aleksey Mironenko, globaler Leiter für Investmentlösungen bei Leo Wealth in Hongkong. „Das Wichtigste, was wir in Zukunft beobachten werden, ist, welche politischen Maßnahmen in den kommenden Wochen nach den Erklärungen des Politbüros angekündigt werden. Davon wird abhängen, ob unsere Übergewichtung in chinesische Aktienmärkte taktischer Natur ist – und bei einer Änderung der relativen Bewertungen wieder abgebaut wird – oder ob sie strategischer Natur ist.“
Schon vor der Wiedereröffnung der Aktienmärkte auf dem Festland war die Skepsis gegenüber dem Anstieg der chinesischen Aktien gewachsen. Viele Strategen und Fondsmanager hatten den jüngsten Aufschwung mit Vorsicht betrachtet und sagten, sie warteten darauf, dass Peking seine Konjunkturversprechen mit Taten untermauern würde. Einige waren auch besorgt, dass viele Aktien bereits überbewertet waren.
Eine Überhitzung des Marktes für A-Aktien und die Umsetzung der von der chinesischen Regierung vor kurzem angekündigten Konjunkturmaßnahmen gehören zu den Risiken, die Anleger bei der Erholung der chinesischen Aktienmärkte im Auge behalten sollten, schrieben die Strategen von Morgan Stanley, darunter Laura Wang in Hongkong, in einer Research Note.
Umsätze auf Rekordniveau
Die Umsätze an den Börsen in Shanghai und Shenzhen stiegen am Dienstag auf einen Rekordwert von 2,6 Billionen Yuan (368 Milliarden Dollar). Damit wurde das Niveau vom 30. September übertroffen, als der CSI 300 Index um 8,5 % kletterte, der größte Anstieg an einem Tag seit 2008.
Bei mehreren Brokern kam es aufgrund des starken Anstiegs des Handelsvolumens zu einem vorübergehenden Einfrieren der Handelsapplikationen, berichtete Cailian unter Berufung auf einen IT-Mitarbeiter eines Brokers.
Der Druck hatte sich aufgebaut, als chinesische Aktien in Hongkong eine Rallye erlebten, während die Aktienmärkte am Festland geschlossen waren. Nach Angaben des staatlichen Fernsehens China Central Television haben Mitarbeiter der Abteilungen für Informationstechnologie, Betrieb und Kundenservice bei lokalen Handelshäusern ihren Urlaub gestrichen, um sich auf eine geschäftige Handelssitzung vorzubereiten. Die Zahl der Kontoeröffnungen bei großen Brokern erreichte während der Goldenen Woche ein Rekordhoch, da die Kundennachfrage sowohl online als auch offline überwältigend war.
Der Hang Seng China Enterprises Index, der in Hongkong gehandelte chinesische Aktien umfasst, stürzte am Dienstag ab, als sich der Fokus auf die Aktienmärkte in China verlagerte. Der Index in Hongkong war im vergangenen Monat bis Montag um mehr als 30 % gestiegen und war damit der beste Performer unter den mehr als 90 von Bloomberg erfassten globalen Aktienindizes.
„Es gibt eine gewisse Konvergenz an den Aktienmärkten – eine Rotation von Hongkong nach China“, sagte Marvin Chen, ein Stratege bei Bloomberg Intelligence in Hongkong. „Die A-Aktien werden in erster Linie von den inländischen Liquiditätsimpulsen profitieren.
Höhere Ausgaben
Beamte der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform (NDRC) kündigten an, die Ausgaben zu beschleunigen, und bekräftigten gleichzeitig ihre Pläne, die Investitionen anzukurbeln und die direkte Unterstützung für einkommensschwache Gruppen und Hochschulabsolventen zu erhöhen. Sie fügten hinzu, dass China im nächsten Jahr weiterhin ultralange Staatsanleihen zur Unterstützung von Großprojekten ausgeben und eine ursprünglich für 2025 geplante Investition in Höhe von 100 Milliarden Yuan in strategischen Schlüsselbereichen auf dieses Jahr vorziehen werde.
Der chinesische Offshore-Yuan verzeichnete während der Pressekonferenz kurzzeitig Verluste, als die Rallye an den Aktienmärkten an Fahrt verlor, bevor die Währung sich stabilisierte. Der Onshore-Wechselkurs, der fünf Sitzungen lang geschlossen geblieben war, verzeichnete eine Aufholbewegung und fiel um 0,6 % auf 7,066 je Dollar. Die Renditen der chinesischen Referenzanleihe stiegen zunächst um sieben Basispunkte, bevor sie auf 2,18 % sanken.
Die chinesische Führung strebt in diesem Jahr ein Wachstum von rund 5 % an, doch die Wirtschaftsdaten der letzten Monate zeigen, dass dieses Ziel nur schwer zu erreichen sein wird, da die Verbraucherausgaben nach wie vor schleppend sind und der Abschwung im Immobiliensektor anhält.
Boom and Bust Zyklen
Der zweitgrößte Aktienmarkt der Welt hat mehrere Boom-and-Bust-Zyklen hinter sich. Angesichts der Verlangsamung des Wachstums und der Desinflation schaltete China Ende 2014 in den Stimulierungsmodus und löste eine atemberaubende Rallye an den Aktienmärkten aus, die Mitte 2015 spektakulär auf den Boden der Tatsachen zurückfiel. Der Shanghai Stock Exchange Composite Index hat sich von Oktober 2014 bis Juni 2015 mehr als verdoppelt, brach dann aber innerhalb von zwei Monaten um mehr als 40 % ein.
„Wir brauchen eine Steuerreform und dann hoffentlich eine wirklich große Wirtschaftsreform“, sagte Eva Lee, Leiterin des Bereichs Greater China Equities bei UBS Global Wealth Management in Hongkong, im Bloomberg-Fernsehen. „Wenn wir bis Ende dieses Jahres immer noch keine größeren Maßnahmen ergriffen haben, werden wir wahrscheinlich auf diesem Niveau enden.“ Chinas Aktienmarktrallye gerät ins Stocken, die Gründe bespricht Bloomberg:
FMW/Bloomberg
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