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MicroStrategy: Bitcoin-Verkauf wegen angespannter Liquidität?

MicroStrategy: Bitcoin-Verkauf wegen angespannter Liquidität?
Michael Saylor, Vorsitzender von MicroStrategy

Analysten beginnen, dem Unternehmenssoftware-Geschäft des Bitcoin-Investors MicroStrategy mehr Aufmerksamkeit zu schenken als üblich aufgrund der angespannten Liquiditätslage. Wie Bloomberg berichtet, wirft der Cashflow von MicroStrategy inmitten der Bitcoin-Rallye einige Fragen auf. Der Kurs der Aktie steht heute ebenfalls unter Druck, der Titel verliert 4,5 Prozent. Muss der Mitbegründer und Vorsitzende Michael Saylor nun einen Teil seiner digitalen Vermögenswerte verkaufen?

MicroStrategy: Bitcoin-Investor

Die Frage, wie man das Geld, das aus dem operativen Geschäft abfließt, am besten investiert, war es, die Michael Saylor vor vier Jahren dazu veranlasste, sich Bitcoin zuzuwenden. Seitdem verfolgt das in Tysons Corner, Virginia, ansässige Unternehmen eine zweigleisige Strategie, indem es in die größte Kryptowährung Bitcoin statt in traditionelle Vermögenswerte wie kurzfristige Staatsanleihen investiert und das Softwaregeschäft ausbaut.

Während der Bitcoin-Bestand von MicroStrategy in den letzten Jahren auf fast 15 Milliarden US-Dollar angestiegen ist und das Unternehmen damit zum größten öffentlichen Inhaber der digitalen Währung wurde, stagnierten die Einnahmen aus dem Softwaregeschäft. Es wird erwartet, dass sich die Einnahmen kaum verändern werden, wenn das Unternehmen am Donnerstag die Ergebnisse für das zweite Quartal veröffentlicht.

„Für mich besteht die große Frage darin, ob der Cashflow ausreicht, um den zusätzlichen Zinsaufwand für die ausgegebenen Wandelschuldverschreibungen zu decken“, so Lance Vitanza, Analyst bei TD Cowen, der die MicroStrategy-Aktie zum Kauf empfiehlt. „Wenn meine Schätzungen richtig sind, haben sie nicht viel Spielraum für Fehler, wenn sich ihr Softwaregeschäft nicht gut entwickelt.

Angespannte Liquiditätslage

MicroStrategy hat neben dem operativen Cashflow verschiedene Mittel eingesetzt, um Geld für den Kauf von Bitcoin zu beschaffen, wie beispielsweise die Ausgabe von Wandelanleihen im Wert von mehr als 2 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr. Die Erlöse aus dem Softwaregeschäft werden verwendet, um den damit verbundenen Zinsaufwand und die Steuern zu bezahlen.https://finanzmarktwelt.de/big-tech-schlaegt-bitcoin-krypto-sackt-ab-tech-aktien-steigen-317774/digiatle

Vitanza schätzt, dass das Unternehmen in diesem Jahr etwa 45 Millionen Dollar an Zinsausgaben und etwa 20 Millionen Dollar an Steuern in bar zu zahlen hat, und etwa 82 Millionen Dollar an Gewinnen vor Steuern. Aufgrund der angespannten Liquiditätslage geht Vitanza davon aus, dass das Unternehmen mit der Ausgabe zusätzlicher Anleihen zum Kauf weiterer Bitcoin bis zum nächsten Jahr warten wird. Obwohl sich der Wert der Bitcoin-Bestände des Unternehmens fast verdoppelt hat, tragen die digitalen Vermögenswerte weder zur Gewinn- noch zur Verlustrechnung bei, da sie kein Einkommen generieren.

Das hat die meisten Aktienanleger bisher wenig beunruhigt. Die Aktien des Unternehmens sind in diesem Jahr um 156 % gestiegen und haben damit den etwa 50 %igen Anstieg des Bitcoin-Kurses im selben Zeitraum deutlich übertroffen – die Akite funktioniert wie ein Hebel auf den Bitcoin.

Michael Saylor: MicroStrategy-Aktien seit Bitcoin-Kauf - Cashflow unter Druck
MicroStrategy-Aktien seit der Investition in Bitcoin

Es droht ein Quartalsverlust

Laut den von Bloomberg befragten Analysten wird MicroStrategy einen Quartalsverlust von 78 Cents pro Aktie und einen unveränderten Umsatz von 119,3 Millionen Dollar verzeichnen. Im Vorjahreszeitraum verdiente das Unternehmen noch 1,68 Dollar je Aktie. Der Softwarehersteller wird wahrscheinlich auch eine Wertminderung auf seine Bitcoin-Bestände vornehmen, was laut Bloomberg-Berechnungen ausreichen könnte, um 12 der 16 Quartale seit Beginn des Bitcoin-Kaufs unrentabel zu machen.

Selbst wenn das Softwaregeschäft ins Straucheln gerät, hat MicroStrategy immer noch eine Menge Möglichkeiten, seine Rechnungen zu bezahlen. Die Schulden werden nicht vor 2027 oder später fällig. Um Geld zu beschaffen, könnte MicroStrategy eine weitere Wandelanleihe ausgeben, einen Kredit aufnehmen, weitere Aktien ausgeben oder sogar Bitcoin verkaufen.

Muss Microstrategy Bitcoin verkaufen?

„Sie müssten verkaufen, wenn sie Bargeld brauchen – derzeit hauptsächlich, um Schulden zurückzuzahlen“, sagte Austin Campbell, ein Professor an der Columbia Business School.

Der Cashflow könnte auch durch eine Rechnungslegungsänderung im nächsten Jahr beeinträchtigt werden, die MicroStrategy dazu verpflichtet, seine digitalen Vermögenswerte zum Marktwert zu bewerten. Das Unternehmen muss möglicherweise eine alternative Mindeststeuer in Höhe von 15 % zahlen, wenn sein durchschnittliches bereinigtes Jahreseinkommen für einen beliebigen Zeitraum von drei aufeinanderfolgenden Steuerjahren vor dem Steuerjahr 1 Milliarde US-Dollar übersteigt, wie aus einer Unternehmenserklärung hervorgeht.

Mit der Verabschiedung der Regel „könnten wir der alternativen Mindeststeuer unterliegen, wenn wir zum Beispiel erhebliche nicht realisierte Gewinne aus unseren Bitcoin-Beständen erzielen“, so MicroStrategy in der Einreichung. „Wenn wir aus diesen oder anderen Gründen den neuen Steuern im Rahmen des IRA unterliegen, könnte dies unsere Finanzergebnisse, einschließlich unserer Erträge und unseres Cashflows, sowie unsere Finanzlage erheblich beeinträchtigen.“

„Die Wahrscheinlichkeit, dass MicroStrategy oder Michael Saylor ihre Bitcoin-Bestände verkaufen, scheint sehr gering zu sein, wenn sich die öffentlichen Aussagen von Michael Saylor als wahr erweisen“, sagte Jacob Joseph, ein Analyst beim Marktforscher CCData. „Als prominenter Befürworter der Bitcoin-HODL-Bewegung hat Saylor immer wieder optimistische Prognosen für den zukünftigen Wert von Bitcoin geteilt.“

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. „Die Schulden werden nicht vor 2027 oder später fällig“…endlich Schulden die nie fällig werden…das ist beruhigend und trifft genau den Nerv der Zeit

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