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Einordnung Aktienmärkte merkwürdig robust nach US-Daten von 14:30 Uhr

Die Aktienmärkte stiegen nach den stärkeren US-Preisdaten von 14:30 Uhr sogar. Was ist hier los? Eine Einordnung.

Börsenkurse
Grafik: Phonlamaistudio-Freepik.com

Die Aktienmärkte in den USA sind auf Futures-Basis ab 14:30 Uhr gefallen, aber nur kurz! Dow Jones auf CFD-Basis -190 Punkte, Nasdaq 100 -130 Punkte. Aber wenige Minuten später waren die Verluste wieder ausgeglichen, jetzt sind die Indizes unterm Strich sogar leicht im Plus. Eine merkwürdige Reaktion, die man in den letzten Wochen mehrmals sah.

Aktienmärkte zucken nur kurz – aber unterm Strich im Plus

Die um 14:30 Uhr gemeldeten US-Produzentenpreise fielen mit +0,5 % im Monatsvergleich höher aus als erwartet (+0,3 %). Auch andere Indikatoren der letzten Tagen legten die Vermutung nahe, dass die morgen anstehende Inflationsmeldung höher ausfallen könnte als bislang gedacht. Für die Aktienmärkte würde das eigentlich bedeuten: Längere Zeit höhere Zinsen bei der Federal Reserve, um die zu hohen Preissteigerungen zu bekämpfen. Und längere Zeit hohe Kreditkosten sind nun mal Gift für Verbraucher und Unternehmen.

Warum der Markt die höheren Preise ignoriert

Aber dieses Mal ignorieren die Märkte die höheren Preise. Warum? Wie gesagt, man sah es die letzten Wochen bereits mehrmals: Starke Preisdaten führten nicht mehr zu fallenden Aktienkursen. Viele Profi-Investoren könnten sich grundsätzlich sagen: Die hohen Zinsen haben die US-Konjunktur bisher nicht abgewürgt, also schaden noch ein paar weitere Monate hohe Zinsen auch nicht mehr. Und viele Anleger sagten sich auch, was man auch von Analystenstimmen hören konnte (sinngemäß): „Die Fed wird die Zinsen doch sowieso senken, was gut sein wird für die Aktienmärkte. Auf ein paar Monate später kommt es nicht an, Hauptsache man sieht am Horizont, dass die Zinssenkungen absehbar sind“.

Also kann man sich eigentlich zurücklehnen, und derzeit höhere Preissteigerungen ignorieren? Einfach weiter Aktien kaufen? Natürlich weiß niemand, was die morgigen Inflationsdaten hergeben, und wie die Aktienmärkte dann reagieren. Aber für den Moment gibt man sich mehr als entspannt. Auch US-Dollar und US-Anleiherenditen, die ab 14:30 Uhr kurz nach oben zuckten, notieren jetzt tiefer als kurz vor 14:30 Uhr. Ein Zeichen, dass man diese heutigen Produzentenpreisdaten ignoriert, oder sie offenbar nicht als stark genug betrachtet, als dass die Federal Reserve die erste Zinssenkung zu weit nach hinten verschiebt.

Powell-Rede

Und da wären wir schon bei der Rede von Jerome Powell, die seit 16 Uhr läuft. Er ist Gast in den Niederlanden, und spricht dort über Geldpolitik. Er deutete an, dass die Geldpolitik womöglich länger restriktiv sein könnte, weil der Preisauftrieb zuletzt doch robuster war. Daraufhin fallen die Aktienmärkte ein klein wenig. Aber von kurz vor 14:30 Uhr bis jetzt ist keine klare Tendenz in die eine oder andere Richtung erkennbar. Der Absturz, den man bei höheren Preissteigerungen eigentlich erwarten würde, ist bis zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls ausgeblieben. Vielleicht müssten die morgigen Inflationsdaten erst extrem stärker als erwartet ausfallen, damit die Aktienmärkte abrutschen?



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11 Kommentare

  1. Meines Erachtens ist das kein freier Markt mehr, sondern eine klassische Planwirtschaft.

    Der Markt ignoriert absolut ALLES. Wäre heute 2008 und es wird bekannt , dass Lehman pleite geht, würden alle sagen: „das ist doch positiv! Eine Bank weniger… dann werden die anderen Banken mehr verdienen… also Long auf alles!!!“. Markt schiesst nach oben. Ich wette mit euch, dass das heute passieren würde, weil einfach alles ignoriert wird.

    Wie gesagt, für mich sieht das alles nicht mehr wie eine freie Marktwirtschaft aus, sondern es wird von ein paar großen Playern, in Zusammenarbeit mit dem Staat, alles kontrolliert / koordiniert. Anders kann man sich die Situation nicht erklären.

    1. zufällig vorbei gekommen

      Gibts da nicht bald eine Wahl? Und wäre ein Börsensturz nicht schlecht für die aktuelle Regierung? Hat der Präsident nicht sogar eine ganz geheime Börseneingreiftruppe? Soll gar der Herausforderer verhindert werden? Und ist Börse nicht überwiegend Psychologie?
      Fragen über Fragen…

      1. Wahlen gab es auch am 4 November 2008 und trotzdem ist alles, im selben Jahr, eingestürzt.

        Aber heute ist ja alles irrelevant.

  2. Absolut nachvollziehbar, dass die Märkte nur kurz reagierten. Leider haben Sie folgendes mal wieder (bewusst?) nicht erwähnt: die Vormonate wurden zum Teil massiv nach unten revidiert. Also sind die Zahlen nicht kritisch

    1. @Frank, doch, ich habe die Abwärtsrevision erwähnt!

      1. Ich nahm Bezug auf Claudios Artikel :)

        1. ah ok..

  3. interessant, dass genau zum zeitpunkt massiv anspringender inflation vormonate nach unten revidiert werden. war das nicht bisher eher genau umgekehrt der fall? eigenartig, nicht?

    diese daten im näheren staatlichen umfeld in den usa haben genausoviel glaubwürdigkeitsgehalt wie die in china.

    im endeffekt kann es aber dauerhaft eine andauerndes stagflations-/rezessionsszenario nicht verbergen, da irgendwann die nachfrage nach allem einbricht. lange wird von den haushalten noch gemanged, dass man sich nur noch im freizeitbereich was gönnt, weil bei den investitionsgütern (siehe industriekonjunktur) gehofft wird, dass die waschmaschiene oder die verbrennerkarre es noch ein paar monate macht.

    diese gewinne der coros werden lediglich durch das b2b noch aufrecht erhalten, die ihr nullzinsgeld noch verbrennen. unter anderem durch aktienrückkäufe. aber so kann man vieleicht auch die liquidität aus dem markt squeezen. allerdings schüttet man hintenrum auch wieder ebensolche durch eine staatliche schuldenorgie hinein. nun ja, wer glaubt das sei neuhochdeutsch „sustainable“, darf das gerne glauben.

  4. Hast recht gehabt, genau so ist es gekommen. Macht alles keinen Spaß mehr, der große Fall wird sehr heftig kommen und die Großen Player werden es auslösen. So wie sie jetzt alles nach oben drücken.

    1. Eine Sache ist faszinierend… die Aktienmärkte gingen bis zum 19.04.2024 nach unten und ab dem 22.04.2024 sehen wir die Erholung. Was war am 19.04.2024? Kleiner Verfall! Wann ist der nächste Verfallstag ?! Der 17.05.2024. Bin auf die Kurse nächste Woche gespannt. Diese Woche wird weiterhin volatil, aber wahrscheinlich nicht nach unten.

  5. „…Macht alles keinen Spaß mehr, der große Fall wird sehr heftig kommen…“

    Sich an der Seitenlinie ärgern, weil man sich nie getraut hat, macht wirklich keinen Spaß, wenn alles steigt. Da wünscht man sich schon mal den „großen Fall“, auf den „Insider“ nun schon seit Jahren warten.
    Der vielbeschworene „große Fall“ ist ok, sofern man etwas Cash übrig hat.
    Und trauen muß man sich dann halt, sonst macht es wieder keinen Spaß an der Seitenlinie.

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